Schade auch

Das «NZZ am Sonntag Magazin» hat die Sommerpause überlebt.

Zwei mickrige Inserate, ein paar Eigeninserate, 32 Seiten Nonsens-Inhalt, das Trauerspiel geht unter neuer Leitung weiter.

Die ist völlig schamfrei. So behauptet Chefredaktorin  Paula Scheidt in ihrem ersten «Editorial», denn das hat dem Magazin gerade noch gefehlt, dass viele Leserreaktionen gezeigt hätten, dass das Magazin vermisst worden sei. ZACKBUM hat um Verifizierung und Quantifizierung gebeten. Ob’s eine Antwort gibt?
Schamfrei ist auch, im Sommer mit diesem Thema neu zu beginnen:

Das schleckt keine Geiss weg: wenn einem weniger als nichts einfällt, macht man Glace zum Coverthema. Redaktor Urs Bühler rührt das Thema zum x-ten Mal um; einfacher wäre gewesen, aus dem Kühlfach eine der Tausenden von Storys aufzutauen, die darüber schon erschienen sind.

Wieso es für ein Cornet mit bekleckerter Hand (siehe Titelausriss) einen Magnum-Fotografen braucht (ausser, um viel Geld auszugeben), erschliesst sich nicht. Diese Pampe ist dann ein IStock Archivfoto:

Und was an diesem billigen Plastikständer anmächelig sein soll, dass man auch ihn auf eine Seite aufbläst?

Vier Bildzitate, ein Grauen. Und der Text? Zweispaltig, endlos (23’664 A), konzeptlos, bewirkt Hirnvereisung.

Dann kommt ein Interview mit der bedeutenden Russisch-Übersetzerin Rosemarie Tietze. Schön, dass Autor Martin Helg nicht mehr über Staub klugescheisst oder aus einer Kafka-Biografie abschreibt. Aber eigentlich ein Stück im Magazin, das man loben könnte. Wenn es nicht am Tag zuvor – in der NZZ erschienen wäre. Das nennt man nun echte Leserverarschung. Einen NZZ-Text einfach einen Tag später im Magazin rezyklieren, weil man nach der Sommerpause offensichtlich etwas knapp an Werken ist – oberpeinlich.

Wer’s nicht glauben kann:

Links das Original, rechts die Zweitverwertung im «Magazin».

Dann macht sich Silke Wichert Gedanken darüber, wieso sich Touristen in den Ferien anders anziehen als im Alltag. Der dünne Gedanken würde vielleicht für eine Kolumne mit 1600 A reichen. Wenn der Autor ein paar Locken auf der Glatze drehen könnte. Aber über 11’000 A Wichert, das ist Folter.

Bellevue? Meine Güte. Nur zwei Peinlichkeiten:

Bei «Lyk Carpet» in Berlin freut man sich über die Aufmerksamkeit. Bloss: wer will schon einen zerfransenden Teppich «nach gewünschtem Küstenabschnitt»?

Oder so ein «Medley»:

Wer vielleicht «gar nicht schlecht» sagt, ändert jetzt seine Meinung: kostet schlappe 10’800 Euro.

Ach, und dann noch ein «Erinnerungsbuch» über das Maison Manesse in Zürich. Das war so ein Yuppie-Spunten im Shabby-Chick, 6-Gang-Menü mit Weinbegleitung 265 Franken. So nach der Devise: «Finger-Auberginen, Gemüsecreme, Gurken, Zitrus, Koriander und eine Schweine-Krokette». Plus Riesenweinkarte («Chateauneuf du Pape Cuvée Da Capo» 806 Franken). Sonst unter Freunden für 280 Eier zu haben.

Dann ist das Elend zu Ende, mit dem Werk der «Fotokünstlerin» Lisa Sorgini. Erklärung: «Dies ist ein Bild von meiner Freundin Lisa, ihrem Sohn Marlow und ihrer noch nicht geborenen Tochter Alva. Lisa ist eine gute Freundin und lebt in der gleichen Gegend wie ich.» Das ist schön für alle Beteiligten, aber wieso der Leser mit einem unscharfen, sandigen Körpermischmasch verabschiedet werden muss?

Oder soll das ein Beitrag zur Serie sein: Bilder, die wir nie sehen wollten?

Es gab schon unzählige Ausgaben dieses Magazins, die krähten: stell mich bitte ein. Bitte. Aber so überzeugend wurde das noch nie vorgetragen …

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