Zum Beispiel Mali

Wenn schwurbelnde Entwicklungshelfer ihre Felle davonschwimmen sehen.

Die geplanten oder schon durchgeführten Kürzungen bei der grössten Entwicklungshilfsorganisation der Welt haben Entsetzensschreie ausgelöst. Dass USAID nicht mehr mit der grossen Kelle Milliarden verteilt, trifft viele arme Entwicklungshelfer an ihrer empfindlichsten Stelle: dem Portemonnaie.

Das sei unmenschlich, unverantwortlich, Kinder sterben, Seuchen breiten sich aus, Hungersnöte, furchtbar. So das Narrativ. Die NZZ hat unter Verwendung des Öffentlichkeitsgesetzes Einblick in einen immer noch teilweise geschwärzten internen Bericht des EDA genommen, der sich mit der Schweizer Entwicklungshilfe in Mali befasst.

Zu der hat der berufene Fachmann Toni Stadler bereits das Nötige gesagt: «Weil die Bevölkerung stärker wuchs als das BIP, geht es der Unterschicht Afrikas heute schlechter als nach der Unabhängigkeit. Nach jahrzehntelanger Unterstützung sind der Sudan, Tschad, Niger, Mali, Burkina Faso oder Moçambique gescheiterte Staaten und werden (unterstützt durch Russland oder China) wieder autoritär regiert.»

Stadler hat 25 Jahre bei IKRK, Uno, OECD, Schweizer Auslandhilfe in Asien, Nahost und Afrika gearbeitet.

Im gescheiterten Staat Niger verbrät nebenbei die staatlich alimentierte NGO Swissaid seit 1974 Millionen. Das aktuelle Jahresbudget beträgt satte 3,52 Millionen Franken. Sinnlos verpulvert.

Der gescheiterte Staat Mali ist ein sogenanntes «Schwerpunktland» der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza. Als eines der wenigen Länder betreibt die Schweiz weiterhin «Entwicklungshilfe», während viele andere Staaten nach diversen Militärputschs und bürgerkriegsähnlichen Zuständen aufgegeben haben und abgezogen sind.

Aber auch die Schweiz konnte beim besten Willen 8 Millionen Franken ihres Gesamtbudgets von etwas über 21 Millionen nicht ausgeben. Allerdings, so schreibt die NZZ: «Nur das Budget für die kurzfristigere humanitäre Hilfe schöpfte die Schweiz in Mali vollständig aus.»

Also die sinnlosestes Art von Entwicklungshilfe. Insgesamt konstatiert der Bericht in der Zusammenfassung der NZZ ein Desaster: «Kriegerische Auseinandersetzungen erschwerten die Arbeit der Deza zusätzlich. In den betroffenen Regionen sei es nur in begrenztem Ausmass möglich gewesen, Besuche von Projekten und Partnern durchzuführen, heisst es im Bericht. Kontrollen scheinen generell schwierig zu sein. Die Prüfer stiessen auf verschiedene Zahlungen an Partnerorganisationen, die freigegeben worden waren, ohne dass bei diesen ein Bedarf an liquiden Mitteln feststellbar gewesen sei. In einigen Fällen seien für 2024 vereinbarte Zahlungen ohne nachweisbaren Bedarf bereits Ende 2023 vorgenommen worden.»

Diese «Verzögerungen» bedeuten zum Beispiel, dass ganze Projektteams in Lohn und Brot stehen, aber einfach Däumchen drehen. Erschwerend kommt hinzu, dass Mali Entwicklungshilfe mit 11 Prozent als festen Posten im Staatsbudget einbucht. Die Schweiz gehört mit insgesamt 38 Millionen diverser Hilfen zu den zehn grössten Geberländern des gescheiterten Staats.

Noch beunruhigender als dieses herausgeschmissene Steuergeld ist die Haltung des EDA, das der NZZ mitteilt:

«In volatilen Kontexten wie Mali sei eine Kombination von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe wichtig, um die langfristigen Ziele zu erreichen.»

Also null Problembewusstsein. Ein weiteres Problem, dem sich das Deza ausgesetzt sieht, läuft allerdings unter dem Aspekt schlechter Witz:

«Die an Ort und Stelle tätigen Schweizer sagten den Kontrolleuren, man ermüde in diesem Umfeld stark und benötige alle zwei bis drei Monate eine Auszeit. Selbst innerhalb Bamakos sei es nur mit Einschränkungen möglich, sich zu bewegen. Dadurch sei man das ganze Jahr einer schlechten Luft ausgesetzt. Das EDA bekundet zunehmend Mühe, Interessenten für die frei werdenden Stellen zu finden. Für die Stelle des Chefs der IZA ging in der ersten Runde keine Bewerbung ein.»

Schön wäre es, wenn es sich um einen Aprilscherz handeln würde …

1 Antwort
  1. C.Rickenbacher
    C.Rickenbacher sagte:

    Wenn NGO’s, Staats- oder Steuergelder annehmen, ist das schon ein Widerspruch in sich. Dazu fehlt diesen Gruppierungen jegliche demokratische Legitimation…
    Bei einer knallharten «Kosten / Nutzen» Analyse, sind 60 – 70 Jahre Entwicklungshilfe krachend gescheitert. Ausser Förderung der Korruption haben sie nicht viel bewirkt…

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