Knapp, sauknapp, überhaupt nicht knapp

Wenn man vor dem Ergebnis ein Adjektiv gehäuft hörte, dann war es das.

Trump-Beschimpfung, Harris-Lobhudelei. Das waren die beiden Grundtöne in der Berichterstattung über die US-Präsidentschaftwahlen. Und der Akkord darüber wurde mit «knapp» gespielt. Das Rennen sei wirklich knapp. Ganz knapp. Furchtbar knapp.

Ein Fotofinish, nicht vorhersagbar, wer am Schluss die Nase vorn habe. «Bild» und andere fanden sogar heraus. dass ein Patt bei den Wahlmännerstimmen möglich sei. Alle Koryphäen, Kenner, Spezialisten, Spezialkorrespondenten und USA-Kenner wagten keine Prognosen mehr, so knapp war das Rennen.

Natürlich schwang da auch immer ein leiser Oberton von Hoffnung mit, dass es Kamala Harris doch schaffen könnte, und dass Lügner Donald Trump einmal mehr Lügen gestraft würde, der schon früh behauptete, dass er mit sicherer Mehrheit vorne liege, man – er übertreibt halt gerne – von einem wahren Erdrutschsieg sprechen könne.

Dabei sei noch gar nichts entschieden, so knapp sei das.

Und dann kam wieder die fassungslose Sendepause, wie beim ersten Sieg Trumps. Als er die Hürde von 270 Wahlmännerstimmen locker übersprang, während Harris bei etwas mehr als 220 dahindümpelte. Das war nicht knapp, das war ziemlich eindeutig.

Das gilt auch für die Anzahl Wählerstimmen. Während Clinton noch rund 2,5 Millionen Stimmen mehr als Trump bekam (aber weniger Wahlmänner), liegt Harris auch hier klar hinten. Zudem haben die Republikaner den Senat zurückerobert, eine weitere Niederlage der Demokraten.

Wenn Trump am Schluss (das kann noch dauern) 311 Wahlmänner hinter sich geschart hat, muss man ihm zubilligen, dass das ein eindeutiger und unbezweifelbarer Sieg ist, eine krachende Niederlage für Harris. Viel schlimmer als erwartet.

Trump hat so ziemlich bei allen Wählerschichten zugelegt im Vergleich zu 2020, sowohl in städtischen, wie in ländlichen Gebieten, auch bei Latinos, schwarzen Männern und Jungwählern. Nirgends gab es den herbeigeredeten Harris-Effekt.

Wie immer bringt es «Bild» knallig auf den Punkt:

Nur: schockiert sind mal wieder alle Auguren, weil sie wieder dramatisch danebenlagen. Viel Buchstaben darauf verschwendeten, was wohl passieren möge, wenn Trump verlöre – was ja durchaus möglich, wahrscheinlich, sinnvoll sei.

Während Trump in seinem Sieg badet, zeigt sich Harris als schlechte Verlieren. Als sich ihre Niederlage abzuzeichnen begann, tauchte sie einfach ab und liess ihre Anhänger mit offenen Mündern und traurigen Gesichtern an der Wahlfeier blöd rumstehen. Nicht gerade souverän. Nichts von Grösse in der Niederlage zeigen.

Das gilt aber auch mal wieder für die gesamten Mainstream-Medien. Sie taten alles in ihrer Macht Stehende, um Trump niederzuschreiben. Nur ist ihre Macht halt überschaubar klein. Und wildes Gewäffel aus Europa, aus Deutschland, aus der Schweiz – das geht dem US-Wähler sowieso schwer an einem bestimmten Körperteil vorbei.

Nackt, dumm und hässlich stehen nun mal wieder all die grossartigen Koryphäen da, die sich gewaltig verhoben haben. Aber keine Bange, nach ganz kurzer Panikpause werden sie sofort wieder Tritt fassen – und ein Schreckensgemälde nach dem anderen an die Wand werfen, was die Welt nun von Trump zu erwarten, zu befürchten hat.

Aber vorher muss der Wahlsieger niedergemacht werden. Für einen Tamedia-Dummschwätzer regiert in Zukunft ein «Faschist» die USA. Und der köstliche Auslandchef ohne Ausland und Verstand kriegt sich auch nicht ein. Die Amerikaner, die Deppen, hatten die Wahl zwischen «einer Demokratin und einem Demagogen». Und was haben die Trottel gemacht, Christof Münger fasst es nicht:

«Sie haben sich für den Kandidaten entschieden, der strafrechtlich verurteilt ist, der einen sexistischen Wahlkampf geführt hat, der die Streitkräfte gegen politische Gegner einsetzen will, der notorisch lügt (nicht nur, was das Wahlergebnis von 2020 betrifft) und der – das ist zentral – in einen Putschversuch gegen die amerikanische Demokratie involviert war.»

Schlimmer noch: Trump werde alle Anklagen gegen ihn stoppen, wie ein Diktator herrschen, das «Projekt 2025» umsetzen, Millionen Migranten ausschaffen, «eine Massendeportation, die an finstere Zeiten erinnert». Echt jetzt, gleich die Nazikeule?

Und in Europa? Schlimm, schlimm: «Von Trumps Comeback profitiert die antiliberale lnternationale von Björn Höcke, Geert Wilders und Marine Le Pen bis zu Viktor Orban und Sahra Wagenknecht. Deren demokratieschädigende Ideen werden salonfähig.» Antiliberale Internationale, demokratisch gewählt, aber demokratieschädigend, herrlich.

Münger ist so fassungslos, dass ihm am Schluss buchstäblich der Schnauf ausgeht: «Das werden vier lange Jahre». Im Gegensatz zu den vier kurzen, die es mit Biden waren oder mit Harris geworden wären. What a nonsense.

Ode nehmen wir einen Andreas Bernard vom durchdrehenden «Spiegel». Der schreibt über «Trumps veränderte Gestik bei seiner Siegesrede» unter dem Titel «Die Fratze der Sanftmut». Versteht das jemand? «In Donald Trumps Mimik spiegelten sich Hass, Ausgrenzung, Bedrohung. Im Bewusstsein seines Triumphs trat er völlig anders auf. Wenn sich der Chauvinismus entspannt, hat seine Politik der Rücksichtslosigkeit obsiegt

Das kann man wohl nur noch mit psychopathologischem Besteck sezieren; dem normalen Menschenverstand entzieht sich dieses hasserfüllte Gebelfer.

Unbelehrbar, beratungsresistent, überflüssig.

5 Kommentare
  1. Alan Steiger
    Alan Steiger sagte:

    In Basel gab es ein US-Wahlnachtpodium mit Provinzpolitikern. Die Basler Zeitung hat prominent über diesen Aufreger berichtet. Geballte Kompetenz in Sachen USA.

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  2. K. Meyer
    K. Meyer sagte:

    Ja so geht das halt, wenn man die eigene Meinung über die Realität stellt, sich für das Mass aller Dinge hält. Eine weit verbreitete Unsitte im heutigen Journalismus. Die meisten Wähler sind halt keine Journalisten…

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  3. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Auffallend: Wie beim Begriff Liberalismus werfen Linke seit einigen Jahren vermehrt allen Andersdenkenden vor, «die Demokratie» zu verachten (während man sich vordergründig selbstverständlich als Hüter dessen aufschwingt). Damit zeigen diese Charakterschweine ihr wahres Gesicht: Mit den selbst verwendeten niederträchtigen Motiven, Absichten und Methoden wird der Gegner attackiert.

    Denn nichts hassen Linke mehr als Dissens und das Überstimmt werden durch all die vielen Dummköpfe, die es angeblich nicht begriffen haben. Schick in diesen Kreisen sind auch Hinterfotzigkeiten à la Orwell:

    – Demokratie in der Schweiz stärken; der Europäischen Union beitreten.

    Wenn auch billig und stupid, lässt sich mit solchen Methoden die Leserschaft z.B. eines Tagi (Claim: «Du bist was Du liest») offenbar hervorragend formen und aufpeitschen.

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