Immer wieder rechnen mit «Republik»
Der Inhalt der meisten Artikel hat wenig mit der Realität zu tun. Mit Aritmethik noch viel weniger.
Ist es Publikumsverarsche, Unfähigkeit oder Schönschwätzen? Oder eine Mischung von allem?
«Denn jedes Jahr zum Geburtstag der «Republik» drücken wir in der Redaktion kollektiv die Daumen und haben die eine oder andere schlaflose Nacht. Warum, fragen Sie? Lassen Sie uns erklären.»
Um längeres Gelaber abzukürzen: Immer im Januar, dem Geburtsmonat der Geldbettelei, stehen rund 5500 Ab-Verlängerungen an. Im unwahrscheinlichen Fall, dass alle den Vollpreis von 240 Franken zahlen, würde es so 1,32 Millionen Franken in die immer hungrige Kasse der Hängematte-Republikaner spülen.
«Um Ausgaben und Einnahmen in Einklang zu halten, müssen wir im Januar ein Umsatzziel von rund 1,4 Millionen Franken erreichen.»
Hm.
Im Dezember noch laberte die «Republik»: «3,5 Millionen Franken: Der Umsatz, den wir kumuliert bis Ende Januar erreichen müssen, um Kürzungen im laufenden Geschäftsjahr zu vermeiden.
1,8 Millionen Franken: Der Umsatz, den wir kumuliert von Juli bis Ende November erreicht haben.»
3,5 Millionen minus 1,8 Millionen sind 1,7 Millionen. Die hätten also im Dezember und Januar erzielt werden müssen. Wenn im Januar immer noch 1,4 Millionen fehlen, tröpfelten also im Dezember schlappe 300’000 Franken rein. Das entspräche auch der Eigendarstellung:
Im Dezember konnten sich rund 750 Verpeilte entschliessen, ein Abo abzuschliessen. Wie viel davon Vollzahler, Schnupper-Abonnenten irgend einer Form oder Monatseinsteiger sind,, da schweigt das Transparenzgebot der «Republik». Gleichzeitig hatten etwas mehr 500 Zahler die Schnauze voll und gingen von Bord. Macht einen Monatsüberschuss von lachhaften 48’000 Franken. Oder anders gerechnet, 750 Abos à 240 Franken (unwahrscheinlicher Idealfall) macht 180’000 Fr., nicht etwa 300’000.
Weiter im wilden Ritt durch die Zahlenparallelwelt: «Folgt der Januar unserer durchschnittlichen Verlängerungsrate von 75 Prozent, dann erzielen wir damit einen Umsatz von rund 950’000 Franken.» Eigentlich wären es dann 990’000, aber lassen wir solche Peanuts.
Nun stünde man bei gar 85.88 Prozent «Verlängerungsrate». Das wären dann Einnahmen von 1,134 Millionen. Fehlt noch ein Stück zu 1,4 Millionen. Da könnten dann Neuabonnenten einspringen. Ganze 600 brauche es im Januar, «kein Pappenstiel». Das wären dann immer in der besten aller Abowelten noch mal 144’000 Franken. Zusammen 1,278 Millionen. Fehlen immer noch 122’000 Franken.
Mindestens. Und unter der Voraussetzung, dass nur Vollabos gelöst werden und das all diese Zahlen stimmen. Das ist immerhin ein Fehlbetrag von 8,71 Prozent.
Es kommt erschwerend hinzu: «Denn aufgrund einer buchhalterischen Rechnungsumstellung (siehe Geschäftsbericht) können wir es uns nicht erlauben, auch nur ein kleines Defizit zu machen – und aktuell reicht unser finanzielles Polster nicht aus, um einen schlechten Januar aufzufangen.»
Oder auf Deutsch: die Bude ist sowieso chronisch überschuldet und müsste schon längst die Bücher deponieren, wenn nicht zwei Millionenerben so nett wären, ihre Darlehen in den Wind zu schiessen. Stattdessen Zahlenzauber und Kaninchen aus dem Hut.
Aber gehen wir doch mal davon aus, dass der Spruch «Auf ein gemeinsames, hoffnungsvolles 2025!» nichts mit der Realität zu tun hat. Sondern nehmen wir an, dass die «Republik» mal wieder Defizit macht, rote Zahlen schreibt. Daraus ergeben sich, im Rahmen der Transparenz, doch drei Fragen:
- Wenn sie sich das laut eigener Aussage nicht erlauben kann, ist sie dann endlich pleite und deponiert die Bücher?
- Wenn die Situation wieder so bedrohlich ist, wieso hört man nie etwas von einem freiwilligen Lohnverzicht, beispielsweise in der Höhe des Defizits?
- Wann komm die nächste Selbstmorddrohung «Hilfe, wenn Ihr nicht sofort spendet, müssen wir den Laden abwickeln»?
Dafür müsste man ja nur copy/paste von der letzten machen, überhaupt kein Aufwand.
Credo Republik:
«den Mächtigen auf die Finger zu schauen, unabhängig zu recherchieren und Missstände aufzudecken»,
es fehlt:
«und von Millionären aushalten lassen!».