OneLog: war da mal was?
Ende Oktober gehackt, 10 Tage ausser Betrieb. Na und?
Die Idee hörte sich grossartig an: ein einziges Login, damit man sich bei allen teilnehmenden Schweizer Verlagen authentifizieren und anmelden kann. Damit man nicht jedes Mal das Prozedere dafür durchstehen muss. Einmal die notwendigen Daten angegeben, und schon flutscht das.
Dann flutschte es allerdings tagelang nicht. Damit die zahlenden Gäste nicht sauer wurden, mussten Ringier und Tamedia sämtliche Artikel frei zugänglich machen. Die NZZ und CH Media blieben davon verschont, weil sie noch nicht auf diese Plattform gehüpft waren.
Man kann sich natürlich fragen, welche Verluste dadurch bei «Blick+» entstanden sind. Aber bei Tamedia dürften sie deutlich über null liegen. Auf jeden Fall wurde OneLog nach zehn Tagen wieder online gestellt. Und seither herrscht das grosse Schweigen.
«Den Schaden können wir derzeit noch nicht beziffern», schreiben TX-Sprecherin Iris Blättler und Kollegin Johanna Walser von Ringier wortgleich auf Anfrage des Medienmagazins «Edito». In der sonst doch so auskunftsfreudigen und auskunftsheischenden Medienbranche herrscht also seit dem 4. November Sendepause. Damals wurde verkündet, dass das Teil wieder funktioniere.
Seither behauptet die Plattform:
«OneLog geht von einem Sabotageangriff aus, nicht von einem Diebstahl oder unerlaubten Aneignung (Exfiltration) von Daten.
Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass persönliche Daten, einschliesslich persönlicher Informationen oder Passwörter, gestohlen wurden»
Seither «laufen die forensischen Untersuchungen». Und laufen und laufen, ja wo laufen sie denn? War das nun ein merkwürdiger Hackerangriff, der einfach diese Plattform lahmlegen sollte? Wenn ja, wer tut so etwas? Die liebe Konkurrenz, aber welche? Oder wollte hier ein Amateur-Hacker unter Beweis stellen, dass es kinderleicht ist, diese Plattform in die Knie zu zwingen? Was schon peinlich genug wäre.
Oder aber, noch peinlicher, es sind zudem Daten abgesaugt worden. Dazu gebe es «derzeit keine Hinweise», steht auf der Homepage von OneLog unverändert seit Wochen. Das wäre dann allerdings der GAU, denn welcher Nutzer wollte schon persönliche Daten auf eine Plattform hieven, die so dicht wie ein Sieb ist?
Trotz all diesen Merkwürdigkeiten und Unsicherheiten scheinen alle grossen Medienhäuser der Schweiz weiterhin wildentschlossen, sich OneLog anzuschliessen oder an Bord zu bleiben.
Mit ihrer eher nordkoreanischen Informationspolitik leisten sie sicherlich einen grossen Beitrag zur Glaubwürdigkeit von OneLog. Denn wenn etwas peinlich ist im Internet, dann personenbezogene Daten, die einem anvertraut wurden, zu verlieren oder geklaut zu bekommen. Wobei man eben nicht einmal genau weiss bis heute, ob das Teil einfach nur kaputtgemacht wurde – oder ob es einen Diebstahl gab.
Da wird es dann allerdings ganz heikel. Sollte sich herausstellen, dass es einen Datenabfluss gab, müsste OneLog sofort die Betroffenen darüber informieren.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass es sich hier eigentlich um einen Nebenschauplatz im Online-Schlachtfeld der Medienhäuser handelt. Die ganz grosse Auseinandersetzung spielt sich auf dem Gebiet Werbeeinnahmen im Onlinebereich ab.
Da lassen sich alle grossen Verlage weiterhin von Facebook, Google & Co. die Butter vom Brot und das Brot wegnehmen und begnügen sich lediglich mit Krumen vom grossen Laib. Denn solange über 80 Prozent dieser Einnahmen von den US-Giganten abgezügelt werden, sind die Content-Provider, die sozusagen die Plattform für diese Einnahmen zur Verfügung stellen, die Gelackmeierten.
Aber eben, es gibt in der gesamten Volkswirtschaft wohl nichts unfähigeres als die Teppichetage der grossen Medienhäuser in de Schweiz.
Seit dem Hack bei OneLog habe ich diesen Herbst massiv mehr Spam Anrufe und SMS erhalten. Persönlich vermute ich einen Zusammenhang
Ja, ja, die pösen, pösen Häkker. 🙂