Das Dutzend Eier

Die Wahrheit ist konkret. Und heisst Donald Trump.

Der Millionär Trump hat ein besseres Gespür für den Durchschnittsami, den Mister Babbitt, als die meisten demokratischen Parteiführer zusammen.

Die machten Ausflüge ins Wolkenkuckucksheim mit Frauenrechten, Demokratie, Inklusion und all so Zeugs. Dabei beschäftigt den Durchschnittsverdiener (11,24 Dollar die Stunde) die Inflation, die Lebenshaltungskosten viel mehr. Wenn ein Karton mit 12 Eiern 8 Dollar kostet (das Doppelte wie vor Corona), ein Pack Toilettenpapier ebenfalls, dann ist das natürlich dem Intellektuellen in seiner Loft ziemlich wurst.

Auch Kamala Harris verlor nie ein Wort darüber, da das auf sie selbst und ihre Amtszeit als Vizepräsidentin zurückgefallen wäre. Heuchler Trump hingegen, der in den letzten 50 Jahren wohl kaum jemals selbst einkaufen ging, hat wieder einmal gezeigt, dass er ein untrügliches Gespür hat, wo dem Volk der Schuh drückt.

Denn dass die allgemeine Inflationsrate beruhigend niedrig ist, ändert nichts daran, dass Artikel des täglichen Bedarfs deutlich teurer wurden, es vor allem kein Ausweichen auf billigere Produkte mehr gibt.

Trumps Wirtschaftsrezepte (so vorhanden) sind natürlich genauso absurd wie die von Harris. Keiner der beiden Kandidaten verlor auch nur ein Wort über die Staatsschulden von 35 Billionen Dollar, das sind 35’000 Milliarden. Im Vergleich dazu beträgt das BIP Deutschland schlappe 4,5 Billionen US-Dollar.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Staatsverschuldung deutlich am Steigen ist, schon 2012 die Schwelle von 100 Prozent des US-Bruttoinlandprodukts überstieg und zurzeit bei geschätzten 120 Prozent liegt. Da Schulden solange bezahlbar sind, wie es Gläubiger gibt, die auf die Solvenz des Schuldners vertrauen, ist das noch nicht katastrophal.

Beunruhigender ist, dass der Schuldendienst inzwischen 1133 Milliarden Dollar kostet, das sind 17 Prozent der gesamten Bundesausgaben. Zurzeit zahlen die USA im Schnitt 3,35 Prozent Zinsen, Tendenz steigend.

Aber das sind Gebiete, die beide Präsidentschaftskandidaten weiträumig umfuhren, denn sie machten natürlich beide völlig unrealistische Versprechungen, um Wähler zu gewinnen – ohne Rücksicht auf neue Schuldenberge. Darin stand Harris Trump nicht nach. Aber seit dem berühmten Ausspruch von Hillary Clinton, dass die Hälfte der Unterstützer von Trump ein «basket of deplorables» (ein Korb voller Kläglichen oder Bedauernswerten) sei, ist offenkundig, dass diese Partei (und ihre führenden Intellektuellen) ein ernsthaftes Problem mit der Realität haben.

Dagegen kann Trump, trotz seinem geschmacklosen Hang zu goldüberkrustetem Protz, trotz Trump-Jet, Golfplatz und die Geschmacksverirrung Mar-a-Lago, so tun, als sei er volkstümlich. Eigentlich ist es lachhaft, wenn er in weissem Hemd samt Krawatte im McDonald’s eine Tüte Fries abfüllt. Aber «he’s one of us», dieses Gefühl zu vermitteln, das ist in den USA entscheidend.

Als wahrer Basket of Deplorables haben sich einmal mehr die deutschsprachigen Journalisten erwiesen. Zitieren wir stellvertretend für fast alle einen Quatschkopf von Tamedia:

«Am 5. November wird zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine Frau zur Präsidentin gewählt. Oder ein Faschist.»

Was sich der Dummschwätzer noch wenige Tage vor der Wahl nicht vorstellen konnte (oder wollte): nun regiert also in den USA ein Faschist. Und was heisst das? Wird eine Bevölkerungsgruppe, eine Ethnie, eine Rasse nun in Konzentrationslager gesperrt, gar vernichtet? Verwandelt sich die US-Demokratie in eine Autokratie, eine Diktatur gar? Besteht der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten nur mehr in der Körpergrösse?

Für all das gibt es nur einen guten amerikanischen Ausdruck: what a crap. Oder noch besser: what a bullshit.

Noch schlimmer ist aber: sollte Trump tatsächlich einen Riesenscheiss (Pardon) anstellen, dann hat die Journaille bereits alle Schimpfwörter, alle Klagewörter, alle negativen Ausdrücke, aller Superlative verballert. Und wird wahrscheinlich sprachlos dastehen.

Was aber ein Segen wäre im Vergleich zu all dem Schrott, der seit dem Rückzug von Joe Biden geschrieben, gesagt und gefilmt wurde.

Auch dafür gibt es schöne amerikanische Ausdrücke. Get over it. Noch besser: get a life. Aber was sollen Journalisten denn machen, würden sie aus ihrer Gesinnungsblase fallen, wo sie schön wohlig unter Luftabschluss vor sich hinfaulen? Sie würden im kalten Hauch der Wirklichkeit elendiglich anfangen zu bibbern, mit den Zähnen zu klappern und zu heulen. Und das wäre auch kein schöner Anblick.

Journalisten? Vogel Strauss ist ihr Wappentier. Wolkenschieber mit wichtiger Miene, erfüllt von einer Mission. Wünsche sind wichtiger als Wirklichkeit. Sie wollen die Welt retten, dafür heben sie ins Fantasialand ab. Nun werden sie wieder kurz japsen – und dann den Amis erklären, wie doof die mehrheitlich sind.

Dabei ist die wahre Tragödie doch: die angeblich grösste Demokratie der Welt hat nur diese beiden Kandidaten für das höchste Amt des mächtigsten Mannes der Welt zu bieten?

Nach einer Wahlnacht-Berichterstattung, die eigentlich nur aus einer schwindenden Hoffnung bestand, jämmerlich.

Weil es ZACKBUM schon früh sagte, darf es hier wiederholt werden: man tritt nicht ungestraft mit einem immer seniler werdenden Kandidaten an, weil man der Vizepräsidentin nichts zutraut – um ihn dann im letzten Moment durch sie zu ersetzen. Die einfache Wahrheit ist: Trump hat nicht gegen Harris, sondern wegen Harris gewonnen.

9 Kommentare
  1. Alan Steiger
    Alan Steiger sagte:

    Was hatten denn die Demokraten in den letzten vier Jahren ausser dem Krieg in der Ukraine, der Unterstützung des Völkermords in Gaza und der Identitätspolitik zu bieten?

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    «hat ein besseres Gespür für den Durchschnittsami», ja die Amis werden das Gespür noch zu spüren bekommen. Nach «sleepy Joe» nun «dirty Donald». Trump redet zwar nach dem Mund des Volkes aber es interessiert ihn nicht wirklich. Spätestens wenn dD auf Importprodukten Strafzölle erhebt wird das Volk merken das sie die Strafzölle zahlen müssen. Die Wahl dD ist keine Katastrophe, es ist das Versagen der amerikanischen Gesellschaft die Männer der Generation Abendrot wählt die nur das eigene Interesse im Auge haben.

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  3. ErnieM
    ErnieM sagte:

    Warum die Demokraten verloren haben:

    Weisse Menschen als Rassisten bezeichnen.
    Bezeichnen Sie Anhänger der Republikaner als Müll, Faschisten und Nazis.
    Dass man verantwortlich ist für 12 Millionen Illegale. Gangs(ters), Mörder, Vergewaltiger.
    Sagen Sie Afro-Amerikanern, wenn sie Republikaner wählen, dass sie nicht schwarz sind.
    Nennen Sie bestimmte US-Christen-Vereinigungen «inländische Terroristen“.
    Sagen Sie der Welt, dass es kein Geschlecht gibt.
    Männer als giftig bezeichnen.
    Sagen Sie als Frau, dass Männer in Frauensportarten mitspielen können.
    Belügen Sie die amerikanische Öffentlichkeit, dass es dem Präsidenten gut geht,
    obwohl sie das Gegenteil wissen.
    Belügen Sie die amerikanische Öffentlichkeit, dass ihre Wirtschaftspolitik funktioniert.
    Das Gesetz für politische Zwecke missbrauchen.
    Dass Mainstream-Medien jegliche Objektivität verloren haben und aktiv nur eine Partei hervorheben.

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  4. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Wenn ich Journalist wäre, würde ich mich ab sofort nicht mehr Trump widmen sondern hauptsächlich Vance. Er ist der Fackelträger.

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  5. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Ausgezeichnetes Résumé über diese Multi Milliarden teuren US-Wahlen.

    Dieser wichtige Satz von Author Zeyer macht wirklich sehr nachdenklich in diesem Spektakel:

    „Dabei ist die wahre Tragödie doch: die angeblich grösste Demokratie der Welt hat nur diese beiden Kandidaten für das höchste Amt des mächtigsten Mannes der Welt zu bieten?“

    Diese Wahlen offenbaren aber auch einmal mehr, wie ganz Europa am Rockzipfel der USA hängt. Diese Unfähigkeit von Europa als funktionierendes Gegenmodell dazustehen, ist besorgniserregend.

    Wie sagte der damalige Finanzminister John Bowden Connally, Jr. im Jahre 1971 treffend über den US$ als massgebende Referenzwährung: „It’s our currency, but it’s your problem.“ Ziemlich spöttisch meinte Connally damit: Die ureigenen Interessen der US-Regierung thronen über allen weiteren Wirtschaftsfragen auf dieser Erdkugel.

    Europa als verunsicherter Bittgänger mit minimalem Selbstwertgefühl, wird es in der Era Trumpf nicht leicht haben.

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