Wumms: Richard Swartz

Wie man aus einer Taxifahrt einen Artikel leiert.

Richard Swartz ist ein mässig bekannter schwedischer Journalist. Nach dem Fall der Berliner Mauer bezeichnet er sich selbst als «Niemand», der ein erstes Buch auf Deutsch veröffentlicht hatte. Und der grosse Schriftsteller Stefan Heym «hatte grosszügig angeboten, den Grünschnabel mit seiner Anwesenheit zu unterstützen».

Das hätte er besser nicht getan, denn Swartz ist geblieben, dass sich zwar die Menschen im Berliner Literaturhaus drängten, aber nicht wegen ihm. Und während Heym ein Buch nach dem anderen signierte, «war es vor mir leer, und die Tinte in meinem Füller trocknete».

So eine verletzte Autorenseele ist nachtragend. Also erinnert sich Swartz «an meine merkwürdigen Begegnungen mit einem der bekanntesten Autoren der DDR». Genauer gesagt war es eine, und im Zentrum seiner Beschreibung steht die gemeinsame Taxifahrt mit Heym nach der verunglückten Dichterlesung. Da habe Heym sich an seinem Nachnamen aufgehalten, woraus Swartz eine pseudogelehrte Abhandlung über echte und angenommene Namen macht und als unglaubliche News verkündet, dass Heym ja in Wirklichkeit Helmut Flieg hiess.

Was angesichts des Monuments von Werk, das Heym hinterliess, nun so ziemlich die unwichtigste Information über ihn ist, die man geben kann. Auch ZACKBUM-Autor René Zeyer hatte Begegnungen mit Heym, aber er käme doch nie auf die Idee, irgendwelche unwichtigsten Reminiszenzen Jahrzehnte später zum Besten zu geben.

Am Schluss seines Texts macht Swartz nochmal klar, wieso Heym ein grosser Schriftsteller war und er selbst ein kleines Licht bleibt:

«Stefan Heym, einst Helmut Flieg, ist Namensgeber eines grossen internationalen Literaturpreises der Stadt, und aus dem Haus seiner Kindheit hat man ein Museum gemacht. Alles, um sich an ihn zu erinnern. Ich spaziere durchs Zentrum und kann mich binnen kürzester Zeit davon überzeugen, dass es dieselbe hässliche und heruntergekommene Stadt ist wie jene, die Karl-Marx-Stadt hiess. Seltsam eigentlich. Aber ich bin sicher, dass ein alter Chemnitzer wie Stefan Heym sich zurechtgefunden hätte, obwohl er nicht mehr Helmut Flieg heisst

Allerdings hätte Heym, was Swartz zu erwähnen vergisst, wohl sein Veto eingelegt, dass dieser Flachschreiber 2020 den Internationalen Heym-Preis bekommen hat. Allerdings zusammen mit Slavenka Drakulic, einer kroatischen Schriftstellerin. Was den Narzissten Swartz sicherlich nochmal getroffen haben dürfte.

Auch hier erhebt sich die Frage, wieso die Qualitätskontrolle der NZZ einmal mehr versagt und diesen Nonsens-Text publiziert. Mit einem Inhalt, der noch dünner ist als die Printausgabe des Blatts, wo es doch so viele interessante Stücke gäbe, die es verdienten, veröffentlicht zu werden. Statt eines sich aufplusternden Swartz, der zu recht immer im Schatten eines wirklichen Schriftstellers wie Heym stehen wird. Und dass der Flieg hiess, ist nun schlichtweg völlig bedeutungslos.

Alleine, dass Swartz mit keinem Wort das beeindruckende Oeuvre erwähnt, das Heym hinterliess, desavouiert diesen Möchtegern, der niemals verwand, dass ihm Heym bei ihrer einzigen Begegnung die Show stahl.

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