Hoch die Flaschen
Colm Kelleher, UBS-Boss, macht die Bankenaufsicht FINMA zur Schnecke.
Der Ire ist ein mutiger Mann. Denn schliesslich könnte ihm die FINMA die Gewähr entziehen, die Lizenz zum Banking. Täte sie das, wäre er seine Stelle los. Aber das tut sie natürlich nicht, denn die Bankenaufsicht ist wohl die erbärmlichste staatliche Behörde, die die Schweiz hat. Unfähig, devot, zahnlos, gelähmt, ein Master of Desaster.
Dass die FINMA als Aufsichtsorgan über den Schweizer Finanzplatz versagt, ist längst erstellt. Dass sie ein Reihenversager ist, auch. Aber dass der mächtigste Banker der Schweiz in einem Interview im «SonntagsBlick» so über die herzieht, das hat historischen Wert.
Kelleher nimmt – auf Englisch – kein Blatt vor den Mund, was für einen Spitzenbanker erfrischend originell ist. Das war schon bei einem off-the-record-Treffen im kleinen Kreis so, wo er Sachen sagte, die man liebend gerne zitiert hätte.
Aber nun sagt er’s auch offiziell. Zunächst sieht er den Ankauf der Credit Suisse zum Schnäppchenpreis ganz anders: «Im Grunde genommen wickeln wir die CS für die Schweizer Regierung ab.»
Worauf er sich da eingelassen hat, das beschreibt der Boss mit offenen Worten: «In Teilen der Investmentbank der Credit Suisse gab es Cowboys, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren. Wir sahen, dass einige der Geschäfte, die sie tätigten, für die Bank keinen Sinn ergaben.»
Aber das war noch nichts gegen das völlige Versagen der CS-Führung, die Kelleher schonungslos geisselt:
«Am 12. Juni 2023, als UBS erstmals die volle Kontrolle über die CS hatte, habe ich mir die Briefe der Finma an den CS-Verwaltungsrat angesehen. Ich war – diplomatisch gesagt – sehr erstaunt. … Die Tatsache, dass die Credit Suisse diese Briefe erhielt und nichts oder zu wenig unternommen hat, ist unfassbar.»
Und die FINMA tat nichts dagegen – ausser Briefe schreiben.
Und wann fing das Elend der CS an? «Seit 2015 war es für mich offensichtlich, dass die Credit Suisse als eigenständiges Unternehmen nicht mehr überlebensfähig sein wird. Ihre Zukunft lag damals in meinen Augen in der Fusion mit einer anderen Bank. Ab Oktober 2022 bestand ihre Zukunft aus meiner Sicht nur noch in einer Notrettung. Ich verstehe also nicht, warum man acht Jahre gewartet hat, wenn ab 2015 die Warnzeichen da waren.»
Er sagt’s noch klarer: «Ich kam im März 2022 zu UBS. Wir waren wirklich besorgt, dass etwas passieren könnte. Wenn also wir uns Sorgen gemacht haben, warum dann nicht auch andere?»
Schon nach einer persönlichen Begegnung sagte ZACKBUM-Autor René Zeyer zu Kelleher, dass er sich nun viel beruhigter fühle. Das war nicht nur ironisch gemeint. Natürlich outet sich Kelleher auch in diesem Interview als strikter Gegner von starken Kapitalerhöhungen, was für einen Banker normal ist. Echtes Eigenkapital liegt bloss rum und kriegt keine Junge, eine Horrorvorstellung für jeden Finanzmenschen.
Aber seine Kritik an den haltlosen Zuständen innerhalb der CS, die offensichtlich die ganze Amtszeit des Oberversagerrats Urs Rohner andauerten, ist von entlarvender Brutalität. Und sogar mit der Bankenaufsicht, die eigentlich Herrin über ihn ist, legt sich Kelleher mit offenen Worten an.
Natürlich besteht er darauf, dass die Fehlentscheidungen im VR und in der GL der CS gefällt wurden, wo hochbezahlte Nieten gebannt auf ihren Bonus starrten – und eine Fehlentscheidung nach der anderen trafen.
Sie frisierten die Bücher dermassen, dass die US-Aufsichtsbehörden die Verschiebung eines Quartalsberichts erzwangen. Sie kassierten Milliarden-Boni für Milliardenverluste. Unter ihrer Verantwortung wurde das korrupte Entwicklungsland Mozambique in den Staatsbankrott getrieben. Die CS wusch Drogengeld der bulgarischen Mafia. Einem vorbestraften Finanzjongleur warfen sie Milliarden hinterher, ebenso einem flott schwätzenden Errichter eines Schneeballsystems namens Greensill. Dabei ruinierte die CS noch ihren Ruf bei vermögenden Anlegern, denen sie dieses windige Konstrukt schmackhaft machte.
Wenn laut Kelleher seit 2015 alle Alarmzeichen sichtbar waren, wieso taten dann Bankenaufsicht und Politik nichts? Wenn er sich schwere Sorgen machte und als erste Amtshandlung bei der UBS eine Arbeitsgruppe ins Leben rief, die sich mit dem möglichen Grounding der CS befasste, wieso tat das sonst niemand? Wieso tat das die FINMA nicht?
Worauf in den Interview gar nicht eingegangen wird: nach dieser Kette von Versagen setzte die FINMA noch ein letztes Glanzlicht, indem sie auf Geheiss des Bundesrats 17 Milliarden Dollar Wandelanleihen, sogenannte Tier 1 Bonds, auf null abschrieb. Damit lädierte die FINMA den Ruf des Finanzplatzes Schweiz zusätzlich und löste eine Prozesslawine aus, unter der der Schweizer Steuerzahler dereinst begraben wird.
Die Flaschen bei der CS sind wenigstens aussortiert und können ihre unverdienten Millionen geniessen. Aber bei der Bankenaufsicht FINMA sind immer noch die gleichen Personen an der Spitze. Es wäre fahrlässig, sie dort zu belassen.
Mutig?
So überheblich drischt nur einer aus den oberen Gauner-Etagen daher, der weiss, dass er auf der Seite der BO$$E sitzt. Soll einmal die Firmengeschichte und Emails der ‹uups› lesen – die Zukunft des nächsten Schlachtopfers begleitet er ja nun selber mit. Nieder-Wallz Street is ready.
Und wer von uns hat schon mal das ‹Klein-‹ oder Nichtgedruckte in den wohldotierten Arbeitsverträgen der Finma-Windeier gelesen? Das ist eine Alibi-Behörde wie unser Bundesrat: immer die Interessen der BO$$E und SFr-Binnenkapitäne abnicken, dann ist die eigene Karriere und Schweige-Rente wieder gesichert.
All das war die letzten Jahrzehnte im Rausch möglich, jetzt ist Ende Fahnenstange und die westlichen Gesellschaften werden im Leiterlispiel auf 0 zurück gesetzt, nur merken es die Gänse, Schafe und Bürger immer noch nicht.
Banditen wie bei der CS waren, sind nur möglich, solange das Stimmvieh die Animal Farm immer wieder wählt, bzw die BO$$E der Wursterei-Betriebe immer noch als Philanthropen wahrnimmt.
Beziehungsweise abgehobene, zynische Irren dann noch zu den Mutigen dieser kranken Welt erhoben werden.
Schön wär’s, wenn unsere Eunuchen*** diesen Herren im SuperBoniSold der HERREN der Welt irgendwelche Grenzen, Kapitalerhöhungen, Aufsplittungen, Transaktions-Steuern auferlegen würden, könnten, wollten.
Oder den Ehemaligen satte Verfahren und Rechnungen für ihre kriminellen Touren, anstatt Verjährungen, in die Wege leiten würden. Könnten. Wollten. Mit einer Justiz die aus ihrem Schweigegebot und Arbeitsverbot befreit würde – selber kämen die nicht auf die Idee……
Küng träumt mal wieder. Eher bewegt sich der Brunnen als biblischer Wasserfall weiter auf die Menschheit zu, als dass die Krüge der Gierigen und Skrupellosen jemals voll würden bevor sie bersten.
VRP Kelleher ist erstaunlich uninformiert, unverfroren – und weiss, dass der Blick-Journi keine Ahnung hat. Aussagen zum «hohen Eigenkapital von 200 Milliarden», dem Lohn von Ermotti der «nur 10% mehr als sein Vorgänger» sind nachweislich falsch. Und dann macht er sich noch lustig, über KMU, die das Monopolgebahren der neuen Grösstbank kritisieren.
Anders als beim Swissair-Debakel muss beim Fall CS mindestens erwogen werden, ob eine Haftung von VR und GL gemäss Art. 754 OR vorliegt. Es geht hier nicht bloss um Versagen aus Ignoranz und Unfähigkeit.