Über die Hutschnur
Schon wieder der «Blick» fürs Wesentliche.
Ist schon alles über Trumps Inauguration gesagt und geschrieben worden? Aber nein, da gibt es noch ein bedeutendes Detail, das nur den scharfen Augen der gesammelten Kompetenz der «Blick»-Familie nicht entgangen ist. Melania Trump hatte. Einen Hut. Auf.
Und was für einen. Da muss der Fachmann ran:
Stil-Experte Jeroen van Rooijen entdeckt dahinter eine «alles andere als frohe Botschaft». Oder ganz einfach: was wollte Frau Trump damit der Welt und ihrem Gatten sagen? «Ihre Botschaft: Bleib mir bloss fern!» Denn van Rooijen «kann dem Hut nichts abgewinnen: «Da ist nichts Fröhliches, Positives, er strahlt nur negative Energie aus.»»
Wow, ein Hut strahlt negative Energie aus. Stimmt, er ist schwarz, und bekanntlich erkannte man die Bösewichter in Western, also zu Zeiten vor «American Primeval», immer am schwarzen Hut. Aber Melania Trump hat noch mehr auf Lager: «Melania schafft nicht nur körperliche Distanz – die Hutkrempe wirkt wie ein Schleier über den Augen, der jede emotionale Nähe oder jeden Ausdruck verhindert. Und wenn sie tatsächlich mal lächelt und dabei eine Reihe perfekter Zähne zeigt, wirkt es eher wie die Drohgebärde eines Raubtiers.»
Ui, verspürt nur ZACKBUM hier einen Hauch Sexismus? Die Frau als Raubtier? Ts, ts. Auch der Gatte spielt mit: ««Die beiden inszenieren sich wie ein ungleiches Traumpaar aus einem Gangsterfilm», so van Rooijen. «Sie lassen wenig Zweifel daran, dass sie einen wütenden Rachefeldzug führen werden.»»
Aber zurück zum Hut: «Es ist ein Gangsterhut aus den 50er-Jahren. Bei Melania ist es eine Mischung aus Mafia-Braut, Zirkusdirektorin und Begräbnis», weiss der Stil-Experte. Der Sexismus-Verdacht verstärkt sich.
Aber am Schluss wird er dann doch wieder unsicher, als hätte er zuvor nicht ganz genau Melania durch den Hut hindurch in den Kopf geschaut: «Was sich Melania bei ihrem Look tatsächlich überlegt hat, wird wie immer ihr Geheimnis bleiben: «Diese Frau sagt oder erklärt ja nie irgendetwas», sagt van Rooijen. «Sie ist eine Sphinx, und dieses Image kultiviert sie gerade sehr entschlossen.»»
Negative Energie, Abweisung, Mafia-Braut, Zirkus-Direktorin und nun auch noch Sphinx. Hier erleben wir die Geburtsstunde einer neuen wissenschaftlichen Disziplin: die Hutkunde. Wir erleben sie hier trotzdem bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, wie es nur ein echter Stilexperte aus dem Hut zaubern kann.
Der weiss auch, wie wichtig dabei der Blick über den Hutrand ist, in die dunkle Vergangenheit hinein: «Der Trick, sich mit Kleidung Distanz zu schaffen, ist nicht neu. So waren einst die ausladenden Röcke von adligen Damen nicht nur Ausdruck von gesellschaftlichem Status, sondern auch eine sichtbare Barriere.» Fehlte nur noch, dass er die dafür nötigen Poschen erwähnt, aber vielleicht ist da die neue Disziplin eben doch noch nicht ganz ausgereift, beim Reifrock.
Aber Hand aufs Herz, das Ganze ist doch nur die Vorbereitung für den nächsten Artikel der Serie: Trennt sich Melania von ihrem Mann? Oder doch nicht? Oder vielleicht? Oder man weiss es nicht, aber wenn die Alternative eine weisser Fleck auf der Homepage wäre …
Wobei, stattdessen dafür sorgen, dass so ein Schwachsinn de Leser über die Hutschnur geht …
Mein Kommentar zur Schreibe von Tanja Rast wurde abgelehnt.
“Eine Frau trägt Hut, mach was draus. Tanja Rest hat es sehr gut gemacht. Frau Trump sowieso, Donald erst recht.”
Begründung: «Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehört die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken. Ebenso persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer sowie Dritte oder auch ein grundsätzlicher Ton «unter der Gürtellinie». Als beleidigend gelten auch Verunstaltungen von Namen, entweder von anderen Diskussionsteilnehmern, aber auch von dritten Personen oder Einrichtungen.»
Gelten diese Regeln auch für sog. Journalisten aus dem Hause Supino?
Und wo ist jetzt das Problem?