Schmiere von Koydl
Wie tief kann ein Journalist sinken?
Man kann über die intellektuellen und politischen Fähigkeiten dieser Frau zu recht geteilter Meinung sein. Aber eine solche Schmiere zieht das ganze Niveau eines Magazins nach unten:
Hier erzählt Wolfgang Koydl genüsslich die Märchen aus tausendundeiner Nacht eines selbsternannten Gigolos nach. Der brüstet sich damit, heisse Nächte mit der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock verbracht zu haben.
Koydl geht dabei auf Pseudodistanz zu ihm: «Doch während man sich noch die Augen reibt ob dieser Geständnisse eines schwarzen Felix Krull, legt der gleich nach. Ein halbes Jahr später habe Annalena angerufen und gefragt, ob er sie nach Südafrika begleiten könne.»
Einerseits bezeichnet Koydl seine Quelle als Felix Krull. Andererseits legt er nach. Der Gigolo behaupte, seine letzte Begegnung sei «in Abidjan in der Elfenbeinküste gewesen. Ruft man die Website des Auswärtigen Amtes auf, besuchte die Ministerin Baerbock, Annalena, just zu dieser Zeit Abidjan. Kann Zufall sein, oder aber Kingsley studiert in seiner Freizeit die Reisepläne deutscher Ministerinnen, um dann mit seinen Geschichten anzugeben.»
Kein Zufall ist es, dass so eine Schmiere an einer minimalen Qualitäts- und Anstandskontrolle scheitern müsste. Wenn sie nicht ins ideologische Raster der «Weltwoche» passen würde.
Als Quelle dient dem Schmierenjournalisten Koydl die nigerianische «Daily Post»; ein Produkt mit einem einzigen Redaktor. Was für ein Recherchiergenie Koydl ist, beweist er mit einer nachgeschobenen Anmerkung:
«Zahlreiche Leser haben auf den Vermerk «sponsored» beim Daily-Post-Artikel hingewiesen. Beim Artikel handelt es sich demnach nicht um redaktionellen Inhalt, sondern um einen bezahlten Beitrag. Die Interpretation überlassen wir der Leserschaft.»
Da wollen wir gerne interpretieren: Koydl erzählt eine üble Lügengeschichte aus einem Drecksblatt aus Nigeria nach, bei der es sich zudem um eine gekaufte Anzeige handelt, wie jedem sofort auffallen müsste, möchte er nicht gleich losgaloppieren wie Koydl. Erst Leser mussten ihn darauf aufmerksam machen, was «Sponsored» wohl bedeuten mag.
Nachrecherchieren, nachfragen, der Versuch, eine solch ungeheuerliche Behauptung zu verifizieren, vielleicht der Versuch, mit diesem Kingsley Kontakt aufzunehmen? Der einsame Redaktor der «Daily Post» hat eine E-Mail-Adresse und sogar eine Telefonnummer. Nur reagiert er nicht. Was die Seriosität unterstreicht. Koydl hingegen findet es angemessen, auf die Anfrage von ZACKBUM mit einem knappen «shit happens» zu reagieren. Mit Auf-die-Kacke-Hauen hat er Erfahrung.
Ganz abgesehen davon, dass dieses «Interview» auf einem YouTube-Kanal stattfindet, der erst wenige Tage zuvor eröffnet wurde. Und dass mehrere deutsche Medien bereits über diese Fake News berichteten und ins Reich von Desinformationen verwiesen. Das Video wurde am 29. Juli veröffentlicht und bereits breit kommentiert. Am 12. August, zwei Wochen später, klappert dann Koydl nach und tut so, als würde er hier ganz heissen Scheiss aktuell berichten.
In seriösen Blättern würde ein Redaktor nach einer solchen Fehlleistung mindestens abgemahnt. Und wenn er darauf «shit happens» sagte, lernte er fliegen …
Koydl steht auch in unverbrüderlicher Treue zu Putin und seinem Regime. Fast alle seiner Beiträge sind unterirdisch. Man kann nur hoffen, dass er sich endlich aufs Altenteil zurückzieht.
Ein nigerianisches Schmierenblatt, ein ideologisch erregt losgaloppierender WW-Schreiberling, eine Lügengeschichte: alles sicherlich korrekt beschrieben. Aber wieso handelt es sich um eine „solch ungeheuerliche Behauptung“? Es ist ja sonnenklar, dass die deutsche AM die Phantasien nicht dank ihrer Politik und ihren Aussagen beflügelt. Irgendeinmal wird das dann auch Text. Liebeslyrik halt. Es gibt ja auch einen Roman über die Bockereien von Alain Berset.
Koydl ist 72, altershalber und aus finanziellen Gründen ist da eigene Recherche etwas schwierig, abschreiben oder copy-paste ist daher naheliegend und die WeWo brilliert ja auch nicht mit gutem Journalismus. Da haben sich zwei gefunden die zusammen passen.