Hurra, ich plus mir eins

Sie wissen nicht, was das ist? Dann kennen Sie wohl auch «Blick+» nicht …

Man erinnert sich, in der nach unten offenen Skala der bescheuertsten Werbekampagnen aller Zeiten hat diese einen Ehrenplatz auf sicher. «Ich plus mir eins» als Werbeslogan für das kostenpflichtige Angebot von «Blick+», auf eine so beknackte Idee muss man erst mal kommen.

Mitte Juni 2023 startete die «Blick»-Gruppe das Digital-Abo-Angebot «Blick+». Dem könnte laut Anpreisung eigentlich keiner widerstehen, bei all diesen Vorteilen:

  • «200 exklusive Artikel pro Monat von unseren engagierten Reporterinnen und Reportern, die aus der Schweiz und der ganzen Welt berichten
  • umfassende Ratgeber- und Service-Artikel, die die drängendsten Alltagsfragen beantworten
  • noch mehr Hintergründe, Analysen und eigene Video-Serien unseres Sport-Teams
  • Extra-Inhalte der führenden Schweizer Titel  Bilanz, Cash,  Handelszeitung, Schweizer Illustrierte und Beobachter
  • neben spannenden Inhalten haben Blick+-Abonnentinnen und Abonnenten zudem die Chance auf weitere Goodies wie exklusive Rabatte, Events und Führungen durch den Blick-Newsroom»

Unglaublich, billig, überreich, grossartig, muss haben. Nun hat der «Blick» digital nach eigenen Angaben täglich 1,3 Millionen Leser. Der gedruckte «Blick» trägt noch schlappe knapp 70’000 als Auflage dazu bei.

Aber 1,3 Millionen, das ist doch mal eine Ansage. Dazu kommen ewige Kampagnen und Sonderangebote, um bei diesem überwältigenden Angebot von «Blick+» einzusteigen. Billiger, noch billiger, am Anfang gratis, da wird nichts ausgelassen, um die Abonnenten hässig zu machen, die den Normaltarif zahlen. Denn das Normalangebot, nach einem Monat gratis, kostet Fr. 9.90 im Monat, 99 Franken im Jahr. Will man noch den «Blick» als E-Paper dazu, kommt man auf 25 Franken monatlich oder 209 im Jahr.

Rund anderthalb Jahre nach der Lancierung von «Blick+» sollten also ganze Horden der Leser von «blick.ch» dazu überredet worden sein, nicht nur gratis zu geniessen, sondern auch den Zugang zu so viel Extras freizuschalten.

Sagen wir mal, steigen wir ganz tief ein, zehn Prozent der 1,3 Millionen Leser am Tag, also der rund 39 Millionen Leser im Monat. Das wären dann, Moment, satte 3,9 Millionen, die plussen. Oder gut, sagen wir 1 Prozent, das wären dann 390’000 zahlende Gäste.

Also fragten wir bei Ringier an, wie viele es denn in Wirklichkeit sind. Nach einigem Zögern kam die Antwort. Wir hatten zwar um Aufschlüsselung nach Vollzahlern, Jahres-, Monats- und Schnupperabonnenten gebeten. Aber so weit ging dann des Sängers Höflichkeit nicht.

Verständlich, denn in Wirklichkeit hat «Blick+» ganze, tatä, 25’000 Abonnenten. All in, also offenbar einfach alle mitgezählt. Das wären dann, in Prozent von 39 Millionen ausgedrückt, Vorsicht, wir suchen nach der Lupe, 0,06 Prozent. Gut, das ist vielleicht sehr bitter.

Also seien wir gnädig und setzen die Anzahl Abonnenten ins Verhältnis zu den 1,3 Millionen täglichen Nutzern. Obwohl sie mindestens ein Monats-Abo abzuschliessen haben. Aber auch dann sind es lediglich 1,92 Prozent.

Die deutsche «Bild» im Vergleich hat 5,66 Millionen Daily Unique Users. Davon nutzen über 600’000 das kostenpflichtige Angebot «Bild plus». So nebenbei: woher «Blick+» bloss Namen und Idee hat? Aber wie auch immer, «Bild» hat über 600’000 zahlende Leser, oder wie «Blick+» sagen würde, Plusser. Das sind in Prozent der täglichen Leser 10,6.

Hm, «Bild plus» hat über 10 Prozent Anteil an der gesamten Leserschaft. «Blick+» hat 1,92 Prozent. Schwierige Frage: was lernen wir daraus? Noch schwierigere Frage: warum ist das so?

ZACKBUM würde hier gerne die Antwort geben, befürchtet aber, dass sich dann wohl die Rechtsabteilung von Ringier melden täte …

3 Kommentare
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Ich habs mal ausprobiert, obwohl ich kein «Bild»-Leser bin. Man kann dort nicht einfach mit «NoScript» um die «Plus»-Schranke latschen wie bei «Blick». Eine Schranke die einfach zu umgehen ist? Da steckt irgendeine Taktik dahinter.

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      • Niklaus Fehr
        Niklaus Fehr sagte:

        Eine Browsererweiterung um alle Scripte manuell zu steuern. Sie sind der Chef über das was laufen darf. Man kann vorsichtig Stufe um Stufe Scripte erlauben bis das was man möchte angezeigt wird. Man lernt dabei wieviele Scripte für was laufen und Ressourcen verbrauchen. Für empfindliche Dienste wie Streaming kann auch ein Tab ganz freigegeben werden, wenn z.B. ein Werbeblocker erkannt wird der die Ausführung verhindert. Wenn man eine Weile mit NoScript gesurft hat und dann mal eine Seite normal öffnet, erschrickt man grad über das was da alles aufbloppt. Mit der Zeit kennt man die Pappenheimer die für eine normale Benutzung von Internetseiten nicht nötig sind. Man kann sich so auch gefährlichen Seiten nähern ohne gleich befürchten zu müssen dass Schadsoftware installiert wird. Übung macht den Meister, und man wird nicht dümmer dabei.

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