Wie der «Blick» eine Grafik versemmelt
Wer’s nicht kann, kann’s nicht.
Eine banale Weisheit, aber dem «Blick» muss man mit Banalitäten kommen. Eigentlich ist eine grafische Aufbereitung von ein paar Zahlen ein Kinderspiel. Zumindest etwas, was Zeitungen seit vielen Jahrzehnten betreiben und beherrschen.
Im Rahmen der allgemeinen und speziellen Sparwut geht auch Sichergeglaubtes wieder verloren. Das zeigt sich dann bei einer Grafik in aller offenen Hässlichkeit.
Natürlich ist es verdienstvoll, vor den Wahlen eine Grafik zu präsentieren, die die wichtigsten Prognosezahlen vereint. Also die Resultate von Umfragen (hier nicht abgebildet) und vor allem das Zuschreiben von Wahlmännerstimmen. (Pfuibä, dass das noch keiner Kampffeministin aufgefallen ist, wo bleiben Tobler & Co., wenn man sie dringend braucht?)
Denn beim etwas merkwürdigen US-Wahlsystem entscheidet nicht die Mehrheit der Stimmen (so hatte Hillary Clinton bedeutend mehr Wählerstimmen als Donald Trump, verlor aber dennoch), sondern die Anzahl der gewonnenen Wahlmänner (und -frauen und everybody beyond, muss ZACKBUM korrektsprachlich hinzufügen).
Hier wird nun Kamala Harris Donald Trump in den klassischen Parteifarben gegenüber gestellt. Links in Blau Harris, in der Mitte die entscheidende Marke von 50 Prozent oder 270 Wahlmännern, die zum Sieg reichen. Soweit, so klar. Nun kann man die Vorhersage wagen, welche Stimmen der Kandidat (generisches Maskulin, you know) auf sicher hat. Das wären bei Harris laut «Blick» 191, bei Trump 122. Daher in sattem Blau, bzw. Rot eingefärbt. Dann kommen die wahrscheinlichen Stimmen, bei Harris 35 und bei Trump 97. Und schliesslich die offenen aus den sogenannten Swing States, hier in einer Art Uringelb wiedergegeben.
Na und, ist doch alles soweit in Ordnung. Nun ja:
Zwischen wahrscheinlich und offen gibt es aber noch eine Farblegende für «eher». So eine Art Blassblau oder Blassirgendwas, abgedämpft zu den Farben für «wahrscheinlich».
Nur: das kommt in der Grafik nicht vor. Da gibt es nur sicher, wahrscheinlich und offen.
Das würde selbst einem Sehbehinderten, einem Farbenblinden, einem oberflächlichen Betrachter auffallen. Aber beim Qualitätsorgan «Blick», dem Kompetenzzentrum für News und Nachrichten, fällt das niemand auf.
Wie peinlich ist das mal wieder? Ach, um dort zu wirken, braucht es eine gute Portion Schamfreiheit. Bringt man die nicht mit, muss man sie sich halt ansaufen.
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