Unser Sorgenkind am Sonntag
Wer sich so eine Cover-Illu aufs Auge drücken lässt …,
der lässt sich auch diesen Fleck verkaufen:
Gut, der beige-orange-rötliche Fettfleck passt wahrscheinlich sehr gut zum Geschreibsel von Gülsha Adilji, man könnte ihn also als subversiven Akt des AD sehen. Aber letztlich ist’s einfach Leserverarschung.
Immerhin, vielleicht hatte Beat Balzli nach den ermahnenden Worten von Peter Rothenbühler und ZACKBUM ein Einsehen; das Editorial schreibt diesmal Daniel Foppa. Er will aber nicht unbedingt seinen Chef übertrumpfen. Wahrscheinlich weise Arbeitsplatzsicherung, allerdings auf Kosten des Lesers.
Dann wärmt Gisela Dachs die Geschichte des Mossad nochmals auf; kann man kalter Kaffee noch steigern? Doch, mit einem Grauenhaft-Layout:
Da dürften nicht zu wenige Leser den Eindruck gehabt haben, dass da blöderweise das Negativ in die Druckmaschine geriet.
Aber auch mit farbigen Fotos kann man ganz schön Unheil anrichten:
Ein Symbolfoto, you know, sagt da der AD. Vollbescheuert, müsste da der Chefredaktor oder der Blattmacher oder sonst ein zurechnungsfähiger Mitarbeiter sagen.
Aber irgendwann gibt wohl jeder auf, und der Traum jedes schwarzgekleideten AD wird wahr: er kann machen, was er will:
Aber auch inhaltlich gilt Jekami, kein Thema, kein Anlass, kein Schreibniveau zu flach, um es nicht ins Blatt zu schaffen:
Wenn in einer Kolumne der Satz vorkommt «so erzählte mir vor ein paar Tagen eine Bekannte, die ich zufällig im Zug traf», dann sollte ein zurechnungsfähiger Blattmacher spätestens hier sein Veto einlegen, wenn ihm der Leser noch etwas bedeutet. Wobei allerdings der Titel durchaus zu dieser Ausgabe der NZZaS passt. Hier haben allerdings diverse Kontrollinstanzen aufgegeben. Und ja, das ist Versagen, auch wenn Nicole Althaus das anders sieht.
Nicht nur im Grossen, auch im Kleinen. Wer akzeptiert denn so eine Bebilderung eines Interview?
Dagegen bräuchte der Leser eigentlich Polizeischutz, denn das ist dümmer, als die Polizei erlaubt.
Ist das Kultur? Ist das was Neues, dass die Ukraine nun Künstler an die Front schickt, zwecks Bespassung der Truppe?
Und schon hat’s der Leser hinter sich, bzw. die Verlagsbeilage «Zurich Film Festival» noch vor sich. War früher mal ein dickes Magazin. Aber eben, der Zahn der Zeit und der Sparmassnahmen nagt und nagt.
Irgendwie ist es ZACKBUM nach einigermassen überstandener Grippe nach Masochismus, also taten wir uns noch das Magazin an. Das sorgte beinahe für einen Rückfall:
Und was machen Männer, die diesen Scheiss lesen müssten? Schmerzensgeld verlangen?
Da will die neue Chefredaktorin, die fahrlässigerweise das Editorial in diesem Dünnblatt wieder eingeführt hat, nicht hintanstehen: «Dann kam mir eine Frau auf dem Velo entgegengefahren, schon von weitem brüllte sie: «Tolles Kleid!» Und ich dachte: wow. Genau so.» Sind wir vielleicht froh, dass das kein Mann war. Was Paula Scheidt da zurückgebrüllt hätte?
Dann kommt die volle Härte. Wenn man meint, mit dem Interview einer «Edel-Prostituierten», der mediengeilen Berliner Nutte Salomé Balthus, sei der Tiefpunkt der Interview-Serien «Radikale Liebe» erreicht, täuscht sich, da können Sacha Batthyany und Rafaela Roth noch ganz anders. Denn wer möchte nicht weiterlesen, wenn schon das Zitat unter dem anmächeligen Foto lautet: «Ich habe den fucking Jackpot geknackt»?
Adilji gibt so wundersauglatte Antworten wie: «Haben mich Dates unfassbar gelangweilt» (wie es den Dating-Partner wohl ergangen sein mag?), sie suche natürlich «einen Multimillionär», wieso sie immer Witze reissen müsse, nun, «das müsste ich mit meiner Therapeutin besprechen». Und wer zahlt dem Leser den Therapeuten?
Und wollen wir wirklich die Hintergründe ihres «Libidoverlusts» mit ihr ergründen, der von einem «heissen Rugby-Spieler» geheilt wurde (nein, «Scherz», sagt sie dann, und der Leser bekommt Zahnschmerzen).
Überraschung, auch hier darf sich das Layout und die Fotografin (wäre es ein Mann gewesen, man, Pardon, frau hätte ihn verklagt) austoben:
Geht noch einer drunter? Aber ja:
«Ein Riss in meinem Rektalmuskel ist einfach zum Kreischen lustig. Der Arzt spritze mir Botox in den Arsch. Das muss man doch erzählen.»
Kreischen stimmt noch, und nein, das muss man nicht erzählen. Und wenn sie muss, dann muss man das nicht aufschreiben. Und wenn man’s aufschreibt, dann muss man damit nicht den Leser belästigen.
Irgendwie passt aber die nächste Story nahtlos dazu:
Nach dieser «Rehabilitation einer Konsistenz», die im Magazin der NZZaS aus allen Seiten tropft, erwartet ZACKBUM die längst überfällige Kulturgeschichte des Furzes.
Vielleicht sind wir noch nicht ganz auf dem Damm, aber «Bellevue» und Kochrezept schafften wir nicht auch noch. Man muss seine Grenzen kennen.
Diese oberpeinlichen Interviews verkaufen die zwei sicherlich als erfrischend, authentisch, aufregend, gar als tabulos. In Wirklichkeit sind sie nur Verstösse gegen die Menschenrechte, und die hat auch der Leser.
Kennt jemand einen guten Therapeuten nach dieser Tortur?
Mensch hat die NZZ am Sonntag nachgelassen,
Sonntagszeitung viel lebendiger und aktueller, weiter so
«NZZaS» läuft unter Etikettenschwindel. Korrekt wäre «TAaS», von dort sind ja die meisten dieser Selbstdarsteller rechtzeitig übergelaufen. Gutes Näschen, immerhin etwas.
«Dating-Profi» Gülsha entwickelt sich zu einem Running Gag im Zürcher Mediendesaster, Plapperkolumne in der SoZ (Somm ebenbürtig), G&G (Grillehirni&Geplapper) SRF Deep Dating, eines der bescheuerten SRF Formate, Interview in NZZaS wo sie über ein weiteres Gebrechen berichten kann. Analfissur, vor einigen Jahren waren es Endometriose. Was kommt als nächstes, sie ist mittlerweile doch schon 39, muss sich krampfhaft im Gespräch halten, mit dem Klimakterium, das interessiert die Gen Z kaum, eine Gesundheitssendung für die Generation Abendrot? Wahrscheinlich gibt es dann die Beilage zur NZZaS und Balzli nicht mehr und BLICK muss übernehmen!
Bravo, Zackbum. Sehr gelacht und die Kultivierung des Furzes ist ein grossartiger Ansatz!
Bei dieser (Sonntags-)Presse wird der Leser doch krank und muss im Bett bleiben.
Danke, dass Sie aufgestanden sind und gute Besserung!
Immerhin haben Sie von Bärtschi Post erhalten, deshalb konnte er auch kein Editoral schreiben…