Jammerhaufen
Oder ein jämmerlicher Haufen, diese Journalisten.
So wie oben muss man sich die Zustände in der Hölle des Newsrooms vorstellen. Nur leicht überzeichnet.
Die ZHAW unter dem mediengeilen Professor Vinzenz Wyss, immer gerne unterwegs auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, hat eine Studie veröffentlicht. Eine Befragung von Journalisten (oder wie hier falschkorrektdeutsch geschrieben wird «von Journalist:innen»).
ZACKBUM ist schon verstimmt, weil damit das Nonbinäre und die übrigen circa 165 Gender nicht inkludiert sind. Aber item.
Es mangle dramatisch an «Diversität», klagt die Studie. Das betreffe nicht nur die «Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen, das hohe Alter, die voranschreitende Akademisierung, oder die ethnische Herkunft». Nein, oh Schreck, wussten wir das nicht: «76 Prozent der Befragten positionieren sich links der Mitte – und zwar unabhängig davon, ob sie bei privaten oder öffentlichen Medien arbeiten.»
Aber schliesslich bestimmt das Sein das Bewusstsein, wie schon Karl Marx wusste. Da ist bei den Journis die Gefahr des Abstiegs ins Prekariat durchaus vorhanden; denn 40 Prozent der Teilnehmer verdienen weniger als 5601 Franken im Monat, was klar unter dem Durchschnittseinkommen (6788 Fr. als Median) der Schweiz liegt.
Aber richtig erschütternd wird es, wenn die Teilnehmer der Umfrage zu jammern beginnen: 73 Prozent berichten von erniedrigenden oder hasserfüllten Äusserungen. Ganze 39 Prozent machen sich «Sorgen um mein psychisches Wohlbefinden», immerhin noch 22 Prozent ums körperliche. Furchtbar.
In ihren Antworten zum Rollenselbstverständnis zeigen die Journis aber mal wieder, was Realitätsverdrängung bewirken kann. Denn über 85 Prozent, damit auf Platz eins, sehen «Informationen vermitteln, die Menschen zur Meinungsbildung befähigen», als ihre wichtigste Aufgabe. All die Ego-Shooter, denen es doch nur um Belehrung, Zurechtweisung, das Erteilen von Ratschlägen und Handlungsempfehlungen geht, wollen das zuvorderst tun?
Es geht so lachhaft weiter. Auf den nächsten Plätzen sind «unparteiisch beobachten» (79 Prozent) kicher, auch «Desinformationen entgegenwirken» (77,7) gröl, aber lediglich 55,5 Prozent sehen ihre Aufgabe darin, «die Mächtigen zu kontrollieren» schluck. Weniger als die Hälfte (48,7 Prozent) will «Inhalte anbieten, die ein möglichst grosses Publikum anziehen», schenkelklopf.
Nur 31,3 Prozent möchten «Unterhaltung und Entspannung bieten» seufz, lediglich 11,4 Prozent geben zu, sie wollten «die öffentliche Meinung beeinflussen», kopfschüttel.
Wer ein so weinerliches, verpeiltes Selbstbild hat, muss sich nicht wundern, wenn das Publikum in Scharen davonläuft. Keine Lust auf mit erhobenem Zeigefinger geschriebene Massregelungen hat, nicht mit Genderquatsch in der Sprache malträtiert werden will, auch nicht zum x-ten Mal Suaden gegen Trump, Putin, die AfD, die SVP und alles vermeintlich Üble der Welt lesen oder sehen möchte.
In diesem Sinne ist die Umfrage entlarvend und erkenntnisfördernd. Mit diesem Bodenpersonal werden die Medien nie mehr abheben. Ausgeschlossen. Wenn man die Umfrageergebnisse ernst nimmt, müsste fast die Hälfte aller Journis in Therapie, weil sie unter erniedrigenden Äusserungen leiden und sich Sorgen um ihr psychisches Wohlergehen machen. Was offensichtlich weder mit Alkohol, noch mit stärkeren Sachen erfolgreich bekämpft werden kann. Also ab auf die Couch, hoffentlich bezahlt vom Medium und nicht von der Krankenkasse.
Und wenn nur etwas über 10 Prozent eingestehen, dass sie mit ihrem Schaffen die öffentliche Meinung beeinflussen wollten, dann sind fast 90 Prozent offensichtlich elende Heuchler, der Wahrheit abhold. So wird das auf Dauer nix, liebe Kollegen. Pardon, Kolleg:innen. Nein, wenn schon, denn schon: Kolleg:!*Innen**.
Die Studie ist frei verfügbar, dank dem Link im Text (danke!). Also kann sich jede und jeder aus der Leserschaft aufgrund der Fragen und Antworten ein Bild machen, es braucht dazu keine vorgefertigten Interpretationen.
Das Jammern ist das eine. Das andere ist die Selbstgerechtigkeit.
Das Beispiel dieser Woche, mit dem Schliessen des Forum auf SRF Meteo, zeigts ganz gut: Das Forum habe sich verändert, es würden zweifelhafte und gehässige Kommentare geschrieben, immer mehr über die Jahre.
Schon klar, Journies: Das ganze Publikum hat sich verändert und driftet ab, es wird mit Sicherheit dümmer und frecher… Alle anderen sind das Problem und überhaupt, der Kapitalismus halt, Post-Kapitalismus am liebsten.
Ich denke eher langsam, es ist die Journalismus-Ausbildung, in der seit Jahren immer mehr schief läuft. Ganz sicher nicht ist das Publikum schlimmer geworden.
Es läuft nicht mit der Journalismus-Ausbildung seit Jahren immer mehr schief. Es ist die schiere Existenz dieser „Medienausbildungszentren“, die das Elend im Journalismus recht eigentlich losgetreten haben. Zuerst die Ringier-Schule, dann dieses unsägliche „MAZ“ dienen der Verlegerschaft zu, die sie trägt. Da sind ganz andere Qualifikationen gefragt als journalistische Kernkompetenz. Originalität, Quereinsteigertum, Individualität, Querdenken und Zivilcourage werden ausgemerzt.
Ja also bitte Herr Bitterli, diese wunderbaren jungen Intellektuellen machen doch alle das MAZ oder die Journalistenschule, weil sie der Welt etwas zu sagen haben. Weil sie unabhängigen, investigativen und kritischen Journalismus machen wollen. Dass diese Leute zu braven Schreib-Robotern für gewünschte Meinungsmache gedrillt werden ist nun wirklich eine ganz üble Unterstellung Ihrerseits. Das sieht nur so aus.
Einfach mal, um den Ärger loszuwerden, aber auch aus aktuellem Anlass, denn heute muss man es wieder einmal in seiner ganzen Unerträglichkeit ertragen:
Der Typ, der immer an Abstimmungssonntagen in Leutschenbach auftaucht, und der Berner mit den Tennisschuhen, der auf seine Stichworte wartet, sind die Weltmeister des „e chlii“. Die jämmerliche Verharmlosung, Runtermoderation, Infantilisierung von allem und jedem ist zum Kotzen. Heute wieder mit einer Kadenz von 18 „e chliis“ auf 5 Minuten, sauber aufgeteilt auf die zwei Phrasenabsonderer.
Zu dieser Studie aus der NZZ:
«Eine Mehrheit will zudem Machtkritik üben, gesellschaftliche Missstände beleuchten, auf mögliche Lösungen für Probleme hinweisen und das Publikum bilden.»
Die Mehrheit der Journies möchte uns also bilden. Wie total ab von der Realität sind diese Taugenichtse eigentlich?
Und aus srf.ch:
«Am anderen Ende der Skala, mit jeweils etwas mehr als einem Prozent, stehen Regierungspolitik unterstützen und ein positives Bild der Regierung vermitteln.»
Müssen sie ja nicht, da die Hackordnung in entgegengesetzter Richtung angeordnet ist. Journis dekretieren und befehlen, Politiker haben zu gehorchen und auszuführen.
….. und wenn die Verdummung, Anpassung, Unterwürfigkeit, Larmoyanz gewollt ist?
Angefangen in der ‹wohlwollenden› Schule, perfektioniert in den Bologna-Anstalten (oder SchurnalistenSchulen), implementiert in den Hierarchie-Arenen von Konzernen, Polit-Circus und Beamten-Ghettos: das Arschkriecher- und Duckmäusertum als copy-paste Modell kreuz und quer durch die ‹zivilisierte› Gesellschaft.
Der neue, nette, bunte Faschismus mit dem die Herrschenden die Untertanen gefügig, führbar, kraftlos kneten.
Solch blinder ‹Gehorsam› kann auf Teufel komm raus getestet, gespritzt und nachgeboostert werden. Falls nötig, werden die Bomben entschärft und unsere ein hell-ige Solidarität mit den Werten des Westens getestet.
Die Medien-Landschaft als Opfer und Täter; so schaffen wir uns selbst ab.
Und als Quintessenz all solcher missbräuchlichen ‹Führung› verlieren Eltern das letzte bisschen Mut, ihren Kindern den Weg auch nur schon beim elementarsten 1 x 1 von gelebter Zivilisation zu lehren, vorzuleben.
Anstand, Respekt, Mut&Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Demut, ersetzt und zersetzt von all den allgegenwärtigen Trends und medialen Einflüssen ebendieses modernen Feschismus, der sich verkleidet, wie’s halt grad ‹angesagt› ist.
Ich glaube, die CHF 5601 sind nicht FTE-normalisiert. Damit meine ich, dass bei diesem Durchschnittswert alle Löhne addiert wurden, ohne dass das die Teilzeit-Pensen aufgerechnet wurden auf 100%. Da sind sicher auch die Volontäre und die Praktikanten mit darin enthalten. Auch ist nicht klar, ob die Kosten der KI-Dienste darin enthalten sind oder nicht *zwinker*. Selbst wenn das tatsächlich der wirkliche Durchschnittslohn wäre, dann ist auch dieser in meinen Augen für die Qualität des Outputs immer noch zu hoch. Aber die Republi*k könnte evtl. Lohnkosten einsparen durch übernahme dieses Durschnittslohnes.
Wieviele arbeiten Vollzeit? Wieviele sind beim Schweizer Farbfernsehen?
Als Ergänzung, SRF braucht kein Farbfernsehen mehr, die «Macher» sind in ihren einfachen schwarz/weiss Denkschablonen gefangen.
Da hilft wohl nur noch ein Neuanfang…
Ich verstehe Sie, Herr Rickenbacher, aber ich weiss beim besten Willen nicht mehr, welche Bezeichnung das Schweizer Fernsehen sich gerade gibt?
PS: Ich erinnere mich aber gerne ab Heidi Abel…
Sie verwechseln da etwas. Der Laden, von dem man an dieser Stelle nicht zu wissen hat, wie er gerade heisst, ist TA/Thaagi/TX/MedienAG.
Da haben Sie Recht, eigentlich weiss ich auch nicht mehr weiter. Leben wohl in einer realitätsfernen Blase. Da hilft nur noch ein hartes ankommen in der Wirklichkeit.