Das kann Ärger geben

Die SoZ unter Rutishauser quält die Gesinnungsblase.

Während der «Tages-Anzeiger» und der von ihm abhängige Kopfsalat immer mehr zu einem Organ der Gesinnungsblase unter Luftabschluss verkommt, traut sich der SoZ-Chefredaktor Arthur Rutishauser immer mal wieder was.

Mit dem (belegten) Titel, dass durch die Migration der Wohlstand sinkt, ärgert er die abbröckelnde Phalanx der Willkommenskulturanhänger. Dabei ist es ganz einfach. Wohlstand misst man am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Schrumpft das, sind alle anderen Wachstumszahlen nebensächlich.

Dann hat die SoZ sogar mal wieder eine Bildidee. Nicht rasend originell, aber schön auf die Schweiz adaptiert. Jugendfotos unserer Politiker. Schon der Aufmacher ist ein kleiner Knaller, denn hier würde man Karin Keller-Sutter mit ihrer typischen 80er-Jahre-Frisur wirklich nicht wiedererkennen.

Und auch bei einem zweiten Thema, das jeden Anhänger eines toleranten Austauschs mit dem Islam leicht durchschüttelt, kennt Ruti nichts:

Hier kann man höchstens hinzufügen, dass er eigentlich nie weg war. Die Methoden werden immer abscheulicher. Während eines Volksfests, das ausgerechnet «Festival der Vielfalt» hiess, sticht ein fundamentalistischer Wahnsinniger (nein, da gilt keine Unschuldsvermutung) auf die Hälse von Festbesuchern wahllos ein, flüchtet im Chaos und stellt sich dann ohne Gottvertrauen (sonst hätte er sich doch in der Hoffnung auf viele Jungfrauen im Himmel erschiessen lassen) der Polizei.

Die Schweiz hat (bislang) ausgesprochen Glück gehabt, aber niemand weiss, wie lange das anhält. In Deutschland hätte sich die AfD keine bessere Wahlhilfe wünschen können, während die Grünen, die Linken und die SPD herumeiern. Und sich vorwerfen lassen müssen, dass sie viel zu viel Energie auf das gescheiterte Verbot einer rechtsradikalen Zeitschrift gelegt haben, während sie die fundamentalistische Gefahr, vor allem durch eine unkontrollierte Masseneinwanderung, sträflich unterschätzen.

Und es sind ja nicht nur die einzelnen Irren; in vielen Städten Deutschlands bildet sich eine Parallelgesellschaft, in der die Scharia mehr bedeutet als die deutschen Gesetze.

In der Schweiz hingegen, wie Armin Müller belegt, sinkt der Wohlstand – wegen des Bevölkerungswachstums. So viel zur Theorie, dass der Arbeitsmarkt, der Wohlstand und Blabla von einer hemmungslosen Einwanderung abhänge. Dass die Wohnungssituation, die Infrastruktur, das Bildungssystem nur positive Auswirkungen verspüre. Das können die woken Gesinnungslinken leicht sagen. Dort, wo sie sich ballen, im Zürcher Kreis 8, ist der Anteil von Kindern, die in Privatschulen gehen, mit Abstand am höchsten. Denn wer es sich leisten kann, schickt sein Kind doch nicht in eine Klasse, wo Mitschüler mit Migrationshintergrund die absolute Mehrheit stellen.

Als wollte Rutishauser die Tagi-Redaktion richtig ärgern, stellt er dann noch ein weiteres kantiges Stück ins Blatt:

Rechtsexperte Ulrich Meyer ist nicht irgendwer. Er war Präsident des Bundesgerichts – und ist SP-Genosse. Da kann die Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann, die schon mit anderen unglücklichen Formulierungen ins Fettnäpfchen trat, nur noch japsen: «Ich finde es verwerflich, dass Swissmem ein Gutachten kauft, um die Stimmbevölkerung zu beeinflussen.» Als ob sich ein ehemaliger Bundesrichter kaufen liesse. ZACKBUM ist gespannt, ob sie schon wieder zurückkrebsen muss …

Als wäre er auf einem Feldzug, schiebt Ruti dann noch ein Interview mit dem Maghreb-Experten Beat Stauffer nach, der Italiens rigide Asylpolitik lobt (Meloni!) und auch für die Schweiz radikale Lösungen fordert. Spätestens hier fällt dem Leser im Zürcher Kreis 8 das Bio-Vollkorngipfeli in den Chai Latte mit Hafermilch.

Er fischt es auch nicht heraus, wenn er von USA-Kenner Martin Suter lesen muss: «Die demokratische Kandidatin vermeidet es tunlichst, ihr politisches Programm preiszugeben.» Denn im Vergleich zu Kamala Harris hat sogar Donald Trump eins.

Wenn auch nicht ganz «Fokus»-würdig, ist die Strecke über Jugendfotos unserer Politiker durchaus lustig. Aber natürlich kann auch die SoZ dieses Niveau nicht immer durchhalten. Richtig, die Seite «Standpunkte». Hier stammelt Gülsha Adilji in ihrem Pseudo-Jugendsprech («immer noch a thing … to be honest … Future-Boy-Friend … Lookalike … fancy … and then watch the face of the waiter»). Thema ihrer Suada ist die Pizza Hawaii, was an Originalität, you know, schwer zu überbieten ist, watch it. Höhepunkt: «nennt man Leute, die sowas essen, tatsächlich immer noch Menschen?» Viel dringlicher ist die Antwort auf die question: wie lange darf die das noch, for heaven’s sake?

Und wer sagt ihr mal, dass eingestreute Anglizismen nur nerven, got it?

Nebendran schreibt der Unaussprechliche. Immerhin jubelt er mal nicht Selenskyj zum Grögaz (grösstes Genie aller Zeiten) hinauf, aber dass man ihm durchgehen lässt, Eigenwerbung für seinen schwindsüchtigen «Nebelspalter» zu machen?

Der Aufmacher der «Wirtschaft», der Chefwechsel bei Nestlé, ist dann allerdings mehr Pflichtstoff. Erstaunlich dann, dass der gegangene Nicht-mehr-Wirtschaftschef Peter Burkhardt immer noch in die Tasten greift, obwohl doch sogar schon sein Nachfolger bestallt ist. Herausragend dann wieder Rutishausers Eigenleistung über die Tragödie des Regionalspitals Wetzikon:

«Leben & Kultur» schliesslich? Nun, es kann nicht alles gelingen. Aber besonders gelungen und dem Portemonnaie des Durchschnittslesers angepasst ist wieder einmal die Auto Seite:

Nein, lieber Leser, du kannst dir nicht einmal die Uhr leisten, und an der hängt dann sowieso der 16-Zylinder von Bugatti, und den kannst du dir erst recht nicht leisten. Falls doch: die Uhr kostet 350’000 Franken, die Karre wohl über 4 Millionen.

Nun, wem das doch zu teuer ist, wieso nicht eine umweltfreundliche Reise nach Sri Lanka oder in die Wüste um Palm Springs? Man gönnt sich doch sonst nichts.

Aber gut, ZACKBUM setzt seine neue Serie fort: ein dickes Lob für diese Ausgabe. Das ist kein Gesinnungspreis, sondern bezieht sich darauf, dass endlich mal wieder Nahrung und Inhalt geboten wird, aktuelle Themen aufgegriffen werden und die Befindlichkeit des Autors sowie der Zustand seines Bauchnabels keine Rolle spielen.

Die Frage ist allerdings, wie lange Rustishauser das noch machen darf. Denn je besser seine SoZ, desto peinlicher Birrers Tagi …

3 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Am Kopf von STANDPUNKTE sollte zwingend stehen:
    «Bevor Sie weiterlesen fragen Sie ihren Arzt oder Psychiater!»

    14 Tage Zeit hat Gülsha um eine Kolumne zu schreiben und da fällt ihr nur etwas zu Pizza Hawaii ein, wie einfältig, bieder, intolerant. Anglizismen müssen inhaltliche Leere kaschieren. Wurde die beschränkte Gülsha am Coachella von der National Organization for Women betreut?

    Markus Somm, gesegnet mit der «bittevergesstmichnicht»-Spalte in der SoZ ist ausser sich, er hat einen Helden gefunden, Michel Simon, erfolgreicher Unternehmer und FDP NR der die Partei vor sich her treibt. Somm über die FDP: «Seit gut 30 Jahren befindet sich die FDP im Niedergang». Da hat Somm noch Luft, er befindet sich erst seit 14 Jahren im Niedergang und das soziale Engagement von der Werdstrasse federt den Niedergang ab!

    Antworten
  2. Rapahel Stein
    Rapahel Stein sagte:

    «Spätestens hier fällt dem Leser im Zürcher Kreis 8 das Bio-Vollkorngipfeli in den Chai Latte mit Hafermilch».

    Solche Sprüche tun meiner Seele gut. Fast jeder hat noch einen Anteil Schadenfreude in seinem Waschprogramm übrig.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert