Das Ende mit Ansage

Feigheit zahlt sich nie aus, am wenigsten im Journalismus.

Zugegeben, dem Ende der «Ostschweiz» ging der Abgang von ZACKBUM-Redaktor René Zeyer voraus. Der deshalb selbstverständlich annimmt, dass dieses Ereignis der Todesstoss war.

Aber im Ernst. Es gab zwei Phasen der «Ostschweiz». Die erste war geprägt vom Tausendsassa Stefan Millius. Er gehörte zu den Gründern und hatte die gute Idee, ein lokal verankertes Online-Magazin als Alternative zum Einheitsbrei aus dem Hause CH Media anzubieten. Zudem war die Idee, eine Plattform für (fast) alle zu bieten, ein Jekami, das das Angebot bereichern sollte. So wurde eine grosse Autorenschar generiert und eine beachtliche Reichweite erzielt. Zudem gab es «Die Ostschweiz» auch noch als gepflegtes Print-Magazin.

Millius ist ein flotter Schreiber, der alleine einen ähnlichen Ausstoss entfaltete wie die Schnarchsäcke des St. Galler «Tagblatt» zusammen. Zudem zeichnet ihn etwas aus: er ist mutig. Als das «Tagblatt» auf leichten Druck des reichen Sherkati Clans eine Story über deren Imperium – notabene ohne den Autor zu informieren – einfach löschte, brachte sie «Die Ostschweiz» nochmal. Und natürlich passierte nichts.

Das Magazin wurde während der Pandemie schweizweit bekannt, weil hier auch kritische Stimmen zur offiziellen Corona-Politik staatlicher Stellen publiziert wurden. Das hätte der Anfang des Aufbaus eines kleinen Imperiums werden können. Aber dann übernahmen die Weichspüler, Bedenkenträger und Höseler das Zepter.  Corona wurde für beendet erklärt, diese USP mutwillig und leichtfertig verspielt. Millius verliess das windelweiche Magazin, Zeyer hielt es noch etwas länger aus.

Bis dann im September 2023 zum zweiten Mal ein Artikel von ihm – notabene ohne den Autor zu informieren – bei «Die Ostschweiz» gelöscht wurde. Man hatte den haltlosen Drohungen einer einschlägig bekannten Anwältin nachgegeben und war eingeknickt. Das Prozessrisiko, furchtbar, es habe schnell entschieden werden müssen.

Als Zeyer ultimativ das Wiederaufschalten des Artikels forderte, was dann nicht geschah, war diese Zusammenarbeit beendet. Der Artikel erschien dann nochmal auf ZACKBUM – natürlich passierte überhaupt nichts.

Ausser, dass der Weg nach unten immer steiler wurde. Denn mit seichtem Gesäusel hält man keine Leserschaft bei der Stange, kann man auch kein Geld generieren. Typisch zu diesem Auftreten ist die Ankündigung des Endes. Statt klarer Worte Geschwafel:

««Die Ostschweiz» nimmt Online-Plattform aus dem Markt. Die 2019 gegründete Ostschweizer Medien AG richtet sich neu aus. Die Newsplattform www.dieostschweiz.ch wird nicht mehr weitergeführt.»

Nimmt aus dem Markt, führt nicht mehr weiter, richtet sich neu aus? Stecker raus, in den Sand gesetzt, an der eigenen Unfähigkeit gescheitert. Was nebenbei mit den verbliebenen Mitarbeitern geschieht, das ist den aktuellen Besitzern dermassen schnurz, dass es nicht mal der Erwähnung wert ist.

Stattdessen:

«Die Onlineplattform www.dieostschweiz.ch wird im Verlauf des Monats September zurückgefahren und abgestellt

Diese Formulierung ist nicht ganz richtig. Sie wurde gegen die Wand gefahren. Nun will aber niemand mehr dafür verantwortlich sein. Wo sich vorher die beiden Redaktionsmitglieder und der stolze Verwaltungsrat zeigten, kommt nur noch:

Abschleichen durch die Hintertür, das passt ins Bild.

5 Kommentare
  1. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Ich trauere der «Ostschweiz» wirklich nach. Sie war mein Lieblingsmedium während der Plandemie (natürlich bevor Zackbum.ch kam). Eine Schande, was rückgratlose «Redaktoren» damit angestellt haben.

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  2. Thomas Baumann
    Thomas Baumann sagte:

    Der Schreibende, welcher hin und wieder auch auf dieser Plattform publiziert (allerdings im Vergleich zu René Zeyer in eher homöopathischen Dosen) war die letzten beiden Jahre bis zum bitteren Ende ebenfalls Kolumnist bei der «Ostschweiz». Der Abgang von René Zeyer for knapp einem Jahr war für die Ostschweiz wie auch für den Schreibenden ein herber Verlust. Fortan war ich dort (fast) alleine für die «bösen» Dinge zuständig. Zugegebenermassen weniger erfolgreich als René Zeyer.
    Strategisch wäre es wohl zweifelsohne besser gewesen, zweigleisig zu fahren: Einerseits die bösen Kommentare von Zeyer und Konsorten, andererseits die «schönen» Geschichten aus der Ostschweiz. Hätte, hätte, Fahrradkette…
    Die «Ostschweiz» ist am Schluss aufbauend geworden, nicht mehr so kritisch. Die Artikel wiesen durchaus eine gewisse Qualität auf, waren angenehm zu lesen. Das Blatt ist quasi in Schönheit gestorben.
    In der Charakterisierung gewisser Personen als «Weichspüler, Bedenkenträger und Höseler» geht der Schreibende mit René Zeyer jedoch nicht einig. Als der Schreibende seinerzeit für die «Ostschweiz» schreiben wollte, antwortete Stefan Millius zweimal nicht. Den «Deal» fädelte dann jemand anders ein, den René Zeyer auch schon als «Höseler» bezeichnet hatte.
    Es ist zwar schön und gut, auf Teufel komm raus schreiben zu können, aber gewisse soft skills können beim Führen einer Zeitung eben auch hilfreich sein. Keine Medaille ohne Rückseite: Es waren jene von René Zeyer kritisierten eher konzilianten Charaktereigenschaften, welche in meinem Fall eine einigermassen produktive Zusammenarbeit erst möglich gemacht haben.

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    • Stefan Millius
      Stefan Millius sagte:

      Lieber Herr Baumann

      Wenn Sie von mir jemals auf eine Anfrage keine Antwort erhalten haben, dürfte das schlicht daran gelegen haben, dass ich zwischen 2020 und 2022 täglich mehrere Dutzend unverlangte Einsendungen und Anfragen auf allen möglichen Kanälen erhalten habe. Es war nicht mehr zu bewältigen. An einem «Hösitum»meinerseits, wie Sie suggerieren, lag es kaum. Wer ernsthaft glaubt, ich hätte je Bedenken gehabt, kritische Leute schreiben zu lassen, leidet an Wahrnehmungsstörungen. Me of all people?

      Herzliche Grüsse
      Stefan Millius

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      • Thomas Baumann
        Thomas Baumann sagte:

        Lieber Herr Millius
        Niemals hätte ich Ihnen Hoesitum unterstellt. Mein Gott, nein! Das wäre nun wirklich völlig unpassend, wie Sie zu Recht schreiben. Ausgerechnet Ihnen?
        Es geht darum, dass ich von ihrem ehemaligen Kollegen angeheuert wurde, welcher eben hier schon mal des Hoesitums bezichtigt wurde, in meinem Fall aber eben positiv gewirkt hat. So viel Loyalität habe ich.
        Mögen Sie das Missverständnis bitte entschuldigen.
        Herzlich,
        Thomas Baumann

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  3. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Es gibt drei verschiedene Arten von Journalisten:

    – Journalisten, gerne Frauen, denen gesagt wird, was sie schreiben müssen, die gerne von sich oder ihrer Grossmutter erzählen und das Ganze mit unnützen Ratschlägen oder Rezepten abrunden. Die verbliebenen Weicheier, alles Schreibtischtäter, berichten über einen sinnlosen Krieg und Autos der Preisklasse über CHF 200’000.

    – Fleissige, begnadete Journalisten und Autoren, die ganz alleine eine Zeitung stemmen könnten, die aber kein MSM mehr einstellen würde. Es gibt deshalb viele Blogs, das Internet machts möglich. Die MSM lästern zwar über diese Journalisten, geben ihnen Schreibverbot, kopieren aber gerne Artikel von ihnen.

    – Journalisten, in steigender Zahl, die der freie Westen und die sozialistisch-kommunistischen Diktaturen verhaften und in Gewahrsam genommen haben. Solche missliebigen Journalisten verschwinden oder werden ermordet. Die MSM berichten nicht von ihnen oder nur kurz auf Seite fünf.

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