Ist die SoZ auch ein Flieger?

Schauen wir mal, was das Vorbild der NZZaS so macht.

Die Anrisse auf der Front – nun ja. Eine Hiobsbotschaft für Nestlé vom unermüdlichen Arthur Rutishauser. Das macht immerhin schön wumms. Noch mehr ADHS, nun ja. Was sagt da Spezialist Constantin Seibt dazu? Will man ein grosses Interview mit Simon Ammann lesen, der nun nicht in erster Linie für seine intellektuellen oder verbalen Fähigkeiten berühmt ist?

Aber weiter unten wird’s dann sonntäglich. «Antisemitismus: Schwere Vorwürfe gegen Juso», «Beschimpfungen werden zum Volkssport», da kommt Stimmung auf. Die lassen wir uns auch nicht durch den obligaten Putin verderben: «Auch Putin hält das nicht mehr ewig durch». Sehr wahr, schon alleine, weil auch er nicht ewig leben wird.

Dann sollte sich Beat Balzli wirklich mal das Editorialschreiben von Kollega Rutishauser zur Brust nehmen; so macht man das. Eine feine Gerade in die Fresse von allen, die zwei Schweizer Stahlwerke mit Steuergeldern unterstützen wollen. Die machen Miese im Multimillionenpack. Wegen den üblichen Management-Fehlentscheidungen, wegen der Krise der Automobilindustrie – und weil Stahl anderswo schlichtweg billiger hergestellt werden kann.

Und da sollen nun ein paar Millionen Steuerfranken alles herumreissen? Lachhaft, meint Rutishauser, und recht hat er. Dass gleichzeitig ein «Velopionier aus Huttwil» die Schraube macht und 150 Mitarbeiter entlässt, da rufe niemand nach Staatshilfe, obwohl das doch schon rein ökologisch sinnvoller als ein Stahlwerk sei. Feine Klinge, sauber durchargumentiert, ein Highlight des Sonntags.

«Ritalin für alle Fälle», das ist allerdings so ein Aufregerthema aus dem Stehsatz, oder aus dem Truckeli: wenn mal wieder wirklich tote Hose ist

Aber schon nimmt die SoZ wieder Fahrt auf: «Stefan Raab treffen und Velo fahren: Die neuen Luxus-Jobs der ehemaligen EU-Unterhändler». Der ziemlich lange Titel sagt schon ziemlich viel, die Story ist aber auch ziemlich gut und fies. Einfach mal recherchieren, was eigentlich aus den insgesamt sechs Diplomaten geworden ist, die «in den Verhandlungen mit der EU innerhalb von zehn Jahren verheizt» wurden. Sehr schön.

Dann werden den Juso Antisemitismus-Vorwürfe um die Ohren gehauen, und der Parteileitung ihr Schweigen dazu. Das kann ZACKBUM aber erklären: Cédric Wermuth schämt sich gerade, dass er ein Mann ist, und versucht, jegliche Gewalt abzulehnen. Mattea Meyer schämt sich nicht, dass sie kein Mann ist, hält aber die Massenvergewaltigung von Jüdinnen durch islamistische Terrororganisationen für nicht der Rede wert. Und die Juso-Chefin Mirjam Hostetmann hüpft sowieso von einem Fettnapf in den nächsten.

Bettina Weber hingegen nimmt den beleidigten deutschen Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidaten Habeck (ja nicht Schwachkopf nennen, niemals nicht) zum Anlass, mal allgemein übers Beleidigen und Anzeigen zu schreiben.

Oben links ist übrigens der Beweis, dass diese Anzeige Habecks nicht so eine gute Idee war. Aber wer Wirtschaft nicht kann, der kann auch sonst nix (ui, ist das einklagbar?).

Vielleicht als Warnhinweis für unsere Verkehrsteilnehmer: der «Fick dich»-Zeigefinger ist auch strafbar, im Fall. In der Schweiz gibt es immerhin jährlich 12’000 Anzeigen wegen Beschimpfung. was nicht gerade wenig ist. Irgendwie typisch: in Deutschland steht die Beleidigung von Politikern unter verschärfter Strafe, in der Schweiz müssen sie sich viel mehr gefallen lassen. So darf man bekanntlich bislang ungestraft (Berufung läuft noch) den SVP-Nationalrat Andreas Glarner als «Gaga-Rechtsextremist» beschimpfen.

Wie Weber berichtet, will die Schweizer Strafverfolgungsbehörde allzu wildem Anzeigen nun einen Riegel schieben. Wer Beschimpfung rechtshängig machen will, muss für die Bemühungen der Staatsanwaltschaft einen Kostenvorschuss leisten, in Zürich beispielsweise bis zu 2100 Franken. In England hingegen kann bereits das Gefühl, «Hass» erfahren zu haben, für eine Strafuntersuchung reichen.

So, nun aber das, worauf wir alle gewartet haben. Was ist in der Schweiz denn strafbar? Bitte sehr:

«Dumme Siech, blöde Sau, dumme Kuh, Schizo, Wichser, Arschloch, Idiot, Fick dich, Halsabschneider, Betrüger, Pädo, gestreckten Mittelfinger zeigen, Vogel zeigen.
«Totsch», «Huhn» und «Ich ficke deine Mutter» würde Monika Simmler (Strafrechtsprofessorin, Red.) als «Grenzfälle» bezeichnen, «Nazi» und «Fascho» hingegen als üble Nachrede.»

Die Liste ist natürlich unvollständig und die Strafbarkeit kontextabhängig. ZACKBUM gesteht, dass wir etwas perplex sind, dass den Vogel zeigen strafbar sein kann.

Selbst Christoph Gurk von der SZ, den wir schon tadeln mussten, liefert ein launig-lustiges Stück über die Präsidentschaftswahlen in Uruguay ab. Die Besonderheit dort: der Wahlkampf findet ohne Gehässigkeiten statt. Das ist sicherlich auch dem genialen José Mujica zu verdanken. Der ehemalige Guerillero gewann 2009 die Präsidentschaftswahlen und war dann politisch und menschlich ein Vorbild, das durchaus an Nelson Mandela heranreichte.

Die Demokraten in den USA lecken die Wunden und fangen mit dem «wer ist schuld?»-Spielchen an, vermeldet Urgestein Martin Suter. Dann, kein Blatt ist fehlerlos, sinkt das Niveau aber deutlich, denn Rico Brandle hat niemand Besseren als den HSG-Fehlprognosen-Professor Ulrich Schmid als Interviewpartner ausgesucht, um das Thema Putin am Köcheln zu halten. Da ist vielleicht das Riesenaufmacherfoto symbolisch richtig gewählt:

Schattenboxen mit Schattenrissen in Schwarzweiss, so könnte man das Interview zusammenfassen.

Dann kommt die unsanfte Landung nach all den Höhenflügen: der «Fokus» mit dem Interview mit einem Skispringer. Gähn und Abflug.

Dann sucht man vergeblich nach der Sitzmarke «Sponsored Content», dargeboten von der Vereinigung der Paartherapeuten:

Riesen-Symbobild, Riesenankündigung, dann eine Riesenportion heisse Luft von Professor Guy Bodenmann, «Paartherapeut, er ist Autor diverser Bücher» und nicht zu Vergessen der Erfinder von «Paarlife», einem Programm zur «Stärkung von Paarbeziehungen». Wow, wie der das geschafft hat, hier anderthalb Seiten Gratiswerbung zu kriegen?

Will ZACKBUM etwas dazu sagen, wenn auf einer Seite Jacqueline Badran und Markus Somm salbadern? Nein dazu will ZACKBUM nichts sagen.

Hierzu eigentlich auch nichts, solange Männer keine Rasierzulage kriegen und mit dem Chef nicht über Potenzprobleme sprechen dürfen:

Vielleicht wäre die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit oder Kinderkrippen am Arbeitsplatz dringlicher. Aber nach einem Streichelzoo zu rufen, das ist entschieden weniger anstrengend.

Echt schockiert ist ZACKBUM aber über diese Schlagzeile:

«Penisverschönerung»? Als Vergrößerung für zu kurz Gekommene, okay. Aber den Pimmel verschönern lassen? Da wollen wir gar nichts Genaueres wissen.

Dann der schonungslose «ich führe meine Mami vor»-Report: «Wie es ist, seine Mutter bei einer Dating-App anzumelden». Hoffentlich ist nun die Mama von Sophie Kobel echt sauer auf ihre Tochter.

Also alles in allem solide Handarbeit, mit einigen Tiefen, aber auch Glanzlichtern. So gestärkt, machen wir uns nun an die NZZaS.

 

 

2 Kommentare
  1. Rapahel Stein
    Rapahel Stein sagte:

    Ich lese Zackbum um mich an fast jeden neuenTag erneut zu versichern, dass es bleibe wie es absehbar wurde. Eine Wüste auf weissem Papier. Seit Jahren.

    Antworten

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