Verschwörungs-Spinner

Simon Kuper ist eigentlich Sportjournalist. Aber er schiesst auch gerne Eigentore.

Wie kommt Tamedia dazu, einen Beitrag des Sport-Kolumnisten der «Financial Times» zu publizieren? Ganz einfach: weil er inhaltlich bestens in die Gesinnungsblase der Redaktion passt.

Natürlich sind die meisten Rechten Rassisten, halten Neger im Allgemeinen für unterbemittelt und träumen von der Reinheit und Überlegenheit der weissen Rasse. Nur sagen sie das halt leider nicht so offen.

Aber da kommt Kuper und deckt bislang verborgene biographische und andere Zusammenhänge auf: «Und Paul Furber, ein obskurer südafrikanischer Softwareentwickler und Technikjournalist, der in der Nähe von Johannesburg lebt, wurde von forensischen Linguisten als Urheber der QAnon-Verschwörung identifiziert, die dazu beigetragen hat, Trumps ­MAGA-Bewegung («Make America Great Again»)aufzubauen. (Furber bestreitet, «Q» zu sein.)»

Oder mit anderen Worten: Kuper entwickelt selbst eine hübsche Verschwörungstheorie. Die Wurzeln dieser Verschwörung von Musk, Thiel & Co. liegen in Südafrika. Genauer im Apartheid-Südafrika, bevor der ANC damit begann, das Land herunterzuwirtschaften und selbst in Korruption zu versinken. Nachdem die Jahrhundertgestalt Nelson Mandela gestorben war.

Aber zurück zum Kern der Verschwörungstheorie von Kuper:

«Vier der einflussreichsten Stimmen der MAGA-­Bewegung sind weisse Männer in den Fünfzigern mit prägenden Erfahrungen im Apartheid-Südafrika. Das ist wahrscheinlich kein Zufall – sage ich als weisser Mann in den Fünfzigern, mit prägenden Kindheitsbesuchen bei meiner Grossfamilie im Apartheid-Südafrika.»

Denn Kuper weiss, wovon er spricht: «Wir schwammen im Pool meiner Grosseltern, während das Hausmädchen und ihre Enkelkinder in der Garage wohnten. Diese Erlebnisse waren so schockierend, so anders als alles, was ich in Europa erlebt hatte, dass sie meine stärksten Kindheitserinnerungen sind.»

Aber während dieser Schwumm im Swimmingpool für Kuper schockierend und prägend war, nahmen diese vier einflussreichen Stimmen der «Make America Great Again»-Bewegung ganz andere Prägungen aus Südafrika mit. So war Peter Thiels Vater Manager in einer Mine, die laut Thiels Biograf «für Bedingungen bekannt (war), die nicht weit von der Schuldknechtschaft entfernt waren».

Kommilitonen von Thiel behaupten, dass er ihnen gegenüber Südafrikas Apartheid verteidigt hatte, er selbst bestreitet das. Auch Elon Musk verbrachte seine Jugend in Südafrika und habe 2023 vor einem «Völkermord an den Weissen in Südafrika» gewarnt. Und auch der Investor David Sacks «verliess das Land im Alter von fünf Jahren und wuchs in einer südafrikanischen Familie in Tennessee auf».

Schlimmer noch: «1995, ein Jahr nachdem der ANC in Südafrika mit genau diesem Versuch (Rassismus zu bekämpfen, Red.) begonnen hatte, veröffentlichten Thiel und Sacks, die sich in Stanford kennen gelernt hatten, das Buch «The Diversity Myth». Es ist eine gut geschriebene Verteidigung der «west­lichen Zivilisation» gegen den «Multikulturalismus» (oder das, was die Rechte heute «woke» nennt), verfasst von zwei weissen Mittzwanzigern, die sicher sind, dass Rassismus nicht das Problem ist. Tatsächlich verkünden sie: «Es gibt fast keine echten Rassisten in Amerikas junger Generation.»»

Und heute? «Drei Jahrzehnte später unterstützen nun die beiden gemeinsam mit Elon Musk, mit dem sie sich in der sogenannten Paypal-Mafia von Silicon Valley zusammenschlossen, eine weisse republikanische Partei, die erfundene Geschichten über schwarze Einwanderer aus Haiti, die Haustiere essen, herumreicht.»

Musk & Co. seien sicherlich auch noch anderen Einflüssen ausgesetzt, räumt Kuper immerhin ein. Aber: «Dennoch lebt im Trumpismus die alte, weisse Mentalität Südafrikas weiter

Hier haben wir alle Elemente einer absurden Verschwörungstheorie versammelt. Es werden Realitätssplitter zusammengeklebt und mit dunklem Raunen unterlegt. Es werden Zusammenhänge konstruiert, die zuvor niemandem ausser dem Verschwörungstheoretiker aufgefallen sind. Es wird Koinzidenz fleissig mit Kausalität verwechselt. Und dann kommt noch ein Sprutz Unsinn dazu:  «Die Demokraten schicken zum dritten Mal in fünf Wahlen eine dunkelhäutige Präsidentschaftskandidatin ins Rennen.» Also in unserer Welt schicken sie zum zweiten Mal eine Frau und zum ersten Mal eine dunkelhäutige Frau ins Rennen. Aber vielleicht war Hillary Clinton nur weiss geschminkt und Bill Clinton in Wirklichkeit eine Frau.

Da muss Kuper noch nacharbeiten.

 

4 Kommentare
  1. Lukas Hellinger
    Lukas Hellinger sagte:

    Dann ist Trump ja doch Freund der african-americans, aber halt der falschen, oder wie?
    Wenn Tragi etwas wirklich gut kann, dann auf der falschen Seite der Geschichte stehen. Das legendär wohlwollende Interview mit dem Führer wurde legedär nie aufgearbeitet im Haus des richtigen Meinens. Aber nur weil die grusiges tun, muss ich das ja heute Sonntag nicht auch. Was für Grüsel.

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  2. Rolf Walter Hug
    Rolf Walter Hug sagte:

    Die wirren Aussagen, dieses offensichtlich völlig desorientierten Autors passen tatsächlich zur neuen «Qualität» des TA. Statt einmal die Fakten anzuschauen, wie sie halt eben sind, schreibt er lieber über seine eigene Befindlichkeit. Nun zu den Fakten: Seit eine schwarze Mehrheit Südafrika regiert, befindet sich das Land im Niedergang, oder anders gesagt, es wird immer mehr zu einem «normalen» typischen afrikanischen Durchschnittsstaat, wo die Infrastruktur (die hauptsächlich von den Weissen geplant und errichtet wurde) verlottert, Korruption und Bürgerkriege vorherrschen, und die Mehrheit der Menschen hungert.

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