NZZaS traut sich endlich was
Margrit Sprecher porträtiert Alice Weidel. Ein Gipfeltreffen.
27’000 A, die zeigen, dass der Leser eine solche Strecke verträgt. Wenn der Autor Margrit Sprecher heisst und die Porträtierte Alice Weidel.
Normalerweise wird bei Darstellungen der Kanzlerkandidatin der AfD lediglich die Nähe zum braunen Sumpf ausgemessen, sie wird als Scharfmacherin, Demagogin, natürlich als Rechtspopulistin und mit den üblichen Schlagworten aus dem journalistischen Versandhauskatalog niedergemacht.
Das ist von Sprecher nicht zu erwarten. «Unterwegs mit einer Grenzgängerin», beschreibt die Altmeisterin die Herstellung ihres Porträts. Einleitend macht sie sich über diese versammelten Klischees lustig, die anlässlich des Geplauders mit Elon Musk über Weidel neuerlich hereinbrachen:
«Einmischung eines Wirtschaftsbosses in den deutschen Wahlkampf! Werbung für die Rattenfängerpartei AfD! Untergang der Demokratie! «Ist das Tor zur Hölle nun geöffnet?», fragte die «FAZ».»
Dann zeigt Sprecher, was der Unterschied zwischen einem Porträt und Gewäffel ist, indem sie die beiden Ausnahmefrauen der deutschen Politik, Weidel und Sahra Wagenknecht, miteinander vergleicht: «Beide Frauen sind den meisten männlichen Politikern in Sachen IQ, Ausbildung und Rhetorik überlegen. Beide machten ohne das politische Establishment Karriere. Beide krempelten Deutschland aus dem Stand heraus um. Beide stehen so ungeniert zu ihrer Ich-AG, wie sich das schon lange kein Mann mehr getraut.»
Sprecher verschweigt natürlich nicht, dass Weidel bewusst und immer wieder zuspitzt und verbal so draufhaut, dass kein Gras mehr wächst: «Heute hat Alice Weidel ihr Repertoire mit neuen Aufreger-Themen bestückt. … «Mutter aller Sünden» freilich bleibt für sie Angela Merkels Migrationspolitik. Denn importiert worden sei «ein marodierender, grapschender und Messer stechender Mob, an den wir uns gewöhnen sollten».»
Dann kommt der obligate Ausflug in die Biografie, elegant dargeboten. Dann ein Ausflug in Weidels Auftritte im Bundestag: «Am Ende ihres Referats schien der Saal von kollektivem Burnout befallen. Frenetischen Applaus bekam sie nur von ihren Parteigenossen.» Und dann das grösste Aufregerthema für Weidel: «Denn ist die Rede von Islamisten, rutscht ihr das Lächeln weg. «Unser Umgang mit islamischen Hasspredigern ist naiv.»» und ihre Wackelpolitik gegenüber einem angebräunten Brandstifter: «Noch 2017 hatte sie Björn Höckes Parteiausschluss unterstützt, seine Nähe zur Neonazi-Szene schade der Partei. Dann freilich musste sie zurückkrebsen.»
Und dann, immer der Höhepunkt bei Sprechers Porträts, ihre persönliche Annäherung, Umkreisung: «Alice Weidel, die die Absätze knallen lässt und weiss, wie man in die Kamera schaut, auf dem Land? Passt schon. «Hier kann ich Kraft tanken, in Berlin bekomme ich extrem viel ab.»»
Sprecher weiss auch, wie man auf dem schmalen Grat zwischen zu Intimem und zur Vervollständigung Nötigem tanzt: «In Einsiedeln steigt sie frühmorgens auf den Grossen Mythen, um den Sonnenaufgang zu erleben, im nahen Wald umarmt sie Bäume. Sie besitzt einen Apparat, der Wasser ionisiert, und duscht kalt, um die Endorphin-Ausschüttung anzukurbeln. «Die verhinderte Medizinerin», lächelt sie. Grösste Kraftquelle ist freilich Partnerin Sarah.»»
Und zum Schluss zurück zu den politischen Absichten von Weidel:
«Bei Kaffee und Mineralwasser, den Blick fest auf die hehren schneegleissenden Gipfel vor dem Panoramafenster gerichtet, erklärte sie ihr Ziel: die AfD zur stärksten Partei Deutschlands zu machen. «Mit neutralen Medien hätte ich die CDU schon längst überholt.» Zu mut- und zahnlos seien deren Konzepte, zu deutlich Friedrich Merz’ alleiniges Interesse am Machterhalt. «Das schaffe ich nicht bis zum 23. Februar», sagte sie. «Aber das schaffe ich bis zur nächsten Bundestagswahl.» So, wie sie dasitzt, gespannt wie ein Bogen, ist ihr alles zuzutrauen.»
Einer dermassen stigmatisierten und vorverurteilten Person wie Weidel, die auch selbst ihren Beitrag zur Polarisierung leistet, freundlich-distanziert und aufmerksam näherzukommen, davon könnte sich die versammelte Journaille in der Schweiz mehrere Scheiben abschneiden. Aber eben, wenn man’s nicht kann …
Nichts gegen eine lebhafte Debatte unter Kommentarschreibern. Aber dann reicht’s auch mal, ja?
Der letzte Satz des Artikels bringt es perfekt auf den Punkt. Hier liegt der grosse Unterschied zwischen einer Könnerin, welche ihr Fach beherrscht und ein paar orientierungslosen Studienabgängern, die Unterschlupf in einer warmen Redaktionsstube gefunden haben.
Sorry, am falschen Ort. War als Kommentar und nicht als Antwort gedacht.
Apropos:
Wo ist eigentlich Oberst Häsler inzwischen stationiert?
Heute offenbar ein konfliktgeladener Bitterli-Tag, der sich jetzt noch an Oberst Georg Häsler abarbeiten möchte. Laufen sie doch ihrer Gesundheit zuliebe um den Vierwaldstättersee; bestimmt werden sie irgendwo NZZ Häsler begegnen. Schenken sie ihm einen freudigen, aber sanft-friedlichen Blick.
Eben zurück von einem Lauf um den Rotsee (der Gesundheit zuliebe), wo ich eigenartigerweise nirgendwo NZZ Häsler begegnet bin, finde ich freudige, ja sanft-friedliche Grüsse von Füsilier Thaier vor und freue mich über dessen sachliche Ausführungen. Wo ist jetzt noch gleich Oberst Häsler abgeblieben, lange eine kraftvolle Stimme im heimatlichen Blätterwald, von einem Tag auf den anderen verstummt? Könnte irgendwie medienkritisch von Interesse sein, nö?
Macht Alice Deutschland vielleicht wieder
zum Wirtschaftswunderland?
Der Umarmerin von Bäumen etwas gar zu viel Honig um den Mund geschmiert. Ihr Verhältnis zum Tyrannen Putin hätte mich bedeutend mehr interessiert. Auch Margrit Sprecher musste sich wohl ziemlich zurücknehmen in ihrer Annäherung zu Frau Weidel.
Einverstanden. Ein Gefälligkeitsinterview unter strengen Vorgaben und langen Vorgesprächen. Schliesslich kam ein go ahead von den AfD-Juristen. So läuft Journalismus im 21. Jahrhundert eben…….
Ach, Sie wissen, wie das gelaufen ist? Oder labern Sie einfach etwas über „Journalismus im 21. Jahrhundert“, blöderweise genau dann, wenn mal ein untypischer Fall vorliegt? Frau Sprecher kennen Sie ja offensichtlich nicht. Ja, Vorurteile behindern eben sogar das Lesen.
Der ehemalige SRG-Freelancer Bitterli kennt die heutigen Gepflogenheiten, um ein Interview zu bekommen, kaum.
Schön, dass Sie sich in meiner Berufsbiografie etwas auskennen und das auch gleich so zu Markte tragen, als wäre es ein Argument für oder gegen irgendetwas.
Nur um hier in etwa gleich lange Spiesse zu haben:
Sind Sie eigentlich die horizontal geforderte Immobilienmaklerin, die sich beim Googeln Ihres Namens vorne rein drängt?
Es gibt kein Verhältnis zum Tyrannen Putin. Es gibt bloss eine andere Auffassung bezüglich Vorgeschichte, Ursachen und möglichen Lösungen des Konfliktes als der totalitäre Mainstream sie als alleinige Wahrheit etablieren möchte. Es ist ein uralter Trick der Kriegspropaganda, Menschen, die der offiziellen Lesart der einen Seite kritisch gegenüberstehen, als Parteigänger der Gegenseite darzustellen. Das ist natürlich stinkend dumm, aber es steht jeder frei, darauf hereinzufallen. Im Nachhinein bekommen die Lösungsfinder dann aber immer mehr Lob, Respekt und Preise als die Kriegsgurgeln. Das ist alles.
Ihnen ist definitiv zu wohl in ihrer übel riechenden Sozialwohnung, Bitterli. Vielleicht auch ein Schub von Zynismus, der ihn in seiner Isolation überfallen hat?
Nationalsozialistische Symbole sollen künftig im öffentlichen Raum nicht mehr verwendet werden dürfen in der Schweiz. Der Bundesrat hat dies vorgeschlagen an seiner letzten Sitzung Ende Dezember 2024. Rassismus und Antisemitismus sind in einer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft inakzeptabel – und werden hier auch geandet.
Es wird die Zeit kommen, wo Personen die den Begriff Kriegsgurgel klar fälschlicherweise verwenden, strafrechtlich belangt werden müssen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine ohne wenn und aber ein souveräner Staat namens Ukraine; dazu mit internationaler Anerkennung. Der Tyrann, Kriegsknecht und-treiber Putin ist alleiniger Aggressor in diesem barbarischen Krieg. Er hat gar diesen Krieg in seinem Wahn, als militärische Spezialoperation bezeichnet. Er will die Ukraine von der Landkarte tilgen; dies ist sein alleiniges Ziel. Diese krude Lösungsfindung schwebt wohl auch Bitterli Peter vor…….
Wer KZ‘s leugnet, wer Putinismus glorifiziert und betreibt, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Selbst Sahra Wagenknecht ist sehr spät zur Besinnung gekommen. Welch (spätes) Glück für sie, auf der richtigen Seite der Geschichte zu sein.
@Laura Pitini: Was hat nun ihre Antwort mit dem Inhalt von Peter Bitterli Post zu tun?
Wie nennt man sowas? Verpeilt? Immer wieder von denselben Absenderinnen! Immer wieder auch mit Spekulationen und Unterstellungen nahe der juristischen Relevanz. Bloss, was wollen Sie um Himmels Willen eigentlich zum Ausdruck bringen? Dass Schaum vor dem Mund die Analysekraft nicht gerade stärkt? Aber das haben wir doch gewusst.
Ich empfehle: Anne Morelli: Die Prinzipien der Kriegspropaganda, Editions Labor, Brüssel.
Es ist ein perfektes Porträt auch Ihres Hirnkastens.
Ach ja, wer verwendet den Begriff „Kriegsgurgel“ „klar fälschlicherweise“? Sie jedenfalls sind, da nicht satisfaktionsfähig, nicht gemeint. Es wird hierzulande garantiert auch nicht die Zeit kommen, wo Leute deswegen „strafrechtlich belangt werden müssen“. Im Reich des von Ihnen offenbar als Vorbild verehrten Putin könnte das vorkommen, ok.
Du meine Güte, was für eine Wortwahl! Da wird geahndet, muss strafrechtlich belangt werden usw. Wohl von denen (Leuten wie Sie?), die auf „ der richtigen Seite der Geschichte „ stehen.
Die richtige Seite gibt es ganz bestimmt, beispielsweise die freie Meinungsäusserung.
Stellen sie sich vor, sie lebten in Moskau und müssten jeden Satz, jedes Wort auf die Waagschale werfen. Es wäre pure Paranoia für mich.
Grosse Dankbarkeit ist angezeigt für dieses Privileg!
Soviel Blödsinn auf einmal. Unlesbar. Lesen sie das Budapester Memorandum vom Dezember 1994, wo klar niedergeschrieben ist, dass die Ukraine (nebst Kasachstan und Belarus), als Gegenleistung für die Beseitigung aller Nuklearwaffen auf ihren Territorien, ALLE Sicherheitsgarantien bekommt. Schriftliche Garantoren waren Russland, USA und die UK.
Das trickreiche, listige, hinterhältige Manöver ist bloss Putin vorbehalten.
Habe das Porträt gelesen, genossen und zum Schluss erst geschaut, wer es geschrieben hat. Okay, Frau Sprecher ist eine Ausnahmejournalistin! Warum ist der Rückstand hinter ihr so gross? Für genau solche Beiträge zahle ich gerne ein Zeitungsabo.
Respekt Frau Sprecher!
Talent und Erfahrung einer Ausnahmekönnerin: Margrit Sprecher ist 89 Jahre alt!
👍🏼