Unser Sorgenkind am Samstag
In der NZZ ist vieles gut. Aber …
Gar nicht gut ist, wenn der Name Barbara Bleisch auftaucht. Denn die Westentaschenphilosophin hat eigentlich ihre langjährige Belästigungs-Kolumne bei Tamedia aufgegeben.
Doch das Aufatmen war nur von kurzer Dauer. Da sie unermüdlich in der öffentlichen Wahrnehmung vorhanden sein will, benützt sie jede Gelegenheit, Flachheiten zu publizieren. Leider ist die NZZ da willfähriger Helfershelfer. Aber Hand aufs Herz, wenn sich der Inhalt eines sogenannten «Essays» problemlos so zusammenfassen lässt, warum in Hegel und Kants Namen muss dann die NZZ zwei Seiten Feuilleton darauf verschwenden?
Wenn ein «Essay» so jämmerlich flach beginnt, wieso hatte da ein Verantwortlicher nicht ein Einsehen mit dem Leser?
«Wenn es zuweilen heisst, über Geschmack lasse sich nicht streiten, gilt das wohl auch für die Frage, was stört. Was die einen irritiert, juckt die anderen offenbar nicht im Entferntesten.»
Das ist von einer dermassen erschütternden Banalität, dass man Bleisch schon ein gut ausgebildetes Selbstbewusstsein attestieren muss, dass sie sich das traut.
Schnell kommt das übliche Namedropping à la Bleisch, denn sie weiss schon, dass ausschliesslich Banalitäten doch etwas an ihrem Ruf als «Philosophin» kratzen würden. Also macht sie diesen Untergriff:
«Wer hat sich nicht schon über ein lästiges Insekt im Schlafzimmer geärgert und mit einer Zeitung oder einem Hausschuh bewaffnet nach dessen Leben getrachtet? Umso erstaunlicher, dass Sokrates ausgerechnet dieses Tier adelt, indem er sich selbst und sein Philosophieren mit ihr vergleicht.»
Ein Insekt im Schlafzimmer, daran geknüpft ein Aufschwung zu Sokrates. Muss man können. Denn Sokrates soll sich doch tatsächlich mit einer Stechfliege verglichen haben. Auch ihm sind nicht alle Metaphern geglückt, aber macht doch nix.
Aber wo Sokrates ist, da ist der Mann im Fass auch nicht weit: «denken wir etwa an Diogenes von Sinope, der im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte und bekannt ist für seine radikale Ablehnung sozialer Konventionen.» Dass von Diogenes so gut wie nichts direkt überliefert ist, hindert Bleisch natürlich nicht daran, den von Plutarch ein paar Jahrhunderte später überlieferten Spruch zu wiederholen. Obwohl das «geht mir ein wenig aus der Sonne» gegenüber der Frage Alexander des Grossen, was er denn für Diogenes tun könne, ungefähr so albgenudelt ist wie die Kleine Nachtmusik von Mozart oder der «Lettre à Elise» von Beethoven.
Zur Sicherheit legt Bleisch noch einen Namen drauf: «Auch Friedrich Nietzsches wortwörtlich explosives Bekenntnis «Ich bin Dynamit!» steht in dieser Tradition.» Wortwörtlich explosiv, aber hallo.
Aber irgendwie geht es hier scheint’s auch um Erkenntnis und so, und da darf natürlich einer nicht fehlen. Auch wenn er nur einen kurzen Gastauftritt hat. Wer? Na, Immanuel Kant natürlich, Dummerchen.
Und so mäandert es sich um den Begriff Störenfried herum und heraus. Aber hat die Dame eigentlich ein Anliegen, eine conclusio, wie sie sicher gerne sagen würde? Nun ja, sort of, wie der Engländer da sagt:
«Angesichts der Tatsache, dass in unserer Welt Hunger und Not, Entrechtung und Einsamkeit keineswegs der Vergangenheit angehören, dass populistische Zyniker in vielen Erdteilen nach der Macht greifen und wir die Klimakrise nicht im Ansatz hinreichend entschlossen angehen, ist keine sich duckende Herde gefragt, sondern gefragt sind Menschen, die den Blick heben und um sich schauen, nicht um in erster Linie die eigene Lage zu verbessern, sondern um für entschlossenes Handeln einzustehen.»
Also Menschen wie Bleisch. Die am Schluss gerne immer wieder auf Simone Weil hinweist. Wohl weil das auch eine Frau ist und auch jemand völlig Unbedeutender. Und als Absackerchen dann noch ein Allerweltszitat von Max Frisch, fertig ist die Katastrophe.
Hunger und Not, Entrechtung und Einsamkeit, furchtbar, und dann diese sich duckenden Herden, die aber überhaupt nicht gefragt sind. Gefragt sind hingegen, da wird es wieder dunkel, das Dichterwort, Menschen, die den Blick heben. Wozu? «Nicht um in erster Linie die eigene Lage zu verbessern, sondern um für entschlossenes Handeln einzustehen.»
Hä? Aus der duckenden Herde heben einige den Blick. Damit wollen sie nicht etwa die eigene Lage verbessern, obwohl man das mit Blicken vielleicht nicht unbedingt kann. Aber nein, ihr Blick soll für entschlossenen Handeln einstehen.
Das möchte ZACKBUM sehen. Bitte mit Foto. Der Blick, der für entschlossenes Handeln einsteht. Und selbst wenn man sich das schräge Sprachbild vorstellen könnte, worin bestünde denn dann das entschlossene Handeln?
Schreibverbot für Bleisch einfordern? Faule Eier auf die Fassade der NZZ werfen? Diogenes, Sokrates, Plutarch und Kant um Verzeihung bitten?
So ist’s halt immer mit der höheren Philosophie. Schwer verständlich ist sie. Eine Seite Kant ist nur was für Wildentschlossene. Zwei Seiten Bleisch, das hingegen ist nur was für Masochisten. Für Liebhaber des obskur Banalen. Für Freunde des Namedropping. Für Möchtegerns, die gerne auch mal sagen möchte:
Auf der Jagd nach einem Insekt im sokratischen Sinn könnte man auch Nietzsche explodieren lassen, wobei in der Kritik der reinen und der praktischen Vernunft Kant darauf hinwies, dass nur der erhobene Blick den Ausgang aus der selbstverschuldeten Mückenplage ermöglicht.
Damit kann man ungeheuer Eindruck schinden. Allerdings nur bei leicht unterbelichteten Zuhörern.
Ui ja, die sich duckende Herde, die diesen fürchterlichen Populisten – Rattenfängern! – auf den Leim kriecht. Trump! AfD! Brexit! SVP! Orban! Kickl! Meloni! Welch Horror!!!
Retten bzw. und aufklären darüber können uns nur Hochintellektigente wie Bleisch, Menasse, Bärfuss: Die heben nämlich den Blick. Vorallem: haben den Durchblick. Darum sind sie eben links, grün, internationalistisch, zentralistisch, dazu noch tolerant, wahnsinnig liberallalla. Denkende Menschen eben. Wieso begreift das denn niemand?
Bärfuss & Co., kann schon sein. NZZ-konform könnte auch das transatlantische «Verteidigungsbündnis» gemeint sein, das immer nur den Weltfrieden anstrebt.
Erholen sie sich etwas von ihren blindwütigen Tiraden gegen alles Linke.
Schreiben sie etwas wohlgesinntes, positives über die Socialdemokraterne. So heisst nämlich die sozialdemokratische Partei Dänemarks.
Gehörte eine Fotografie der Autorin zum Artikel? Ganzkörper? Mit Augen? Und Lippen? Wo ist dann das Problem, wenn noch etwas Liebesgeflüster abgedruckt wird?
Seit Sie hier geschrieben haben, die fänden die Barbara Bleisch halt einfach geil, es sei doch egal, was die so rauslasse, muss ich jedesmal mit Schmutzeln daran denken, wenn die Barbie Bleisch wieder ein Paar Names dropt und irgendeinen verallgemeinerten Stuss raushaut. Es dürfte wirklich eher das sein, als ihre Philisospie-Skills.