Blattschuss

Wie Woke-Wahn einen Politiker erledigt.

Noch am 3. Januar wusste es die «Süddeutsche» ganz genau:

«Der Vorstand des Grünen-Kreisverbands Berlin-Pankow hat den Bundestagsabgeordneten «Stefan Gelbhaar aufgefordert, auf eine Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten. Geldhaar steht wegen Vorwürfen sexueller Belästigung in der Kritik

Die NZZ legte am 9. Januar nach: «Nach Belästigungsvorwürfen hat die Ökopartei den Berliner Direktkandidaten in einer Kampfabstimmung abgewählt.» Er hatte vorher einen sicheren Listenplatz für die kommenden Bundestagswahlen; an seiner Stelle ist nun die Landespolitikerin Julia Schneider, die für einen Kreisverband plädierte, «in dem sich Frauen sicher und gehört fühlen können».

Geldbhaar beteuerte von Anfang an seine Unschuld.

Offenbar waren – inklusive eidesstattlicher Versicherungen – Vorwürfe wegen unangemessenem Verhalten bis zu strafbaren sexuellen Übergriffen bei der Ombudsstelle der Grünen Partei eingegangen. Das wurde Ende Dezember zur ARD-Anstalt Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) durchgestochen, der darüber die Öffentlichkeit informierte.

Dann der Knaller: der gleiche RBB gab zu, dass die Hauptbelastungszeugin Anne K. gar nicht existiere (aber im Beitrag von einer Schauspielerin dargestellt wurde)  und die Belästigungen erfunden worden waren. Welch eine Blamage eines Gebührensenders. Der veröffentlicht solche rufschädigenden und potenziell ruinösen Vorwürfe gegen einen zuvor unbescholtenen Parlamentarier, ohne sich wenigstens versichert zu haben, dass diese Zeugin überhaupt existiert.

Als Knall auf Fall die Feministin Shirin Kresse von allen Ämtern zurücktrat und die Grüne Partei verliess, war wenigstens klar, wer dieses Pseudonym erfunden hatte. Sofort setzte der übliche Schwiemel- und Verwedelzirkus ein. Natürlich zeigten sich die Grünen-Chefs nach kurzer Schrecksekunde «persönlich betroffen und erschüttert». Auch Kanzlerkandidat Habeck bequemte sich zur Aussage, die Vorgänge seien «gravierend und schockierend». Und natürlich durfte die Floskel der «rücksichtslosen» Aufklärung nicht fehlen.

Zwischenbilanz: die politische Karriere (und auch der Ruf) von Gelbhaar sind beschädigt, wenn nicht zerstört. Die an seiner Stelle gesetzte Direktkandidatin sieht keinen Anlass, ihrerseits nun zurückzutreten und allenfalls Gelbhaar wieder dorthin zu lassen, wo er vor dieser fiesen Intrige war.

Der RBB hat die entsprechenden Meldungen gelöscht und kurz Asche aufs Haupt gestreut. Die Betrügerin habe aber auch hohe kriminelle Energie gezeigt, da könne man halt nicht viel machen, jammerte er noch.

Schön wäre es, wenn dieser Skandal ein weiterer Sargnagel für die «#metoo»-Bewegung wäre. Er ist zumindest ein Paradebeispiel dafür, wie man heute einen Mann abschiessen kann, wenn einem dessen Position nicht passt. Man greift einfach zur Allzweckwaffe einer «sexuellen Belästigung», unterfüttert die mit angeblichen Zeugenaussagen, übermittelt das an die zuständigen Stellen und sorgt dafür, dass der Vorgang in die Medien und somit die Öffentlichkeit kommt.

Unschuldsvermutung, journalistische Sorgfalt, Versuch der Korrektur des angerichteten Schadens? I wo. Die Kreisparteileitung, die Gelbhaar abgesägt hat, bedauert inzwischen zwar den Vorfall, aber nicht einmal zu einer Entschuldigung – von Wiedergutmachung ganz zu schweigen – kann sie sich aufraffen.

So bleibt dieses Gebiet toxisch. Erschwerend kommt noch hinzu, dass bei solchen angeblichen Delikten immer in Anspruch genommen wird, dass nicht etwa wie üblich Indizien oder Beweise zählen, sondern das persönliche Empfinden des angeblichen Opfers. «Ich habe mich aber belästigt gefühlt», das reicht normalerweise; die Gegenbehauptung des Beschuldigten, «ich habe nicht belästigt und es ist auch objektiv nicht so, wer mich beschuldigt, muss das beweisen», die nützt ihm meistens einen Dreck.

Man erinnere sich an die kollektive Hysterie bei Tamedia. Dutzende von Zeuginnen, eine ganze Latte von Vorwürfen, kleinere wie grössere. Nur: alle anonym, alle nicht verifizierbar. Kein einziger. Musste eine der Frauen, die mit ihrem Pamphlet alle männlichen Tamedia-Mitarbeiter unter Generalverdacht stellten, dafür Konsequenzen tragen? Niemals.

5 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Nach dem Zeitalter der selbstgefälligen Patriarchen,
    folgen jetzt die Jahrzehunderte (wir erleben das Nächste nicht mehr)
    der Heuchler & innen, die Macht auf schlappe Art ausüben.
    Beides mies & fies.
    Aber entscheidend ist in der aufgeklärrten Gesellschaft doch nur,
    dass das gemeine Pack sich nicht um die kümmert,
    die dieses gemeine Pack wieder gewaltig unter die Fuchtel nehmen.
    Wie im Mittelalter,
    aber digital multipliziert,
    mit günstliger Intelligenz
    und die gläubigen WählerInnen merken nix.

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  2. Petra Hartmann
    Petra Hartmann sagte:

    Die einzuhaltende Unschuldsvermutung ist zum toten Buchstaben geworden.

    Medien sind nicht bereit zu differenzieren und sachlich zu berichten. Dies zeigt sich exemplarisch bei folgenden Bericht. Da wird eine Causa von einem realen Opfer verglichen, mit einem «Opfer» das gar nie eins war. Natürlich ist die phöse SVP wieder mal Schuld. Es soll ihnen Freude machen, eine schlafende Frau zu vergewaltigen. Ich kann es gar nicht beschreiben, wie mich solcher Journalismus anwidert. Es ist dem präventiven Opfer Schutz in keiner Weise dienlich.

    https://www.woz.ch/2504/fall-pelicot/die-traeume-von-herrn-jedermann/!1N8B1NVCMVSN

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    • A. Zurbuch
      A. Zurbuch sagte:

      @Petra Hartmann: Ansonsten ist der WOZ Artikel aber gut. Er zeigt nochmals deutlich, dass solch widerliches Treiben viel stärker verbreitet ist als die meisten glauben.

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      • Petra Hartmann
        Petra Hartmann sagte:

        Teile Ihre Meinung nicht. Es gibt diesbezüglich keine verlässliche Statistik. Die Polemik gegen die SVP ist absurd. So sind es ja die Linken, die jegliche Vorlagen im Strafrecht verhindern. Berufsverbot, Verwahrung von Wiederholungstäter, Erhöhung Strafmasse etc.

        https://weisser-ring.de/tipps-gegen-k-o-tropfen

        Wenigstens wurde in der Woz die DNA Lüge korrigiert

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