Bildbetrachtung
Manchmal sagt ein Foto wirklich mehr als tausend Worte.
Es ist dunkel am Paradeplatz Zürich. Früher das absolute Zentrum der Schweizer Finanzwelt. Die UBS residierte weiter oben an der Bahnhofstrasse, bis sie sich dann endlich auch am Paradeplatz niederlassen konnte.
Die Credit Suisse, vormals die SKA, war schon seit 1876 da, als das neoklassizistische Gebäude entstand. Die Bank selbst war bereits 1856 gegründet worden, vom grossen Schweizer Unternehmer Alfred Escher. Eine solche Geschichte kann die UBS nicht aufweisen.
Sie entstand aus einem Flickenteppich von über 300 Bankenfusionen und Ankäufen. Die heutige UBS entstand erst 1998 aus dem Zusammenschluss der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) aus Zürich mit dem Schweizerischen Bankverein (SBV) aus Basel. Es dauerte keine zehn Jahre, da war die Bank schon das erste Mal fast blank. In der Subprime-Krise verzockte sie sich schwer auf dem US-Hypothekarmarkt und musste vom Staat gerettet werden. Und dann nochmal, als sie ins Feuer der US-Behörden im Steuerstreit geriet.
Wegen der UBS wurde das Schweizer Bankgeheimnis geschleift. Von dem zwar Hans J. Bär sagte, es mache «fett, aber impotent». Allerdings ist seit seiner Aufhebung kein Verschlanken oder eine Steigerung der Potenz zu erkennen.
Aber sicherlich, um so primitive Machtsymbole geht es im Banking, waren die UBS-Bosse immer neidisch darauf, dass sie nicht ganz so schick wie die CS-Oberindianer am Paradeplatz residierten. Was richtig vornehm ist, zeigt allerdings die Filiale der Bank J. Safra Sarasin am Paradeplatz.
Aber nun ist es den UBS-Häuptlingen gelungen, den Konkurrenten CS nicht nur zu schlucken (am Verdauen wird noch gearbeitet), sondern ihn sozusagen auch noch symbolisch in den Staub zu werfen. Auf dem altehrwürdigen Gebäude, wo zuerst noch SKA prangte, dann Credit Suisse, dann Credit Suisse mit einem absurden Segel-Logo, steht nun am Haupteingang wie auf dem Dach UBS, samt den drei Schlüsseln, die vom Bankverein übrig geblieben sind.
Es mutet etwas so an, wie wenn ein Pirat oder der Feind ein Schiff enterte, die bisherige Flagge einholte und seine eigene hisste. Aber immerhin, kielholen oder über die Klinge springen lassen ist inzwischen ausser Mode gekommen. Im Gegenteil, die Verlierer und Versager, die die CS durch ihre unvorstellbare Unfähigkeit gegen die Wand klatschten, schippern nun selbst auf teuren Yachten in den Sonnenuntergang.
Denn Banking ist nach wie vor das einzige Geschäft, wo es völlig egal ist, ob die Führungsetage für Gewinn oder Verlust sorgt. Nur eines ist sicher: Bonus gibt es immer. Verantwortung und Haftbarkeit nie.
Alfred Escher rotiert im Grab, wenn er mitbekommt, was aus seiner stolzen SKA geworden ist. Wenn er sehen muss, wie eine über 100 Jahre jüngere Bank sein ehemaliges Flaggschiff einfach zum Schnäppchenpreis übernimmt, das alte Signet abmontiert und die eigene blutrote Flagge hisst.
Vielleicht findet Escher aber Trost in einem naheliegenden Gedanken. Nach der Krise ist vor der Krise, das ist das ewige Gesetz des Banking. Die letzte Krise der UBS ist schon fast 18 Jahre her. Also dürfte die nächste überfällig sein.
Zum ausgezeichneten Kommentar von Hartmuth Attenhofer wäre noch zu ergänzen, dass in vielen Ländern das prominenteste Gebäude der Hauptstadt der Sitz des Parlaments ist. Und das wäre in Zürich zweifellos die alte Kreditanstalt am Paradeplatz. Nicht nur im Monopoly. Der heutige Standort der Parlamente in einer umgebauten Kirche, abgelegen und gut versteckt vor der Öffentlichkeit im Kreis 4, wird der Rolle dieser wichtigen Instrumente der Demokratie nicht gerecht.
Die Geschichte des Prachtbaus am Paradeplatz soll also in der ausgeleierten Spur fortgeschrieben werden: von SKA über CS zu UBS. Das ist ziemlich banal.
Zwei ehemalige Zürcher Kantonsratspräsidenten, Thomas Dähler (FDP) und ich (SP) haben die bessere Idee: Das Gebäude soll zum Zentrum der Demokratie werden. Die fünf Zürcher Parlamente (Kanton, Stadt, Kirchen) und ihre Parlamentsdienste sowie die Ombudsstellen, Finanzkontrollen und Datenschutzämter von Kanton und Stadt sollen in dieses Haus einziehen. Das sind alles Organisationen, die nicht zur öffentlichen Verwaltung gehören, sondern die Verwaltung überwachen. Alfred Escher, der dieses markante Gebäude am Paradeplatz initiiert hat, würde aus dem Grab aufstehen und zur Einweihung dieses sinnvoll umgenutzten Hauses die Festansprache halten.
Im Ernst: Warum soll es wieder eine Bank sein? Wäre es nicht besser, die UBS zöge einen Schlussstrich unter die «alte Geschichte» und öffnete das Haus dem Volk! Damit würde das kontaminierte Haus eine neue Funktion, eine demokratisch wertvolle Institution und eine Bedeutung erhalten, die nachhaltig wirkt. Die Parterre-Mantelnutzung (Läden, Restaurant, usw.) könnte bleiben. Schon nach wenigen Jahren wäre der ramponierte Ruf des «Bankencluster Paradeplatz» geheilt.
Das neue Logo am Paradeplatz hiesse dann «Rathaus».
Wow.
Idealer Platz für ein Asyl-Aufnahmecenter mit Integrierter Moschee, ein Ort der Niederwerfung und einem Scharia-Gericht. Im Parterre ein Orientalischer Bazar mit Geschäften und Küchen. Das Strassenschild ändern in Steinigungsplatz statt Paradeplatz.
Mit Verlaub Herr Attenhofer,
haben Sie das Gefühl, dass im Jahr 2025 die bestehenden Schweizer Parlamente aller Art noch die Interessen des Volkes vertreten?
Wo waren Sie und DIE in den letzten 5 Jahren?
Leider sind meine Bemerkungen nicht nur bissig, sondern blanke Realität.
Und es ist nicht mein Zynismus,
sondern zynisch, wenn jetzt gerade die Handlanger und mutlosen Augenverschliesser, die Politik, in die verschlissenen Tempel der Banker als Nachfolger einziehen sollen.
Wenn Sie von einem neuen Parlament sprechen, das nach dem Zufallsprinzip querbeet aus der breiten Bevölkerung per Losentscheid für 3 Jahre bestimmt wird, dann hätten wir eine Ergänzung zum etablierten Filz.
Einverstanden.
Gut gesagt.