Zwergenaufstand

Was fällt den Kälbern von Tamedia als Protest gegen ihre Metzger ein?

Mit einer lachhaften Begründung wurde bei Tamedia zuerst die Einsparung von 90, dann von rund 55 Stellen verkündet. Warum gerade so viele, was Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion so tut, wie damit die Qualität gesteigert werden soll – von Pietro Supino, Jessica Peppel-(Plapper)-Schulz (oder ihrem Avatar), von Simon Bärtschi oder von Raphaela Birrer gab es dazu keine Auskünfte. Birrer schweigt überhaupt seither verkniffen; so sieht die Führungsqualität einer Chefredaktorin aus.

Nun haben diese Versager in der Chefetage sich immerhin ein ziemliches fieses Stück ausgedacht. Sie verkünden zwar das grosse Rausschmeissen, lassen aber die Indianer im Maschinenraum im Unklaren, wie viele genau und vor allem wen es trifft.

Das sorgt ungemein für Stimmung in der Reaktion; wenn ZACKBUM die Frage stellen würde, ob sich Schwulstschwätzer Bärtschi noch ohne Bodyguards im Glashaus bewegen kann, kriegten wir sicher wieder ein Schreiben des Hausanwalts, dass das als Aufforderung zur Gewalt verstanden werden könnte. Also schreiben wir es nicht.

Nun könnte man meinen, dass die meinungsstarken und tapferen und unbeugsamen Mannen und Frauen (und auch Flinta) bei Tamedia nach erster Schockstarre massive Proteste auf den Weg gebracht haben.

Nun ja, in der Romandie gab es einen Bonsai-Streik von geschätzten 4 Minuten. An der Türe des Glashauses in Zürich wurden handgekritzelte Protestkartons aufgestellt (sowohl inhaltlich wie von Layout her erbärmlich). Und sonst? Alle Rotationsmaschinen stehen still, wenn Dein starker Arm es will?

Ach was. Bei Tamedia wird das Rückgrat an der Garderobe abgegeben; keiner will den Unmut der Leitung auf sich lenken, niemand wagt zu fragen, was die Chefredaktion, was Birrer, was Kerstin Hasse (ausser Gaga-Podcasts) eigentlich so treiben.

Aber nun hat einer «watson» eine grossartig-subversive Form des Protests durchgestochen. Offenbar fanden das alle anderen Medien zu gaga, um darüber zu berichten.

Es handle sich um einen «Hosentelefon-Aufstand». Besser gesagt um einen Höseler-Aufstand. «Die Redaktionen in der Deutschschweiz nehmen den massiven Stellenabbau nicht kampflos hin», weiss Klaus Zaugg von  «watson». Wahnsinn, welche Kampfmassnahmen sind denn in Vorbereitung? Werden Barrikaden gebaut, Sandsäcke aufeinander gestapelt? Wird die Türe zur Chefetage zugeklebt? Wenigstens gesprayt? Flattern anonyme Flugblätter durch die Gänge? Werden Puppen verbrannt?

Ach was. Das hier wird gemacht: «Die modernen Telefone, die wir in der Hand- oder eben der Hosentasche versorgen können, eignen sich auch vorzüglich für qualitativ gute Videoaufnahmen. Also sind nun die Chronistinnen und Chronisten in diesen Tagen unterwegs, um bei Prominenten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport Video-Protestbotschaften aufzunehmen. In Videos von 15 bis 20 Sekunden sagen Prominente, wie sehr sie den Abbau des Print-Qualitätsjournalismus bedauern.»

Die mutigen Betroffenen wollen Promis für sich sprechen lassen, so nach der Devise: sorry, ich selbst bin zu feig dafür, also sag› mal was Kritisches, aber nur ganz kurz. Und sprich mich ja nicht mit meinem Namen an.

Und was soll dann mit dieser rabiaten, wilden, die Chefetage ins Zittern bringenden, flammenden Protestaktion geschehen? «Die gesammelten Statements – geplant sind zwischen 30 und 50 «Hosentelefon-Protestbotschaften» – sollen zusammengeschnitten in einem Dokument der Chefetage übergeben werden.»

Wie sagt doch einer aus dem «Kreis der betroffenen Tagi-Medienschaffenden» so mutig wie anonym wie bescheuert: «Es geht darum, dass wir ein Zeichen setzen

Ein Zeichen setzen? Slapstick, reiner Slapstick.

Ausserdem könnte es noch bei der Übergabe des «Hosentelefon»-Zwergenaufstands ein Problem geben. Daran könnte es noch scheitern: wer übergibt dieses Dokument des Widerstands? Wer traut sich? Trägt der Überbringer vielleicht eine Tüte über dem Kopf? Einen Ganzkörperpräservativ, damit er nicht erkannt werden kann? Spricht er in einen Sprachverzerrer? Oder nein, ZACKBUM hat  – wie immer – die Lösung. Da kann es nur einen geben. Ignaz Staub. Unbedingt. Der kann das. Der traut sich. Der hat nix mehr zu verlieren.

ZACKBUM gibt dieser Aktion auf der Bärtschiskala der Peinlichkeit flotte 9 Punkte.

Ist das alles erbärmlich, Oder sagten wir das schon?

6 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Stimmt ja alles, erbärmlich ist’s, ein Trauerspiel.

    Nun einfach ein kleines ‹déjà vu› – auch wenn Ihr stöhnt: nicht schon wieder:

    = Ärzte die aufmuckten, protestierten, wurden rabiat von der Polizei (eher Sturmtruppen) besucht.
    Der Mutigste auch gleich in die Psychiatrie verfrachtet.
    = Wirte die nicht spurten und lock-downten ebenfalls.
    = alle die sich den Lügengeschichten nicht kritiklos unterwarfen und den Keuschdenkgürtel vor den Latz schnallten, wurden im besten Fall gemoppt, nicht transportiert, angemacht, gebüsst. Oder entlassen.

    Die Pädmaogogik des ‹Bestrafe Einen und erziehe Tausende› feierte Urständ, tief ins bürgerliche Lager der Schweiz, ein Volk, alles solidarisch und aggressiv.

    Etwas Schadenfreude, wenn die Höselerinnenqbtwxo der Medien jetzt ähnlich tranchiert werden, mag mänschlich sein. Die Bänkler werden folgen und dann die …. und die …..

    Aber wann, bei aller Häme, Frust, Marktlogik blinkt bei uns ALLEN die Lampe und tauchen die Fragen auf: wer bleibt wo übrig?
    Und was mit allen andern?
    Und, steckt ein Plan, ein Prinzip, eine Agenda dahinter – oder reicht die Unfähigkeit unserer Führung?

    Wär mal eine Anfrage an die Betroffenen von Tagi&Co, ob sie mal mit uns reden möchten?
    Anstatt mit Promis.
    Jetzt, wo sie zuerst mal ihre kleine Welt retten müssten.

    Die grossen «Promis» (denen sie ja immer das Wort reden) arbeiten ja auf Teufel komm raus, dass sie die grosse Welt in Feuer setzen können.
    Noch ein Bildli von Ami-Abschaum, die Bomben signieren.
    Noch ein Nato-General der NotstandsPläne für WeltkriegsHospitals präsentiert.
    Fortschritt mit explodierenden handys anstatt SteinzeitMesserMethoden.
    Jubel-Texte wenn Terroristen Terroristen töten. Die Guten die Bösen, you know.
    Alles ohne Kritik, Distanz, Denken.

    Vielleicht gut, wenn da weniger so ihre Arbeit nicht machen – nur die Devotesten bleiben für die Manipulation, die Hetze, das schamlose Lügen und weglassen.

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  2. Lukas Hellinger
    Lukas Hellinger sagte:

    Jö, sweet, die cuten Taginnen. Wieviel sich da wohl erreichen lässt? Und wer die Promis wohl sein werden? Seibt, DeWeck? Oder doch eher Beat Schlatter? Ryser war doch mal beim Hausi Leutenegger dihei, der könnte vielleicht den Kontakt herstellen… Promis – wie Internetkrank kann man eigentlich sein!?!
    Die Regionaltitel verschwinden und sind nicht mehr zu retten und tot sind sie, seit sie nur noch Mantel sind. Inzwischen musste ich umdenken und finden, gut, das Tagi wieder Platz macht für richtigen Journalismus in der Region.
    Lustig heute aber, wie Rico Bandle, gewohnt staatsnah und damit SRG-nah, den Stellenabbau bei SRF gutschreiben will, super sei das… Man hat das gleiche Programm zwar schon mit 325 Stellen weniger gemacht, aber was interessieren schon Stellen. -90, -55, +400, -75, ist doch völlig egal.

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  3. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Ist doch clever von der «Führung» solange die Kälber im Ungewissen sind verhalten sie sich loyal in der Hoffnung dem Metzger zu entkommen, glotzen dumm und haben Schaum vor den Lippen.
    Bärtschi, Birrer und Hasse zeigen das sie Leadership und Zeitung nicht können, das sie willige Galionsfiguren sind, die JournalistenInnen zeigen das sie feige, nicht solidarisch sind, nur den eigenen Heukorb im Auge haben.
    Supino, der gescheiterte Verleger, auch mal Management Consultant bei McKinsey & Company, und Peppel-Schulz prosten sich zu, im Stall ist Ruhe!

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      • Lukas Hellinger
        Lukas Hellinger sagte:

        Nicht einverstanden. Es gibt in der Schweiz nach wie vor lebendigen und vitalen Lokaljournalismus, zB. in Schaffhausen. Die haben allerdings nicht alle cash-cows zu Profitcenter verselbstständigt, weshalb die ihre Zeitungen gar nicht so schlecht finanzieren können. Details kenne ich zu wenig. Aber die Tages-Anzeiger-Erzählung vom geringeren Bedürfnis stimmt halt einfach nicht – dass das Bedürfnis nach deren „Content“ sinkt, hat nichts mit „demografischen“ Veränderungen zu tun. Als Wirt die Suppe zu verwässern und mit Salz zu kompensieren verscheucht nun mal die zahlenden Gäste. Und Gästinnen, so als probiererli der versalzenen, wässrigen Suppe.

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