Dumm und dümmer, am dümmsten

Der Politologe Markus Hinterleitner sollte preisgekrönt werden.

Der Mann ist Assistenzprofessor an der Universität Lausanne und zwar nicht als Wissenschaftler, aber als Unterhaltungskünstler jeden Rappen Steuergeld wert, das in ihn verlocht wird.

Immerhin, er scheint über eine gewisse Selbstironie zu verfügen, denn so sieht der Anfang seiner eigenen Webseite aus:

Leere Strasse, leere, karge Landschaft, leerer, dunkler Himmel. Die Leere in der Lehre.

Anlässlich des Auftrags des neuen US-Präsidenten Donald Trump an Elon Musk, endlich die überbordende US-Staatsbürokratie auszumisten, interviewt Tamedia diesen Spezialisten für «politische Institutionen und Staatsversagen» und fragt ihn, was er denn davon halte, den Staat zu verschlanken. Gute Idee? Verblüffende Antwort:

«Klar nein. Radikaler Verwaltungsabbau gehört zum Dümmsten, was eine fortschrittliche demokratische Gesellschaft machen kann. Wenn man so kürzt, wie von Trump angekündigt, führt das zu Staatsversagen.»

Während dem Interviewer noch der Mund offenste, legt der Donald Duck der Soziologie noch eins drauf: «Bürokratie ist nicht nur ein notwendiges Übel, sondern eine unverzichtbare Voraussetzung für die Umsetzung demokratischer Entscheidungen.»

Auch über das Argument, dass Bürokratie doch eher einen schlechten Ruf habe, geht Hinterleitner nonchalant hinweg: «Die öffentliche Meinung wird stark vom neoliberalen Diskurs geprägt, der die Bürokratie gerne als «Klotz am Bein» des Staates darstellt.»

Ach so, also sind das nicht unzählige Erfahrungen des Staatsbürgers mit überbordenden Vorschriftenwucherungen und «Amt ist Amt, Feierabend»-Bürokraten, die mächtige Herren von Bewilligungen und ausgefüllten Formularen sind und harmlose Mitmenschen in ausufernde Rundläufe im Bürokratendschungel schicken, sondern der «neoliberale Diskurs» behauptet solchen Unsinn.

Dann lässt sich die Koryphäe noch zu hanebüchenen Vergleichen hinreissen: «Ein Land mit 50 Prozent Staatsquote und guter Infrastruktur kann wirtschaftlich erfolgreicher sein als eines mit 30 Prozent. Die Qualität der Verwaltung ist entscheidend, nicht ihre Grösse

Vielleicht sollte der Mann zur Kenntnis nehmen: Es ist ganz klar, dass mehr Bürokratie zu mehr Ineffizienz führt und damit zu einem Wohlstandsverlust, rsp. der mögliche Wohlstand wird nicht erreicht. Denn Bürokratie ist nicht wertschöpfend, sogar oft wertschöpfungshemmend.

«Versuchen Sie mal, den Staat aus dem Wohnungsmarkt oder der Raumplanung zurückzuziehen – dafür finden Sie keine Mehrheit.»

Dieser Wohnungsmarkt braucht überhaupt keine Bürokraten. Oder anders gesagt, rsp. gefragt: was bringen denn all die Bürokraten? Man hört nur Gejammer von allen Seiten, von den Mietern, den Bauherren, den Pensionskassen usw. Schauen wir nur einmal Bauordnungen an. Z.T. total lächerlich. Unverständlich, widersprüchlich, absurd. Um die Einhaltung zu kontrollieren, sind tausende Beamte auf Trab und halten alle, die mit ihnen zu tun haben, ebenfalls in Leerläufen auf Trab.

Wer beispielsweise in der Stadt Zürich einen Hausumbau plant, kann nur echt sauer werden, wenn er diesen Stuss lesen muss, den der Wissenschaftler von sich gibt.

Wenn Hinterleitner recht hätte, dann wären wir bei 100 % Staatsquote im Paradies und erst noch im demokratischen. Das hat aber in den sozialistischen Ländern bekanntlich nicht wirklich geklappt.

Wissenschaftler sagen bekanntlich dies und das und meistens das Gegenteil dazu. Aber es ist doch selten, dass sich einer zu einem so hemmungslosen Schwachsinn versteigt.

Er stellt völlig faktenfreie Behauptungen auf. Und eine wachsende Bürokratie mit dem Erhalt der Demokratie zu verknüpfen, ist wohl so ziemlich die dümmste Behauptung, ja eine Anmassung. Dann soll der Fachmann einmal die Bürokratie in Kuba anschauen oder in der ehemaligen DDR. Überhaupt im ganzen Ostblock, der ja ein einziges Bürokratiemonster war und sang und klanglos den Bach runter ging.

Obwohl ein angeblich gesunder Staatsanteil von 50 Prozent mitsamt Heerscharen von Sesselfurzern doch laut ihm die Garantie für das Wohlergehen einer Gesellschaft sind.

Dass es ein paar Staatsangestellte braucht, die die Einhaltung von sinnvollen Grundregeln überwachen, unbenommen. Aber bevor der Herr Assistenzprofessor einen solchen Stuss erzählt, sollte er vielleicht einmal zu verstehen versuchen, wie eigentlich Wertschöpfung in einer Gesellschaft entsteht und welchen Anteil die Bürokratie daran hat.

3 Kommentare
  1. Lukas Hellinger
    Lukas Hellinger sagte:

    In Politologie und Journalismus haben wir ein Grundsatzproblem in den Ausbildungsstätten. Die Lehrgänge sind nichtig und trivial, die Abgänger unbrauchbar. Abgesehen davon hat es in der Schweiz offenkundig keinen Platz neben dem dürren Herrmann, der die Schweizer Politik nun seit 15 Jahren grundfalsch interpretiert und nicht erklären kann.

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  2. ErnieM
    ErnieM sagte:

    Wir hätten gerne eine kleine Bleibe in Italien gekauft.
    Als uns der Notaio die verschlungenen Wege der italienischen Bürokratie erklärte, wussten wir, wieder Haus-Mieter zu werden.
    Auch kompliziert. Aber einfacher.
    Wie schreibt es Brunner immer so schön: Generation Abendrot. GTH.

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  3. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Professoren, Politiker und Staatsangestellte meinen ganz offensichtlich, das Geld komme vom Staat: Von Wertschöpfung haben sie noch nie gehört!

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