Der Oberheuchler

Widerwärtig und übelkeitserregend. Ein Gipfeltreffen zweier Sumpfblasen.

Schwer steigerbar ist, wenn Simon Jacoby den «Publizisten» Daniel Binswanger interviewt. Das ist sozusagen eine Win-win-Situation, bei der nur der Leser verliert. Ein Gipfeltreffen der Geschmacklosigkeiten. Ein Kampagnenreiter trifft auf einen Opportunisten.

Denn der Chefredaktor von «tsüri», staatlich subventioniert, spricht mit dem Co-Chefredaktor der «Republik», von Millionärserben ausgehalten. Damit bekommt die schreibende Schmachtlocke endlich mal etwas Einschaltquote, und Jacoby kann sich sicher sein, dass sich hier zwei in den Armen liegen.

Schon das Titelzitat erregt Brechreiz: «Ich finde die moralische Hysterie der NZZ unglaublich ermüdend», salbadert Binswanger matt. ZACKBUM findet hingegen die mehrfache moralische Bankrotterklärung Binswangers unglaublich abstossend und bemühend.

Als «Magazin»-Redaktor und Freund des Chefredaktors erlebte Binswanger die haltlosen Anschuldigungen einer frustrierten und gefeuerten Ex-Mitarbeiterin mit. Anuschka Roshani bezichtigte Finn Canonica im «Spiegel», sie jahrelang übel verbal niedergemacht zu haben, auch vor versammelter Redaktion. Für Binswanger, schon längst zur «Republik» gewechselt, wäre es ein Leichtes gewesen, als Zeuge richtigzustellen. Aber stattdessen schwieg er verkniffen und feige.

Als Co-Chefredaktor der «Republik» hat er den Skandal zu verantworten, dass ein Starreporter übler sexueller Übergriffigkeiten beschuldigt wurde – und ohne Anhörung gefeuert. Dieser Verstoss gegen banalste Regeln des Arbeitsrechts kostete die «Republik» eine hübsche Abfindung. Aber man hat’s ja, dank Millionären im Hintergrund. Auch hier schwieg Binswanger verkniffen und feige; ausser, dass er natürlich davon nichts gewusst habe. Die übliche Ausrede eines Versagers.

Disqualifizierter für moralische Werturteile geht eigentlich nicht. Was geht da unter der Schmachtlocke vor, wenn er sich dennoch zu solchen Urteilen aufrafft, ohne rot zu werden und sich in Grund und Boden zu schämen?

Stattdessen sondert er selbstverliebte Sottisen ab, die Strategie der NZZ sei «der Versuch, sich eine Pappnase der Äquidistanz aufzusetzen.» Ist das ein schepperndes Wortgebimmel. Aber auch Bösartiges hat Binswanger drauf: «Dies wiederum wirft die Frage auf, was all diese Leute, die nicht davon begeistert sein dürften, dass ihr Chefredaktor den Höcke an die Macht schreiben will, bereit sind mitzutragen.» Eric Gujer wolle Höcke an die Macht schreiben, nur weil der NZZ-Chefredaktor darauf hinweist, dass die deutsche Demokratie auch einen Wahlsieger als Ministerpräsidenten aushalten würde? Absurd und abstossend als Unterstellung.

Für sein Äusseres kann niemand etwas. Wer sich aber so wie Binswanger inszeniert, hat etwas zu verbergen. Nach hinten gefönte Schmachtlocke, Jacket, darunter ein Hoodie, darunter ein weisses Hemd, darunter ein T-Shirt, der legere Alternativ-Look. Aber mitten im gebräunten Gesicht zusammengekniffene Augen und ein zum Strich verkniffener Mund – daraus spricht eine unverhüllte Bösartigkeit, wahrscheinlich genährt durch jahrelangen Misserfolg. Leider können wir das Foto nicht zeigen, sonst wird uns noch eine Copyright-Verletzung an die Backe geklatscht.

Wenn es darum geht, was jemand für einen sicheren Job auszuhalten bereit ist, spricht Binswanger wohl für sich selbst: «Und was man sich alles einzureden vermag an Ausflüchten und Rechtfertigungen.» Spätestens nach dem Déjà-vu des Sexismus-Skandals der «Republik» hätte Binswanger die Konsequenzen ziehen müssen. Aber wohin hätte er ziehen können?

Die NZZ hat, im Gegensatz zur «Republik», publizistisch Erfolg. Das macht Binswanger grün vor Neid: «Die ideologischen Widersprüche der NZZ sind inzwischen dermassen grotesk geworden, dass sie allen Mitgliedern der Redaktion bewusst sein müssen.» Wie wäre es mit der richtigen Übertragung: Die publizistischen Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit der «Republik» sind inzwischen dermassen grotesk geworden, dass sie …?

In seinem Furor verliert Binswanger dann jedes Mass und jede Mitte:

«In diesem sumpfigen Teich am rechten Rand hat die NZZ ihre Wachstumsnische. Grundpfeiler des Liberalismus wie Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Schutz der Medienvielfalt müssen dann halt etwas zurücktreten. Eine extrem unerfreuliche Entwicklung

Auch ZACKBUM hat, bei aller Berichterstatterpflicht, seine Grenzen der Qual. An dieser Stelle, obwohl das Interview noch ellenlang weitersumpft, haben wir aus hygienischen Gründen aufgegeben und heiss sowie kalt geduscht. Solches Dreckelen beschmutzt auch den Leser, dem kann man sich gar nicht entziehen.

Sowohl «tsüri» wie die «Republik» wollen im linken Gesinnungssumpf fischen gehen. Möglicherweise ist dieses Interview im Rahmen einer «tsüri»-Hetzkampagne gegen die NZZ, die hiermit einen neuen absoluten Nullpunkt erreicht, ein Anzeichen dafür, dass sich die beiden Organe der angeblich korrekten Denkungsart ein Zusammengehen überlegen.

Von «tsüri» etwas Reichweite dank Gratisnutzung plus Staatsknete, von der «Republik» die finanzielle Potenz von Millionären und die Leidensfähigkeit der Abonnenten. Gemeinsam im Kampf gegen logisches Denken, Moral und Anstand. Könnte eine Weile funktionieren und den Exitus der «Republik» ein weiteres Mal hinauszögern.

11 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Zu «Magazin»-Zeiten versuchte Narzisst Binswanger noch mit einer Mischung aus Business-Look und urban upper class style seine innere Leere mit sowas wie Bedeutung zu blenden. Die linke Schickeria war entzückt, einen solch rassigen Intellektuellen (er liest angeblich wahnsinnig komplizierte Bücher) in den eigenen Reihen zu wissen.

    Schon damals fiel er mit einer Mischung aus Dummschwätzertum und Lügengeschwurbel auf. Mit primitiven Ausfällen wie hier beschrieben gegen die NZZ beweist er, dass er sich faktisch auch im Alter von 55 Jahren noch immer auf dem Niveau eines Kinder- und Unterschichtenportals wie «tsüri» befindet. Eine traurige Gestalt.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Zwei Peinliche unterhalten sich. Binswanger als peinlicher Phrasendrescher, Existenzjammeri und Opportunist bekannt. Jacoby, Chefredaktor des «VBZ Hoblattes» outet sich gerade als solcher. Jacoby, wie schon zuvor Lara Blatter wollen mit Hilfe Binsi das Scheitern der beiden Ignoranten Blomberg und Stemann am Pfauen der NZZ in die Schuhe schieben die eine eigentliche Hetzkampagne gegen die Bühne geschrieben haben soll. Natürlich ist diese Sicht der linken, beschränkten Optik geschuldet!
    Stemann und Blomberg haben sich gezielt selbst erledigt und dem Ruf der Bühne geschadet auch weil sie zu stark auf die Direktiven des abgehobenen VR der Bühne und Teflon-Mauch gehört haben die in «sozialistischer Manier» dem Volk befehlen wollten was sie zu konsumieren, an was sie sich zu orientieren haben.
    Das der Tagi, besonders Frau Kedves, immer zu den beiden Irrlichtern und der Bühne gehalten haben ist den beiden Schwaffli kein Wort wert. Bestimmt hat (ab 2025 hatte) der Tagi in der Kultur das gleiche Gewicht wie die NZZ, bei unterschiedlichen Besuchersegmenten. Was die beiden nicht thematisieren war die Spaltung im Personal. Auf der einen Seite die «progressiven» Steuergeldverschleuderer die sogar eine Zuchtmeisterin, Agentin Diversität, installierten auf der anderen Seite die Realisten die Theater für das Volk wollten, leider schwiegen weil sie Nachteile befürchte, hatten. Einer wagte Kritik hat aber wenige Tage später verschämt zurück gerudert, wahrscheinlich nach Intervention der Zuchtmeisterin die das latente Misstrauen an der Bühne beförderte.
    Steman, Blomberg ist Geschichte, leider nicht der inkompetente VR und Teflon-Mauch. BesucherInnen kommen wieder, Montag, «Frau Yamamoto ist noch da», volles Haus. Leider wird auch unter der Intendanz von Khuon die deutsche Sprache vergewaltigt, die Bühne hat immer noch Gäst*innen unter Vertrag, erinnert an Gäns*innen.
    Auch das VBZ Hofblatt wird weiterhin versuchen kritisch zu schreiben, aus linker, ideologisch verbrämter Sicht, auch finanziert mit Steuergeldern und dem VBZ Werbeetat!

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  3. Beth Sager
    Beth Sager sagte:

    Der frömmelnde Salbader Binswanger soll sich bereits jetzt überlegen, was er nach dem Exitus der Republik zu tun gedenkt. Das Mäzenatentum im Journalismus wird es so nicht mehr geben.

    Daniel Binswanger: Machen sie doch eine sinnvolle Tätigkeit, wo sie dringend gebraucht werden, beispielsweise im Pflegebereich. Hier werden sie Erfüllung und grosse Wertschätzung finden. Hier wird man ihnen auch mit offenen Ohren zuhören.

    https://www.redcross-edu.ch/de/lehrgang-pflegehelfende-srk

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    • Ast
      Ast sagte:

      CAVE! Im Gegensatz zu den meisten Republik-Abonnenten, können pflegebedürftige, alte und kranke Menschen oft nichts für ihre Situation. Für Binsi wäre es aber nicht schlecht: er würde lernen, dass Linke und Rechte beim Scheissen gleich stinken.

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Einen ähnlichen Vorschlag gelesen an die Adresse der überaus erfolglosen Finanz-Unternehmerin und Dozentin Patrizia Laeri. Sie hat einen immensen Geltungsdrang, wie ziemlich viele wissen.

      Ein Kommentarschreiber meinte, es könnte sich um den Fall von Dunning-Kruger-Effekt handeln. Es bezeichnet die kognitive Verzerrung im
      Selbstverständnis inkompetenter Menschen, die das eigene Wissen und Können überschätzen.

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      • Peter Bitterli
        Peter Bitterli sagte:

        Sorry, aber heisst das nicht „Dunning-Karrer-Effekt“? Da ist mir wohl wieder einmal Basiswissen nicht hinreichend vermittelt worden.

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