Peer Teuwsen leidet – an sich

Wenn Journalisten über Journalisten jammern …
… dann bekommt Fremdschämen eine neue Dimension. Und Teuwsen einen neuen Spitznamen.

Denn genau das tut der wohlbestallte (seine Spesenrechnungen sind legendär) NZZaS-Kulturchef Peer Teuwsen. Der hatte, nach etwas trübem Anfang bei der «Schweizer Illustrierte», den er schamvoll in seinem Lebenslauf verschweigt, immer Schoggijobs. Aber das will man ihm nicht vorwerfen.

Beginnen wir das Abkanzeln heimtückisch mit einem Lob. Am Schluss seiner Nabelschau mit Spiegelungen zitiert er Kurt Tucholsky. Dafür hat er schon mal 100 Punkte, die er aber zuvor vergibt. Denn er macht sich Sorgen und Gedanken: «Journalistinnen und Journalisten werden immer linker. Oder immer rechter. Was ist los mit dem Beruf, den ich so liebe?»

So etwa in der Mitte seines (zu) langen Textes behauptet er: «Ich habe mich als Journalist immer als einen verstanden, der sich mit nichts und niemandem gemeinmacht, der Distanz hält. Der nach bestem Wissen und Gewissen alle Seiten zu Wort kommen lässt. Und der keine Marschlieder singt.»

Wenn man so selbstverliebt ist wie er, fällt es einem offensichtlich nicht auf, dass er genau das nicht tut und sogar Tschingderassabum-Marschlieder singt: «Roger Köppel, Besitzer eines eher unbedeutenden Schweizer Magazins, hofiert Wladimir Putin, Angriffskrieger und mutmasslicher Kriegsverbrecher, an einer Pressekonferenz.» Hofiert mit einer Frage? Ist Teuwsen etwa neidisch, weil ihm dieser Spesenausflug nicht genehmigt wurde? Und fällt ihm nicht auf, dass die NZZaS selbst immer unbedeutender wird? Aber er kann noch viel garstigere Marschlieder singen:

«Markus Somm, Besitzer eines unbedeutenden Magazins, tritt in Zürich mit der xenophoben, europafeindlichen Wutbürgerin und AfD-Chefin Alice Weidel auf, um ihr entgegenzubrüllen: «Wir müssen an die Macht!»»

Noch nicht mal, dass Somm Besitzer eines unbedeutenden Magazins ist, stimmt hier. Und wie er eine mögliche Kanzlerkandidatin abkanzelt, ist nicht mal ein Marschlied, das ist demagogisches Gebrüll eines Wutschreibers. Ob Teuwsen wohl, um Äquidistanz (blöd auch, dass ihm dieses Fremdwort nicht eingefallen ist) zu halten, auch Netanyahu als mutmasslichen Kriegsverbrecher bezeichnen würde?

Dann erzählt Teuwsen selbstverliebt, wie er eingeladen wurde, um mit dem Chef von «correctiv» ein Interview bei einer Journalistenveranstaltung zu machen. Offenbar sollte das dann eher ein Podiumsgespräch werden, und Teuwsen hatte furchtbar kritische Fragen dabei.

Das beschreibt Teuwsen, um Distanz nach allen Seiten bemüht, so: «Das ist das spendenfinanzierte deutsche Online-Medium, das im Januar dieses Jahres von einem «Geheimtreffen» in Potsdam berichtete, an dem AfD-Politiker, Unternehmer und andere Gesinnungsgenossen «die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland» geplant haben sollen. Als Folge der Recherche, die in Aussage und Vorgehen umstritten ist, gingen in ganz Deutschland Hunderttausende «gegen rechts» auf die Strasse.»

Das Medium ist nicht nur spendenfinanziert, sondern wird auch mit Steuergeldern unterstützt. Und die «Recherche» ist nicht nur «umstritten», sondern dem Verein (und allen, die diese Behauptung ungeprüft übernahmen) wurde gerichtlich verboten, diese Fake News einer angeblich geplanten Vertreibung weiter zu verbreiten. Aber solche Fragen hatte Teuwsen nicht «nach Bern mitgebracht». Auch sonst scheint er nicht viel kritische Fragen gestellt zu haben.

Dann jammert er los: «Was ich in Bern erlebte, ist Ausdruck einer grösseren Entwicklung hin zu einer Reideologisierung, die leider auch unseren Berufsstand erfasst hat. Die Parteipresse von damals ist abgelöst worden durch Meinungsmedien.»

Das nennt man den Balken im eigenen Auge nicht sehen. Zuerst trompetet Teuwsen seine abschätzige Meinung raus. Dann zeigt er, dass er sich nicht mal gut auf das Gespräch mit dem «correctiv»-Faktenfälscher vorbereitet hat. Und dann labert er über Meinungsmedien, der Meinungsträger.

Anschliessend muss er noch etwas geistreicheln und fremdwörterln: «Man kann das alles erklären, ohne es zu verstehen. Die Medienbranche ist eine prekäre. Die Digitalisierung hat auf die sogenannte vierte Gewalt derart disruptiv gewirkt, dass sie, wie die Gesellschaft auch, in immer kleinere Einheiten zerfällt.»

Kein modernes Gequatsche, Pardon, kein Diskurs ohne das Modewort «disruptiv». Bedauerlich nur, dass er keine Gelegenheit fand, «resilient» einzuarbeiten. Dafür aber das schwurbelig nachgestellte Adjektiv «ist eine prekäre». Ist das bemüht-peinlich; ob er weiss, dass man das eine Abart von postnominal nennt, der Sprachquäler?

Dann paraphrasiert er noch den grossartigen Spruch von Bernstein «Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche»:

«Die Medienwelt eilt damit, Lemmingen gleich, dem Abgrund entgegen. Wer die Realität so verbiegt, dass sie in den eigenen kleinen Kopf passt, beleidigt die Intelligenz potenzieller Leser.»

Damit hat sich Teuwsen einen neuen Spitznamen redlich verdient: Elch Teuwsen.

4 Kommentare
  1. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Meinungs- resp. Vielfalt der Platformen auf dem Internet wäre «disruptiv»? Nein, das ist die 5. Gewalt, da sich die 4. nicht mehr im Griff hat. Ich will hier das Fremdwort, dessen Herkunft und moderner Gebrauch nicht erklären, aber wer es in dem Zusammenhang wie Teuwsen verwendet, bestätigt, was ich behaupte.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Teuwsen wird immer dann so richtig primitiv, wenn er gegen rechts der Mitte tritt. Einst schrieb er zum Beispiel in der «Zeit»:

    «Nach zwanzig Jahren der Infiltration, nach dem Nein zum EWR-Beitritt 1992, nach der Übernahme der einst so biederen Bauernpartei durch Christoph Blocher hat das Gift der SVP viele unserer Hirnzellen angegriffen.»

    Infiltration, Gift der SVP, Hirnzellen angegriffen… auch brüllen, schreien, johlen verwendet er häufig. Jeder kann sich sein eigenes Bild machen von dem Typ.

    «Was ist los mit dem Beruf, den ich so liebe?»

    Ja, was ist los? Ich frage ja bloss unschuldig, was «mit dem Beruf» (also nein, nicht mit mir) los ist. Dabei nehme ich nobel die distanziert-neutrale Rolle des Beobachters ein, um die Missstände zu beschreiben; euch den Spiegel vorzuhalten! Denn diesem «Beruf, den ich so liebe», der mir so viel gegeben hat, dem möchte ich jetzt auch mal etwas zurückgeben.

    Was für ein Geschleime in der gestrigen NZZaS. Der Mann sollte besser mal in den Spiegel schauen. Doch das hält er wohl schon seit sehr langer Zeit nicht mehr aus.

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  3. Petra Hartmann
    Petra Hartmann sagte:

    Die Digitalisierung hat auf die sogenannte vierte Gewalt derart disruptiv gewirkt, dass sie, wie die Gesellschaft auch, in immer kleinere Einheiten zerfällt.»

    Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die meisten Medien, zerstörten sich ja selbst. Die Mehrheit der Gesellschaft, schätzt die Digitalisierung. So kann heute ja ein Jeder, seine Ansichten und Meinung, mit einem Klick kundtun.

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    • Peter Bitterli
      Peter Bitterli sagte:

      Was denn kann ein Jeder gemäss seinen Ansichten und Meinung mit einem Klick kundtun? Seine eigenwillige Auslegung der Kommaregeln, die wieder einmal beweist, wieso es solche geben muss?

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