NZZaS, ach herrje

ZACKBUM wollte sich mal wieder laben. Aber an solchem Gelaber?

Der schlechten Tradition folgen, als Aufmacher eine mittelmässige Illustration, die pseudo-beängstigende Frage: «Macht er uns ärmer?» Als ob das zurzeit jemand wissen könnte. Dann als neues grafisches Element ein Aufkleber auf den Zeitungskopf, was man eigentlich nicht mache sollte. Und erst noch zu was für einem Thema.

Nicole Althaus über Umea, «der schwedische Ort gilt als Welthauptstadt der Gleichberechtigung». Au weia. Aber dieses Grauen kommt erst weiter hinten.

Zunächst kommt das naheliegendere. Muss man das beschreiben? Ach, manchmal sagt ein Seitenbild wirklich mehr als tausend Worte:

Doch, der Versuch, die Cover-Illustration zu unterbieten, ist bravurös gelungen.

Um die vorangehende Leidensstrecke dem Leser zu ersparen, zitiert ZACKBUM nur den Schluss des Editorials von Beat Balzli, dem sich offenbar bis heute niemand traut zu sagen, dass er das doch einfach seinlassen sollte:

«Ein gestärkter Binnenmarkt plus die überfällige Kapitalmarktunion können Europa gar Luft für eine Entrümpelungsaktion verschaffen, Schlüssel für das Comeback sein – und auch für den Erhalt des Schweizer Wohlstands, was nicht allen klar ist. Denn der grosse Bruder findet Davos «ein schönes Dorf». Dass er die schöne Schweiz verschont, hat er nicht gesagt.»

Der letzte Satz ist wieder mal so ein Dunkeltext, den niemand versteht, ausser: Ende Gelände fürs Editorial. Der Satz davor ist brüllend falsch. Eine «Kapitalmarktunion»? Himmels willen, hat es denn nicht gereicht, was passiert, wenn Griechenland zu gleichen Zinsen Kredite aufnehmen kann wie Deutschland oder Norwegen? Eine immer dysfunktionaler werdende EU soll den Schweizer Wohlstand erhalten? Den die Schweiz dadurch errungen – und verteidigt hat –, dass sie eben so wenig wie möglich an dieses unfähige Monster angeflanscht ist?

Dann ein Interview mit Bundesrat Guy Parmelin; die USA drohten mit irgendwas, und schon das Titelzitat macht die Lektüre überflüssig: «Wir werden versuchen, diesen Entscheid umzustossen». Diesem Versuch sieht Trump sicher mit Bangen entgegen.

Dann wird Dennis Frasch wieder verhaltensauffällig. Welch ein Titel, welch ein Lead, welch ein Schwachsinn:

«Und schon tanzen sie auf den Trümmern. Mit der Brandmauer wollten die politische Mitte und die Linke in Deutschland die AfD ausgrenzen. Jetzt riskiert Friedrich Merz ihren Fall. Ein Nachruf.» Der Nachruf auf den Kanzlerkandidaten der CDU: «Merz nimmt in Kauf, dass es Mehrheiten mit der AfD geben könnte.»
Himmels willen, welches Verständnis hat Frasch denn von Demokratie? Die AfD ist zurzeit die grösste Oppositionspartei im Bundestag. Sie liegt nach Meinungsumfragen nur hinter der CDU, mit 20 Prozent weit vor SPD, Grüne und dem Rest. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es wohl mehr Überschneidungen zwischen AfD und CDU gibt als mit der SPD, dem BSW, der FDP oder gar der Linken. Die Grünen sind vielleicht eine Ausnahme, diese Partei der Opportunisten und Wendehälse kann sich überall einfinden.
Dann wird Frasch wirklich frech: «Die SVP ist zwar nur bedingt mit der AfD zu vergleichen, trotzdem bildet sie mit der SP regelmässig ihre «unheiligen Allianzen» – pragmatische Zweckbündnisse, die man achselzuckend zur Kenntnis nimmt. In Deutschland ist das anders.» Die SVP sei nur «bedingt», aber immerhin mit der AfD zu vergleichen. «Trotzdem», wieso trotzdem, bilde sie mit der SP «unheilige Allianzen». Was soll daran, ausser für einen gläubigen Kirchgänger des Gottesdiensts der einzig richtigen Gesinnung, unheilig sein?
In Deutschland sei durch den Hitlerfaschismus die Erkenntnis gereift, «dass die parlamentarische Zusammenarbeit mit Antidemokraten nicht nur deren Macht stärkt, sondern letztlich die Demokratie selbst zerstört». Also die bedingt vergleichbare SVP, dann die AfD als Antidemokraten und dahinter die NSDAP. Wie kann die NZZaS nur zulassen, dass so ein Unsinn publiziert wird?
Es folgt ein Titel, den gute Sitten und Anstand eigentlich auch verbieten würden: «Der talentierte Herr Ritter». Pech für ihn, dass sein Nachname die Verballhornung von «Der talentierte Mr. Ripley» von Patricia Highsmith anbietet. Ritter ist Bundesratskandidat, Ripley ein eiskalter Soziopath und Mörder. Wunderbar.
Kann man das noch steigern? Kaum, aber doch: «Verhindern Sexpuppen Gewalt?» Hm, die Idee, im Gazastreifen oder in der Ukraine es mal mit Sexpuppen zu probieren?
Dann noch eine schwüle Brise: das Kino entdecke, «was junge Männer längst fasziniert: die Anziehungskraft älterer Frauen, die ihr Begehren ausleben». Hui. Schliesslich  in dieser Reihe noch «Erben ist sehr schambehaftet», nichts erben hingegen ist scheisse.
Und damit ist’s mal wieder überstanden und die Frage offen, ob das jemals wieder besser wird.
4 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Haben Sie eigentlich die vorletzte Ausgabe der NZZaS verpasst, Herr Zeyer? Oder war diese dann doch zu bescheuert, um hier besprochen zu werden?

    «Und damit ist’s mal wieder überstanden und die Frage offen, ob das jemals wieder besser wird.»

    Leider nicht. Denn Balzli ist gänzlich unfähig, eine totale Fehlbesetzung für diesen Job. Neuester Tiefpunkt sind diese infantilen Illustrationen, mit denen sich das Blatt auch visuell dem Unterschichtenportal «watson» annähert.

    Auf die aktuellen weltpolitischen Umbrüche reagiert man wie bei anderen linken Redaktionen mit Trotz und Verhärtung. Unbedingt weiter wie bisher, mehr vom Gleichen; dazu bloss Verachtung, Hass und Verhöhnung gegenüber Andersdenkenden.

    Nach wie vor gibt man auf unbekümmerte Art vom Hochstatus aus den Tarif durch. Dabei sind diese selbstgerechten Ideologen zu plump um zu realisieren, wie sehr sie geistig in ihrem Schlamm stecken geblieben sind.

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  2. Rolf Hug
    Rolf Hug sagte:

    Die Fakenews über die AFD in den Mainstreammedien nehmen langsam groteske Züge an. Dabei ist die AFD die einzige Partei, die Israel unterstützt und damit den linken und grünen Antisemiten und Hamasversteher die Stirn bietet. Bleibt zu hoffen dass eine Mehrheit der CDU endlich die Demokratie akzeptiert wie sie ist und von der unsinnigen Brandmauer abrückt.

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Wie unterstützt die AfD Israel? Mit grossen Worten, mehr nicht. Informieren sie sich wie der deutsche Staat Israel unterstützt, mit finanzieller Hilfe, Waffen, etc., aber den Durchblick haben ist anspruchsvoller als die Rechtsextremen hochjubeln!

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Herr Hug,
      die Rüstungsindustrie Deutschlands ist so ziemlich der einzige Sektor der läuft wie geschmiert – und das nicht nur wegen den bösen Russen. Und noch ganz ohne AFD.
      Ihre Argumentation hinkt mehr als, dafür trieft sie zünftig.

      Und es braucht weder Antisemitismus noch Hamas-Verstehen, um zu sehen, wer dem Ansehen und der Zukunft Israels gewaltigen Schaden zugefügt hat.
      Neben dem unsäglichen Wüten in der ‹Nachbarschaft›, in diesen Dimensionen mit rein gar nichts zu entschuldigen.

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