Immerhin: Sudan
Es ist ein Elend, vor dem (fast) alles andere verblasst.
Die Ukraine? Der Nahe Osten? Der Gaza-Streifen? Die Bombardierung Libanons? Das Gemetzel der fundamentalistischen Wahnsinnigen? Die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung, deren Ministerpräsident mit internationalem Haftbefehl gesucht wird?
Schlimme Sachen, täglich, stündlich in allen Massenmedien der Welt dargestellt, beinahe bis zum Überdruss.
Im Sudan findet zurzeit die grösste humanitäre Katastrophe der Welt statt, noch schlimmer als in den das afrikanische Land umgebenden Elendslöchern, noch schlimmer als das Wüten der Militärdiktatur in Myanmar.
Aber alle diese Gegenden der Welt haben etwas gemein: das Leiden der Menschen dort ist uns schlichtweg scheissegal. Der Reporter der «Süddeutschen Zeitung» Arne Perras gehört zu den Wenigen, die immer wieder versuchen, auf diese unsägliche Elend hinzuweisen. Er formuliert zurückhaltender:
«Der Krieg zweier Generäle hat eine Hungersnot ausgelöst, wie sie die Welt lange nicht mehr erlebt hat. Doch der Westen schaut weg.»
Immerhin, Tamedia, die ja bekanntlich nur noch über eine Rumpf-Auslandredaktion verfügt, deren Chef Christof Münger durch wirre Kommentare zu den US-Präsidentschaftswahlen auffiel, übernimmt für einmal sinnvollerweise eine Leistung der SZ und versteckt sie nicht einmal hinter der Bezahlschranke.
Das sei hier ausdrücklich gelobt.
Natürlich ist die Gebärfreudigkeit der Sudanesinnen ein Problem. Natürlich sind die Ursache, die zu dieser humanitären Katastrophe führen, ebenfalls hausgemacht. Und natürlich hat die ganze grossartige «Entwicklungshilfe» des Westens seit der Unabhängigkeit der schwarzafrikanischen Länder nicht nur nicht gefruchtet, sondern im Gegenteil Schaden angerichtet, brutale Diktaturen unterstützt, denen das Wohlergehen ihrer Untertanen völlig egal ist und die erfreut zur Kenntnis nehmen, dass dumme Westler sich um ihre darbende Bevölkerung kümmern. Es ist keine Lebenshilfe, es ist Todeshilfe, wie die afrikanische Wissenschaftlerin Dambisa Moyo völlig zu recht sagt.
Ein paar Zahlen? 25 Millionen Menschen in dieser Region sind unterernährt, eine Dreiviertelmillion ist akut vom Hungertod bedroht. Mehr als 11 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Nach Schätzungen (den wer zählt schon die Toten) sind bislang über 150’000 Todesopfer zu verzeichnen. Und das ist erst der Anfang einer Katastrophe, die Hunderttausende von Menschenleben fordern kann.
Eine der Ursachen dieser Katastrophe ist der Machtkampf zwischen zwei Generälen, der mit äusserster Brutalität geführt wird. Die Skrupellosigkeit geht soweit, dass diese Verbrecher sogar Abgaben oder Schmiergeldzahlungen dafür verlangen, dass Hilfsorganisationen helfen dürfen.
Die kämpfenden Bandenchefs machen sich aller vorstellbarer und nicht vorstellbarer Kriegsverbrechen schuldig. Folter, Versklavung, Massenvergewaltigungen, Völkermord, Bombardierungen und Angriffe ohne die geringste Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.
Wie es auch im Nahen Osten vorkommt, nur wird dort mehr oder minder Buch geführt über solche Verbrechen.
Im Sudan interessiert sich der Westen einen Dreck dafür. Dabei wäre es, wenn man sich schon nicht an die Gepflogenheiten des Völkerrechts hält, für eine westliche Militärintervention ein Leichtes, diesem Gemetzel ein Ende zu bereiten.
Aber alle vor Betroffenheit bebenden Gutmenschen, die sich nicht einkriegen, wenn sie wieder einmal einen Fall von Sexismus, Ausgrenzung oder gar Rassismus in der Schweiz erlebt haben wollen, die sich furchtbar unwohl fühlen, wenn sie dem Wort Mohr begegnen, die tapfer für den Genderstern streiten, als hinge das Wohl der Menschheit von dieser Sprachvergewaltigung ab, die verlieren kein Wort über diese Menschheitskatastrophe.
Warum?
Ganz einfach: falscher Ort, falsche Hautfarbe, falsche Himmelsrichtung. Hier kann kein ideologischer Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch, zwischen dem Wertewesten und dem Unwerteosten geführt werden. Also sollen die Schwarzen dort doch am besten laut- und klaglos verrecken.
Menschenrechte sind unteilbar, jedes Lebewesen ist gleich viel wert. Was für eine unerträgliche Heuchelei von all denen, die das in ihren Gesinnungsgottesdiensten sabbern.
Im Leiborgan der Gesinnungslinken «Republik» findet man im ganzen vergangenen Jahr unter dem Stichwort Sudan ganze 21 Treffer. Ein einziger eingekaufter Artikel beschäftigt sich mit diesem schreienden Elend.
Alleine schon deswegen ist zu hoffen, dass dieses Magazin auch bald verhungert.
Es sind zwei ‹Generäle›, aber irgendwo her bekommen die Waffen.
Verscherbeln Gold und anderes dafür, dienen den Interessen von denen oder denen.
Wenn wir Menschen überfordert sind, die news vor der eigenen Haustüre zu werten oder Manipulationen nur schon ahnen wollen: wie sollen wir dann wissen oder mitreden beim Elend Sudan?
Danke für den Hinweis und Lob, dass es bei Tamedia mal was ‹Gutes› über das Katastrophale auf diesem Planeten gibt.