«Blick»-Leute, fürchtet euch!
Euer Chief Content Officer ist ratlos.
Zum «Kleinreport» sagt Steffi Buchli einen denkwürdigen Satz: «Die jüngsten Leserschaftszahlen seien «bedauerlich», so die Content-Chefin, sie bedeuteten aber nicht, dass die Inhalte nicht ankämen.»
Bedauerlich? Innert fünf Jahren haben 40 Prozent der Printleser beim Abschied leise servus gesagt. Und dabei gilt nicht einmal die übliche Entschuldigung. Die Umstände, die Inserate, das Leseverhalten und Blabla. Denn die überlebenden Konkurrenzblätter SoZ und NZZaS haben bei weitem nicht einen solchen Einbruch zu verzeichnen.
Also ist eigentlich Alarmstufe rot, nur nicht für Buchli: «Der ‚SonntagsBlick‘ liefert jede Woche starke Recherchen, spannende Geschichten und setzt nationale Themen, wie zuletzt mit dem Fall von GLP-Politikerin Sanija Ameti, den Ungereimtheiten um die Forschungsarbeiten von Adriano Aguzzi an der Uni Zürich oder die Fifa-Zuschüsse für Giovanni Infantino», fantasiert sie völlig losgelöst von der Wirklichkeit.
Um noch einen draufzusetzen: ««Massnahmen zur Stabilisierung und Neugewinnung von Lesern und Leserinnen» seien «eingeleitet» worden, so Steffi Buchli weiter gegenüber dem Klein Report.»
Damit meint sie wahrscheinlich die Einstellung des «Magazins» vom SoBli, womit das Angebot noch flachbrüstiger wird.
Nun sind Krisen auch immer Chancen, wie es im schönsten Manager-Bullshit-Talk heisst. Wenn sich die Nachfrage nach einem Angebot im freien Fall befindet, die Mitbewerber mit ähnlichen Angeboten aber durchaus stabile Verkäufe zu verzeichnen haben, dann liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: beim SoBli, überhaupt beim «Blick» läuft etwas furchtbar falsch.
Was falsch läuft, lässt sich eindeutig benennen und zeitlich verorten. Da ist der 8. März 2023. An diesem Tag wurde bekannt, dass der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer in eine sechsmonatige Auszeit geschickt wurde. Mit nebulöser Begründung und der Ankündigung einer Untersuchung, deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden.
Dabei war der eigentliche Grund klar. Dorer stand jemand anderem in der Sonne, zudem musste ein Sündenbock für eine völlig verfehlte Strategie her. ZACKBUM nannte das das «Tal der Beliebigkeit». Oder wie das die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte so unnachahmlich formulierte:
«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»
Plus Bezahlschranke und dahinter viel Ratgeber und Service. Plus eine neue Führungsstruktur mit einem Kopfsalat von Heads, Chiefs, Teamleitern und überhaupt furchtbar vielen Häuptlingen. Plus ein verunglücktes Redesign nach dem anderen. Wobei man immerhin sagen muss, dass Regenrohr und Kästchenlogo schnell wieder verschwunden sind. Wobei man nicht wissen möchte, was der angebliche Starwerber Frank Bodin dafür kassierte. Aber immerhin konnte er sicherlich mit dem Geld eine neue geschäftliche Bruchlandung vermeiden.
Allerdings ist die Wurzel der Probleme von «Blick» und SoBli nicht in der Überbevölkerung auf der Kommandobrücke zu suchen. Sondern der steile Absturz ist einer völlig verfehlten Strategie geschuldet, die von einer Managerin entwickelt wurde, die von Print, Newsmedien oder der DNA des «Blick» ungefähr so viel Ahnung hat wie eine Stubenfliege von Quantenphysik.
Wenn ein Manager einen Gewaltsflop zu verantworten hat, der eindeutig und einwandfrei seiner Kette von Fehlentscheiden anzulasten ist, dann wird er normalerweise entsorgt. Mehr oder weniger höflich. Er wird nicht direkt gefeuert, sondern damit betraut, die Entwicklung des Lesermarkts in Schwarzafrika ganz vertieft zu untersuchen. Oder so.
Bei Ringier läuft das anders, die Managerin wird befördert. Dabei schützt sie ein dreifacher Panzer. Ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung und ihre Herkunft aus einer sprachlich-kulturellen Randgruppe. Das – und ein paar Schwächeanfälle des amtierenden CEO Marc Walder – machen sie unkaputtbar.
Natürlich wäre es furchtbar sexistisch, einen Zusammenhang zwischen Flops und Geschlecht ganz allgemein in den Medien herzustellen. Daher ist es sicherlich reiner Zufall, dass sie Skelettierung von Tamedia von einer Jessica Peppel-Schulz zusammen mit einer Raphaela Birrer durchgeführt wird, wobei eine Kerstin Hasse immerhin über die Klinge springen musste.
Aber zurück zum SoBli und der nicht mehr so glücklichen «Blick»-Familie. Wenn das, was früher einmal Chefredaktor hiess, eine desaströs Entwicklung der Zahlen als «bedauerlich» bezeichnet, dann gilt für die Mannschaft (inklusive weiblicher Teil und alle beyond): fürchtet euch! Zittert und zagt. Das ist mit der Beschäftigung von Kindersoldaten im Newesroom nicht aufzufangen. Auch nicht alleine mit der Einstellung des «Magazin». Sondern ihr müsst das leider so sehen:
CH Media hat mit dem grossen Rausschmeissen angefangen. Tamedia hat nachgezogen. Selbst die SRG macht ein paar Sparübungen. Wer fehlt im Umzug? Genau. Und noch ein kleiner Tipp: normalerweise wird nicht bei den Häuptlingen gespart. Auch nicht bei Heads und Chiefs. Sondern bei den Indianern. Also schwingt euch auf die Pferde und reitet um euer Berufsleben. Nur: wohin bloss?
Wenn die Indianer nicht noch rechtzeitig merken, dass ihre Uni-gestrählten Häubtschlingerinnen nix taugen, dann enden sie halt in 15min Reservaten. Und werden glügglich sein.
Nach Darwin (wenn der denn richtig lag…..) kann ja die ‹Intelligenz› nicht plötzlich weggestorben sein.
Aber wählt ruhig die Gleichen wieder ins Parlament,
dann können die Schlauen schlau noch ihre Torschluss-Schnäppli machen
und,
nach uns die Schwindflut.
Oder anstatt Darwin wieder mal bei den Aufklärern und Humanisten vorbei schauen.
Herr René Küng schreibt einmal mehr nur für sich selber. Murmelt er gar einfach vor sich hin? Bitte sind sie mir nicht böse, aber ihre ziemlich selbstgefälligen Kommentare meistens unverständlich.
Häubtschlingerinnen – was soll das? Ist es etwa Walliserdialekt?
Uni-gestrählten heisst wirklich Uni-gestählten
Hauptsache Küng ist glügglich!
Es nervt, wie die Verantwortlichen permanent ihr Versagen schönreden. Kein Wunder nimmt man die Medien nicht mehr ernst.
Dann dürfen Sie niemanden mehr ernst nehmen, die ganze Wirtschaft strotz bekanntlich nur so von Schönschwätzern und PR-Speech. Es nervt genauso, wie alles und jedes zum Anlass genommen wird, den Medien jede Kompetenz abzusprechen.
Was sie waren, was sie wurden: Steffi Buchi, Ladina Heimgartner, Simon Bärtschi & Co. waren Journalisten und keine Gequirlte-Scheisse-Fuzzis.
„Steffi Buchi, Ladina Heimgartner, Simon Bärtschi & Co.“: genau die Namen, die unser Gastgeber auch hin und wieder fallen lässt. Was für eine Koinzidenz! An den Urteilen scheint etwas dran zu sein.
So ist es: Schön- und Neusprech – man spricht nur noch Esperanto-Euphemisch. Vom Blick zum Tragi, bis hin zum Nebelsspalter und gar „ElleXX“… Lauter gute Nachrichten: noch mehr Qualität, noch näher beim Leser, noch fokussierter, noch mehr „Emotionen“. Dasselbe in den PR-Abteilungen der Unternehmen: Alle super unterwegs, angeführt von MIGROS. Auch die CS war gar über den Untergang hinaus eine tolle Bank, laut PR- und Marketing derer.