Wumms: Reza Rafi
Der SoBli-Chefredaktor ordnet mal wieder die Welt. Nur: welche?
Reza Rafi steht vor dem gleichen Problem wie Beat Balzli: jeden Sonntag ein Editorial schreiben. Bloss: worüber? Vielleicht bevorzugt Rafi einen frühen Feierabend, also will er sich nicht an einem brandaktuellen Thema die Finger verbrennen. Man meint deutlich zu sehen, wie es hinter der Haarlocke arbeitete. Heraus kam, Überraschung, ein Text über den US-Wahlkampf.
Also nicht ganz, nachdem die Harris-Euphorie so schnell verschwand, wie sie auftauchte, was soll Rafi thematisieren? Nochmal «trampel auf dem Trump»? Das ist nun wirklich ausgeleiert. Mutige Worte über Harris? Hörte sich wie Pfeifen im Wald an. Also wieso nicht eine Lobeshymne über den amtierenden Präsidenten? «Joe Bidens letzter Coup», jubiliert Rafi.
Wie das? «Er lässt Israel im Kampf gegen Irans Verbündete die Drecksarbeit machen. Und seine Rechnung geht auf.» Aha, also ist Biden gar nicht senil, sondern Hellseher. Er wusste offenbar, dass es nach anderen Führungsfiguren nun auch noch Jahia Sinwar erwischen würde.
Schlussfolgerung Rafi: «Der US-Präsident schaffte, was all seine Vorgänger nicht schafften – er hinterlässt seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin einen massiv geschwächten Iran.» Und noch besser: «Biden überliess die Drecksarbeit dem von ihm verachteten Netanyahu. Der muss sich jetzt allseits für die 42’000 Todesopfer in Gaza rechtfertigen, während sich Publikumsliebling Biden gemütlich auf den Ruhestand vorbereitet.»
Publikumsliebling? Nun, Nummer eins auf der Besorgnisskala wäre wohl angebrachter. Denn wer fühlt sich schon wohl, wenn der mächtigste Mann der Welt offensichtlich dement ist?
Genauso genial schaukle Biden die Sache mit der Ukraine, lobhudelt Rafi. Aber nach diesem Ausflug in eine Parallelwelt kehrt er wieder in unsere zurück:
«Mit Kamala Harris und Donald Trump haben die USA nun die Wahl zwischen Pest und Cholera: Sie wird die Staatsverschuldung in die Höhe treiben, er internationale Allianzen sprengen. Biden lächelt derweil cool hinter seiner Fliegerbrille hervor.»
Ist aber auch nicht nett, die weibliche Hoffnung als Pest runterzumachen. Das könnte auf dem Gebiet Sexismus noch Ärger geben.
Pest hin, Cholera her. Hauptsache die Haustierfresserei
hört endlich auf.
Reza Rafi ist als Journalist «frei und unabhängig» das er über Themen schreiben darf von welchen er keine Ahnung hat. Normalität an der Dufourstrasse, im Notfall hilft eine «Keynote» von Walder!