Zusammengeholzt
Arme Autoren der SZ. Tagi-Leser bekommen nur Fragmente.
Michael Neudecker ist der England-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung». Wenn er sich nicht gerade darüber erregt, zur Präsentation des neuen Pirelli-Kalenders eingeladen und bewirtet zu werden, widmet er sich auch der Literatur. Genauer dem Bestsellerautor Robert Harris. Dessen neustes (und nicht unbedingt bestes) Buch «Abgrund» stürmt mal wieder die Bestsellerlisten.
Zudem kommt die Verfilmung seines Werks «Conclave» über die Papstwahl gerade in die Kinos. Genug Anlass für ein «Profil» in der SZ, Titel: «Robert Harris. Autor von «Konklave» mit einem Faible für Randfiguren». Auf rund 4000 A holpert sich Neudecker nicht unbedingt literarische hochstehend und sehr, sehr selektiv durch das voluminöse Werk von Harris. Die Cicero-Trilogie («Imperium, Titan, Dictator»), das Hauptwerk, ist ihm offensichtlich zu schwer. Ausserdem passt es nicht zu seiner dünnen These der Randfiguren. Zu erwähnen wären sicherlich auch «Aurora» über einen fiktiven Sohn Stalins oder «Der zweite Schlaf», eine bedrückende Dystopie.
Aber item, Neudecker gibt alles und versucht das ihm Mögliche, was nun nicht viel, aber immerhin etwas ist. Zu seinem Pech hatte der Tagi gerade auf seiner Seite «Meinungen» mangels Meinungen noch ein Plätzchen frei:
Nun ist es aber im Kopfsalat-Imperium Tamedia so, dass ja über ein Dutzend Blätter bespielt werden müssen, wo jeweils die lokale Rumpfredaktion theoretisch die Möglichkeit hat, eigene Werke einzupflegen. Deshalb hat hier jedes Gefäss im Sinne des Qualitätsmanagements von Simon Bärtschi (wo ist der Schlingel eigentlich abgeblieben; trinkt er mit Kerstin Hasse ein Bierchen nach dem anderen?) seine genau vorgegebene Zeichenzahl.
Und das sind hier halt 2800 und nicht 4000 wie bei der SZ. Da gilt das Qualitätsprinzip: was nicht passt, wird passend gemacht. Also werden mal kurz 30 Prozent des Texts rausgehackt.
Nun ist natürlich jeder Text kürzbar. Allerdings gibt es dabei zwei Probleme. Es muss gekonnt sein, und irgendwann wäre es besser, einen neuen, kürzeren Text zu schreiben, weil sonst alles in den Gelenken knirscht und knackst.
Der Originaltext von Neudecker in der SZ ist auch nicht gerade ein Höhepunkt der Beschreibung von Literatur. Aber wer das Geholper beim Tagi & Co. liest, könnte sich schon fragen, ob Neudecker noch das Perlhuhn mit Rosmarin-Mangold mit sich an der Decke räkelnden leichtbekleideten Damen auf dem Magen lag, als er das schrieb.
Dass Tamedia aus Qualitätsgründen, Pardon, aus Spargründen so vieles von der SZ übernimmt, ist das eine. Ohne Rücksicht darauf, dass sich die deutsche Weltsicht nicht nur in Form eines ß oder mit Wörtern wie «parken» von der schweizerischen unterscheidet.
Das andere ist aber, dass sogar bei diesen Übernahmen Hand angelegt wird, Texte notgeschlachtet, damit sie in die Gefässe des Qualitätsorgans passen. Ohne, dass sich der Autor dagegen wehren könnte. Denn letztlich steht immer noch Neudecker über oder unter dem Text, obwohl er mit diesem Trümmerhaufen eigentlich nicht mehr viel zu tun hat.
Als Gipfel der Frechheit versteckt Tamedia diesen übernommenen, gekürzten und misshandelten Text noch hinter der Bezahlschranke. Die Leserverarschung erreicht ungeahnte Höhepunkte.
…»ob Neudecker noch das Perlhuhn mit Rosmarin-Mangold mit sich an der Decke räkelnden leichtbekleideten Damen auf dem Magen lag, als er das schrieb.»…
Klasse :-), aber jetzt habe ich Hunger bekommen.
Leserverarschung und Leserbevormundung ist beim TA normal. Anfangs Woche war ein Artikel von Beat Metzler (hat auch schon zu «rassistischen Häusernamen», Mohrenkopf geschrieben, Roger Waters wollte er verbieten) zu lesen:
Brandy Butler wollte den Rechtsextremen trotzen, doch am Ende ging es nicht
Die queere Zürcher Künstlerin berichtet erstmals, dass sie sich wegen Sicherheitsbedenken zum Stopp des Kinderanlasses «Drag Story Time» gezwungen sah. Und sie zieht Parallelen zu einer Volksabstimmung.
Metzler hat einen unkritischen und servilen Artikel über Butler geschrieben der an Peinlichkeit nicht zu toppen ist. Butler darf sich auch zur Gendersternabstimmung in Zürich äussern: «Die Initiative ist ein Testlauf. Die Rechten wollen herausfinden, wie weit sie gehen können». Butler die Amerikanerin versteht Demokratie nicht, hat aber nichts dagegen wenn ihre Arbeit auch von «rechten SteuerzahlerInnen» finanziert wird!
Die GEPRÜFttebè (also nicht verletzenden) publizierten Leserkommentare waren in der Mehrzahl kritisch. Gegen Mittag waren alle gelöscht weil sie nicht der Meinung des TA, Metzlers und Butler die sich scheinbar beklagte wiedergaben. Ausgerechnet der TA der Leitmedium sein sollte und für Meinungsvielfalt stehen will übt übelste Zensur aus! Butler darf für den Genderstern werben die doofen Abonnenten dürfen sich aber nicht kritisch äussern. Der Vorgang hat gezeigt das der TA nicht für Meinungsfreiheit und Toleranz steht sondern für Leserverarschung und Bevormundung!
Artikel hinter Bezahlschranke!
https://www.zsz.ch/drag-story-time-in-zuerich-darum-stoppte-brandy-butler-die-veranstaltungsreihe-746915151371
https://www.tagesanzeiger.ch/drag-story-time-in-zuerich-darum-stoppte-brandy-butler-die-veranstaltungsreihe-746915151371