Oh je, SoBli
Die Alternative zur NZZaS? Nein, ein Bruder im Geist.
Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie so was zur Titelgeschichte macht, mitsamt eines verpixelten Fotos? Sehr.
Dann wird Chefredaktor Reza Rafi in seinem «Editorial» mal richtig frech: «Die Welt als Wille und Wermuth», lässt er schon im Titel wieder Bildung aufblitzen. «Die Welt als Wille und Vorstellung», Schopenhauer, wow.Viel hübscher war allerdings Niklaus Meienbergs «Die Welt als Wille & Wahn» über General Wille. Aber die Absicht zählt hier und soll gelobt werden.
Denn Rafi nimmt sich den irrlichternden SP-Co-Präsidenten Cédric Wermuth vor, der im Tagi unwidersprochen über Singapur hergezogen war und vor der Schweiz als «Alpen-Singapur» gewarnt hatte. Denn der Stadtstaat sei eine Art Hölle mit «tiefen Steuern und kaum sozialen, gleichstellungspolitischen oder ökologischen Regeln für Unternehmen».
Halt typisch Wermuth, der viel Meinung, aber wenig Ahnung hat. Oder wie Rafi sanft tadelt: «Mit den Fakten nimmts der Parteichef nicht so genau: Singapur kennt eine progressive Einkommenssteuer ganz nach sozialdemokratischem Gusto. Der Durchschnittslohn eines Nationalrats von etwas mehr als 130 000 Franken würde dort mit 19 Prozent besteuert. Punkto Gleichstellung gehört der Tigerstaat dank Gesetzen wie dem über «Fairness am Arbeitsplatz» zu den Musterschülern, auf dem «Gender Equality Index» der Uno belegt er den achten Platz. Im Umweltschutz ist man dank des ehrgeizigen «Singapore Green Plan» Asiens Zugpferd.»
Das nennt man voll eins auf die Zwölf, und das bei einem SP-Genossen und im SoBli. Rafi traut sich was. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard allerdings auch. Der findet bekanntlich nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios Kontrafunk. Aber einen abgeschobenen afghanischen Straftäter. Der jammert aus dem fernen Kabul, dass er wieder zurück in die Schweiz wolle und in seiner Heimat Angst habe.
Wohlgemerkt war sein Asylgesuch in der Schweiz abgelehnt worden, er blieb geduldet und wurde dann wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und nun endlich zwangsweise abgeschoben. Ob Eberhard sich und dem SoBli mit so einer Story einen Gefallen tut? Der Leser wird kaum sympathisierend Anteil nehmen …
Dann geht’s bergab, beziehungsweise Richtung Advent und Weihnachten:
Ein Hammer-Titel, eine Hammer-Story, und einige Tassen Kaffee werden nicht reichen, um beim Lesen wach zu bleiben.
Mindestens so behämmert ist dieser Artikel:
Anscheinend soll es an der ZHAW eine Studentin geben, die angeblich Beziehungen zur «Jungen Tat» habe und sogar mit deren Anführer eine Beziehung unterhalte. Das ist ein kleiner rechtsradikaler Haufen. Nachdem sie sich um die Anzahl Dochte fürs Kerzenziehen Sorgen gemacht hatte, nimmt sich Sara Belgeri nun diesem Aufreger an.
Sie ist nicht mal Volontärin oder Anfängerin, also nicht entschuldigt. Sie berichtet, dass 63 «Studierende», also Studenten, einen offenen Brief unterzeichnet hätten, in dem sie behaupten: «Unsere Studienwahl repräsentiert das Ziel, jedem Menschen die bestmögliche Pflege und Unterstützung zu bieten. Diese Haltung wird jedoch infrage gestellt, wenn Studierende unserer Fachhochschule extremistische und menschenfeindliche Ideologien im Privatleben unterstützen und fördern.»
Die «Unterzeichnenden», also die Unterzeichner, denn irgend wann unterzeichnen sie nicht mehr, fordern, «dass die ZHAW Massnahmen ergreift, sodass die Hochschule ein sicherer, diskriminierungsfreier Raum bleibt, frei von extremistischen Ideologien». Und um dieses Ziel zu erreichen, diskriminieren sie selbst ungehemmt.
Nicht zum ersten Mal: «Bereits im Februar 2023 wurden von einer anderen Gruppe wegen der Studentin Plakate an der ZHAW aufgehängt. Darauf prangte das Gesicht von S. C. mit der Überschrift «Keine Neonazis an unserer Schule». Dazu die Frage: «Willst du eine faschistische Hebamme bei deiner Geburt?»»
Das ist ungefähr so blöd wie die Frage, ob man eine rote, grüne oder vegane Hebamme bei der Geburt wolle. Zudem ist es im höchsten Masse denunziatorisch, solche Plakate aufzuhängen und zukünftigen Mitarbeitern im Gesundheitswesen zutiefst unwürdig. Zum Schluss zitiert Belgeri das woke Geschwurbel einer anonymen Mitstudenten:
««Vor allem Personen mit Migrationsgeschichte oder queere Studierende fühlen sich nicht sicher.» Teil des Studiums seien Themen wie Schwangerschaftsabbruch oder Intergeschlechtlichkeit – darüber zu diskutieren, würde sich nicht gut anfühlen, wenn S. C. dabei sei. «Ich habe das Gefühl, mich im Unterricht nicht frei ausdrücken zu können, wenn ich weiss, dass eine Mitstudentin diese Ideologie vertritt.»»
Kritik an dieser völlig verpeilten Aktion, dieser offenen Diskriminierung mitsamt Safe-Space-Geschwafel? Fehlanzeige.
Aber jetzt kommen wir zu einem absoluten Höhepunkt des Blatts, ein Überhammer, das hat sonst keine einzige Sonntagszeitung, ja nicht mal eine Zeitung:
Dieses Magazin wollen wir nun achtsam männlich lesen, wenn uns das möglich ist. Ganze drei Redaktor*Innen** verantworten immerhin 62 Seiten dieser Beilage, die neben dem SoBli auch noch die Leser*Innen** der «Schweizer Illustriert*In» und der «Handels- und Händlerinnenzeitung» erfreut.
Peter Hossli, der Tausendsassa und Oberfeminist, schreibt die Aufmacherstory:
Dabei lehnt er sich mutig aus dem Fenster: es sei eine Ablehnung der woken Identitätspolitik, der dümmlichen Idee, dass nach Geschlecht, nicht nach Fähigkeit gewählt werden solle. «Gewonnen hat, wer als besser wahrgenommen wurde. Dies ist nicht nur negativ, wenn das Ziel eine gleichberechtigte Gesellschaft ist». Nicht nur negativ? Ob Hossli da ohne Prügel davonkommt?
Er wird noch frecher; ob er damit davonkommt, dass er sich hinter einem Zitat versteckt?
Gute Analyse, aber muss diese komische (weibliche?) Typo sein?
Dann lässt’s aber nach (ui, das ist sicherlich die Meinung eines CIS-Mannes, also eines alten, weissen Sacks). Denn es kommen Reminiszenzen an den Frauenstreik von 1991, an ein Pärchen, das «in den 80er-Jahren einen Rollentausch» wagte, an die Gründerinnen des ersten Frauenhauses der Schweiz.
Dann eine Prise «Journalistin schreibt über sich selbst». Hier die Chefredaktorin der «Schweizer Illustrierte». Statt sich um die Auflage Sorgen zu machen, fragt sie sich, ob sie eigentlich eine Pionierin sei. Wie findet sie’s raus? Indem sie bei Wikipedia nachschlägt, was das eigentlich sei. Da verstummt der Mann.
Dann eine Story, der man eine gewisse Exotik nicht absprechen kann. Oder hätten Sie gewusst, dass es einen Verein «QueerOfficers Switzerland» gibt?
Eine People-Story nach der anderen, bei denen es nur um eines geht: eine Frau im Zentrum. Wo bleiben denn eigentlich wir Männer (also die, die nicht queer sind)? Wo ist unsere Equal Voice? Müssen wir unsichtbar werden, damit Frauen sichtbarer sind?
Aber wahrscheinlich ist es so, dass Pimmelträger sich in dieser Welt verloren vorkommen.
Das Hauptproblem ist doch, lieber vor fremden Türen kehren, anstelle der eigenen.
Linksradikale hetzen gegen Rechtsradikal.
Nationalräte glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen. Und sprechen anmaßend im Namen des Souverän.
Journalisten streicheln lieber ihr Ego und kritisieren die anderen.