Kultur: geht doch

Bei CH Media findet immerhin noch Kultur statt.

Bei diesem nicht unwichtigen Teil des Aufgabenbereichs einer Qualitätszeitung sieht es so aus: Die «Weltwoche» leistet sich seit längerer Zeit ein 12-seitiges Feuilleton auf Niveau, das von einem Altmeister geleitet wird, der völlige Autonomie geniesst.

Die NZZ hat ein Feuilleton, das diesen Namen verdient; abgesehen von einigen Schwächeanfällen herrscht hier kulturell ansprechendes Niveau.

SRF behandelt Kultur, nun ja, eher eklektisch und als Randerscheinung für Randgruppen. Der «Blick», nächstes Thema, bitte. Tamedia? Hat zwar eine Kultur-Redaktion, die aber mit Kultur so viel am Hut hat wie ein Islamist mit FKK.

Und dann gibt es noch CH Media, die hier immer wieder Highlights aufblitzen lässt. Das ist nicht zuletzt Daniele Muscionico zu verdanken. Die war auch mal beim Tagi, wechselte dann frustriert zur WeWo und hat nun bei CH Media ein Auskommen gefunden. Sie ist nicht nur eine elegante und kenntnisreiche Schreiberin, sie hat auch das Auge für die richtige Auswahl.

Kultur ist, das sei den Kulturbanausen von Tamedia gesagt, gar nicht so schwierig. Man suche sich ein Sujet, zum Beispiel Chaïm Soutine. Einen Anlass. Zum Beispiel eine Ausstellung im Kunstmuseum Bern. Und dann braucht man nur noch Schreibkraft: «Er malte den Taumel der Menschen und die Verwaistheit der Dinge in einer heillosen Welt

Oder eine Bildbeschreibung, die es in sich hat: «Hotelpagen, Chorknaben, Zimmermädchen, kleine Leute und Rädchen eines zermürbenden Systems, denen er sich verwandt fühlt. Er macht nebensächliche Persönlichkeiten bildwürdig und inszeniert sie, angeschlagen zwar, doch in der Pose der Macht.»

Und eine Konklusion am Schluss, die so viel Wucht hat wie die Bilder des unglücklichen Künstlers: «Soutine bleibt ein Elends-Mysterium, die Leerstellen sind schmerzhaft und gross. Doch nun reden in Bern seine Bilder

Ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man will. Aber beim Tagi wollen sie nicht. Und wenn man kann. Aber beim Tagi können sie nicht. Bührle-Bilder, Hazel Brugger, Genderstern, Mohrenkopf, das ist mehr das Niveau und die Liga dort. Bleibt zu hoffen, dass diese schlecht benannte Kultur-Redaktion dem angekündigten Kahlschlag zum Opfer fällt. Der Leser würde es nicht vermissen.

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