Chappi für Hunde oder aus Hunden?

Ausgerechnet Lügenbold Trump sagt mal was einigermassen Wahres.

Dass Hunde in Asien eine Delikatesse (und auch eine aus Not und Hunger geborene Nahrungsquelle) sind, ist wohl unbestritten. Das Headerfoto zeigt das Angebot an Hundefleisch auf einem Markt in Thailand.

Dass auch in Mitteleuropa die Zeiten noch nicht so lange vorbei sind, dass Hunde und Katzen auf dem Speisezettel standen, ist auch keine Lüge von Trump. So wurde in Deutschland das Schlachten von Hunden zum Verzehr erst 1986 verboten.

Eröffnung einer Hundemetzgerei in Paris, 1910 (Wikipedia).

Ob nun Bewohner der Kleinstadt Springfield mit Migrationshintergrund aus Haiti Haustiere klauen und verspeisen, ist zumindest nicht belegt, aber möglich.

Es ist auf jeden Fall jedem bekannt, der sich schon etwas in der Dritten Welt herumgetrieben hat, dass sich bei Nahrungsmittelknappheit die Anzahl der Hunde und Katzen in Wohnquartieren deutlich verringert. Das gilt selbstverständlich auch für Lateinamerika. Auch für die Karibik. Auch für Haiti.

Dass in der Nähe von chinesischen Restaurants leere Hundefutterbüchsen oder Überreste von Hunden gefunden werden, gehört zu den urban legends, die meist von neidischen Konkurrenten gestreut werden. Auf der anderen Seite ist es überhaupt kein rassistischer oder fremdenfeindlicher Vorwurf, dass für viele Asiaten Hundefleisch zum normalen Ernährungsplan gehört. So wie beispielsweise in einigen Gegenden Lateinamerikas Meerschweinchen als Delikatesse gilt.

Und was genau der Unterschied zwischen einer Katze und einem Karnickel sein soll, müsste auch noch geklärt werden.

Es ist natürlich so, dass der Verzehr von Haustieren, wozu eigentlich auch Pferde gehören, stigmatisierter ist als der Verzehr von Wildtieren oder klar für den Verzehr gezüchteten Viechern wie Schweinen oder Rindern. Aber letztlich sind Proteine Proteine, und es soll ja auch Nationen geben, bei denen der Verzehr von Froschschenkeln als Delikatesse gilt.

Affenhirn, Schafsaugen, Hoden, gar zermahlene Nashörner, Insekten, Muscheln, Seeigel, Tintenfische, Wale, es gibt kaum ein Tier oder Bestandteil eines Tiers, das nicht verzehrt wird.

Es gibt auch Menschen mit Essstörungen (Pica Syndrom), die Erde, Lehm, Asche, Sand oder Papier essen. Richtig irr ist es, einen Fugu-Kugelfisch zu kosten, einen der giftigsten Fische der Welt. Wird die Leber bei der Zubereitung nur leicht geritzt, dann auf Wiedersehen, liebes Leben.

Nur für ganz harte Esser ist Surströmming, ein fermentierter Hering aus Schweden, der spontan Brechreiz auslöst, wenn die Büchse geöffnet wird (oder explodiert). Quallen, Spinnen, Maden, Larven. Ausgebrütete Vogeleier, Schafmilchkäse mit Maden, Affenhirn, gegrillte Ratte, Hühnerfüsse.

Wer Bemerkungen über für europäische Mägen eher unbekömmliche Speisen gleich als rassistisch, postkolonial, als Ausdruck weisser Arroganz brandmarkt, ist noch nicht viel in der Welt herumgekommen.

Selbstverständlich gibt es Haitianer, die Haustiere essen. Vor allem, wenn sie nagenden Hunger haben. Ist auch menschlich verständlich. Aber mit einer im Prinzip richtigen Bemerkung dennoch für einen Shitstorm zu sorgen, indem er sie belegfrei erdet, das schafft wiederum nur Donald Trump.

Der seinerseits mit einem begnadet einfachen Geschmack ausgestattet ist. Burger (Wendy’s), Pizza, KFC, Chips, Vanilleeis, und dazu Cola Light, Milchshakes,  kein Alkohol.

Mahlzeit.

 

5 Kommentare
  1. Ruedi Rudolf
    Ruedi Rudolf sagte:

    Zitat: “Und was genau der Unterschied zwischen einer Katze und einem Karnickel sein soll, müsste auch noch geklärt werden.“

    Großer Unterschied Karnickel ist ein Vegetarier – Katze ein Fleischesser (Karnivor), müsste sich auch geschmacklich auf dem Gaumen auswirken.

    Zitat: “So wie beispielsweise in einigen Gegenden Lateinamerikas Meerschweinchen als Delikatesse gilt.“

    Im armen Nordosten Thailands stehen Ratten auf dem Menüplan, frittierte Heuschrecken und andere Käfer als Snacks zwischendurch sind nicht nur im Nordosten auch sehr beliebt. Philippinen Halb ausgebrütete Vogeleier. In Chinarestaurants stehen Terrarien und Aquariums um die Esstische herum, so das man lebendes Getier auswählen kann, so Frisch das es im Teller noch zuckt.

    Aber die Schweizer Essen ja auch rohes Fleisch und kleine Kinder der Kühe (Kälber) mit Rahmsosse, das machen andere auch nicht, und in Indien sind Kühe heilig.

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  2. Felix Abt
    Felix Abt sagte:

    «Dass Hunde in Asien eine Delikatesse sind, ist wohl unbestritten.»

    Wirklich? Vor Jahrzehnten wurde ich noch von chinesischen, vietnamesischen und suedkoreanischen Geschaeftspartnern und Freunden noch ins Hunderestaurant eingeladen. Seit vielen Jahren geht es ab zum Japaner, Italiener oder Franzosen, weil die Delikatessen dort verortet werden. Viele jüngere Chinesen, Südkoreaner (auch Nordkoreaner) und Vietnamesen haben sich längst einen besten vierbeinigen Freund zugelegt und meiden Hunde-Restaurants. In der kleinen vietnamesischen Stadt, in der ich derzeit lebe, gibt es die meisten Hunde-Restaurants nicht mehr. Mittlerweile würden die meisten Asiaten, die von Westlern als „unbestrittene“ Hundefresser bezeichnet werden, dies wahrscheinlich als rassistisches Vorurteil ansehen.

    Aber wie kann man es jemandem verübeln, dessen ohnehin bescheidene Kenntnisse über Ostasien auf dem Stand von vor 40 Jahren geblieben sind?

    P.S. Während vor Jahrzehnten viele Vögel in der Wok-Pfanne landeten, werden sie jetzt sogar in diesem Park in Singapur spazieren geführt, wie ich in meinem neuesten Video zeige: https://www.youtube.com/watch?v=AkP_9NmvDBQ

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Gut gemachtes Video. Felix Abt hat diesen Lob redlich verdient. Was für eine herzliche Stimmung mit Lebensfreude. Entspannte asiatische Gesichter in Singapore.

      Gerade in der Stadt Zürich, oft mit dem Griesgram-Faktor belastet, könnte man dieses Video wohl kaum so machen. Wegen Persönlichkeitsverletzung müsste der VJ das Video an Ort und Stelle löschen – oder er würde gar gerichtlich verklagt.

      Gerade den Zürchern würde ein bisschen weniger Coolness gut stehen, siehe dieses Video.

      “Many people lose the small joys in the hope for the big happiness.”
      Pearl S. Buck, Writer

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