Die NZZaS antizipiert den Leser
Anders kann man den neusten Geniestreich auf dem Cover nicht erklären.
Auf jeden Fall setzt ZACKBUM dagegen ein klares Zeichen: wir verschliessen unsere Augen keinesfalls vor all dem Negativen, das die NZZaS wieder serviert. Wir meiden auch nicht«mittlerweile schlechte Nachrichten».
Das ist mal die anmächelige Titelgeschichte an diesem Sonntag. Drunter sorgt lediglich Leo Eiholzer etwas für Aufsehen, indem er verkündet: «Bundesräte lassen heikle Sitzungen nicht protokollieren».
Weiter unten regiert dann wieder das untere Mittelmass:
«Zu wenig Akademiker», das ist der Zwilling von «zu viele Akademiker». Den gnadenlos gut illustrierten «Trost der Natur» verspürt die US-Schriftstellerin Sigrid Nunez. Sigrid who? Never mind.
Und wann gibt es denn schon mal keine «neue Debatte um Sterbehilfe», und wann sind Michelin-Sterne schon nicht Fluch und Segen.
Auf Seite zwei setzt Beat Balzli seine Erfolgsserie niemand versteht meine Editorials fort. Soll er darüber schreiben, sinniert Balzli, dass «der Uno-Generalsekretär in der Show der Brics-Staaten zu Putins Hofnarren schrumpft?» Oder sollte er sich darüber freuen, dass die Schuhmarke Künzli gerettet wurde? So eiert er sich mal wieder durch. Er wolle nicht schwadronieren, behauptet er, über einen erschlaffenden «Resilienzmuskel», über Hypersensibilität, über «woke Beschallung mit Achtsamkeitsparolen». Hä? Never mind, versteht keiner, versteht er wohl selbst nicht. Am Schluss schreibt Balzli: «Ich danke Ihnen, dass Sie durchhalten». Bitte sehr, aber einfach ist’s nicht.
Der Rest der Doppelseite ist – Überraschung – dem Ukrainekrieg gewidmet, unter dem merkwürdigen Titel «Der neue Feind heisst Crink». Das scheint ein neues Gestaltungselement zu sein, die Story über Sahra Wagenknecht und Oscar Lafontaine trägt den Titel «Bünzli meets Marx».
Der Anfang der Story ist auch nicht viel verständlicher, auch wenn ein leichter Oberton von Häme mitschwingt:
«Oskar chauffiert, schwarzer Audi, schwarze Klamotten, der 81-Jährige bringt das Gefährt sicher auf dem Haltestreifen vor der Halle des Flughafens Saarbrücken zum Stehen. Auf der Beifahrerseite entsteigt Madame im knapp sitzenden Kostüm. Sahra Wagenknecht muss zur Arbeit, auf nach Berlin, wieder ein bisschen deutsche Politik kaputthacken.»
Alter Sack kann noch autofahren, «Madame» trage ein knapp sitzendes Kostüm, worin sie deutsche Politik «kaputthackt». Dass Markus Bernath unerträglich ist, hat er schon vorher unter Beweis gestellt.
Dann aber eine Thema, das die ganze Schweiz bewegt. Also einen Teil. Also einen kleinen Teil. Also eigentlich niemanden, nicht mal die Kühe:
«In Zeiten von Laktoseintoleranz»? Oh je.
Der AD oder wer auch immer darf sich immer ungehemmter in der NZZaS austoben. Titelschrift ist Titelschrift? Ach was, geht doch auch anders:
Plötzlich Grossbuchstaben, plötzlich Halloween-Schrift? Oder hat man in der normalen Typo bloss nicht das Sonderzeichen für Tod gefunden? Aber auf jeden Fall: was soll das, und was ist der erkennbare Sinn? In diesem Unsinn.
Apropos, fällt dem Illustrator gar nichts ein, vergreift er sich am berühmten Bild des armen Poeten in seinem Kämmerchen von Carl Spitzweg:
Eigentlich zeigt hier Simon Tanner nur, dass das Original viel besser ist:
Aber das ist nicht mal das Hauptproblem. Wieso soll der modernisierte arme Poet einen Artikel illustrieren, der über den angeblichen «Rückzug aus der Welt» sinniert? «Fast die Hälfte der Bevölkerung verzichtet inzwischen auf News», lamentiert Alain Zucker. Kein Wunder, kann man nur sagen … Unfreiwilliger Humor strahlt immerhin ein Zwischentitel aus: «Sind News wie Zucker»? Eher nein.
Herausragend wieder das «historische Bild», das die verzweifelte Beäugung von Lochkarten zeigt, auf denen im Jahr 2000 in Florida die damaligen Präsidentschaftswahlen entschieden wurden. Bush wurde per richterliches Dekret zum Sieger erklärt, wahrscheinlich hatte aber in Wirklichkeit Al Gore gewonnen.
Ressort «Wirtschaft»? Totalpleite. Oder interessiert wirklich irgend jemanden das hier?
Wieso nicht einfach das Eingeständnis: mir ist mal wieder einfach gar nichts eingefallen?
Und schon schwirrt die NZZaS wieder ins Unverständliche ab:
«Tückische Tränen»? Gibt es ausser der Alliteration irgend einen Grund für diesen Titel? Und für dieses Symbolbild?
Dann aber der Hammer, der Skandal. Nach dieser Story wird der Beruf der Blumenarrangeurin nicht mehr der gleiche sein:
Und selbst bei einem so traurigen Thema kann es die NZZaS nicht lassen, ein trauriges Symbolbild dazuzustellen.
Und dann, ja dann, widmet sich Peer Teuwsen einem bislang noch völlig unbeackerten Kunstthema.
Über Marina Abramovic haben nun wirklich schon alle alles geschrieben. Alle, ausser Teuwsen. Hätte es wirklich nicht gebraucht.
Dann, das ist wohl die beste Nachricht, ist auch diese NZZaS zu Ende. Sagen wir es mit Balzli: man muss dem Leser gratulieren, der es bis hierher ausgehalten hat. Denn leicht macht es ihm die NZZaS nicht. ZACKBUM zweifelt langsam an God Almightys Allgegenwart. Es kann doch niemand erzählen, dass Eric Gujer diesen Schrotthaufen liest und dabei keine Adrenalinschübe kriegt. Oder aber, schrecklicher Gedanke, ist Gujer doch nicht unfehlbar, sondern fehlbar? Kann auch er sich irren? Hält er diese NZZaS vielleicht für gut?
Aber nein, solch gotteslästerlichem Gedanken wollen wir nicht anhängen. Die Wege des Herrn sind halt unerfindlich. Aber irgendwann passiert dann mal was, beim Teutates.
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