Von Somm lernen, heisst Unsinn lernen
Nach diesem Artikel ist wieder Schluss mit Somm, versprochen.
Immerhin, Markus Somm hat Israel richtig geschrieben. Das ist für den Marignano-Verunstalter keine Selbstverständlichkeit.
Aber sonst ist alles so falsch, was er schreibt, dass nicht mal das Gegenteil richtig wäre.
Hier bejubelt Somm wie ein schmachtender Backfisch die Mordanschläge der israelischen Regierung auf zwei Führungsfiguren der Hamas und der Hetzbolla in Teheran und Beirut.
Da es sich um zwei üble Gestalten handelte, darf man durchaus klammheimliche Freude über ihr Ableben verspüren. Dass aber im angeblichen Qualitätsorgan Tamedia nun bereits zum zweiten Mal ungehindert Lobgesänge auf illegale Mordtaten erklingen, ist mehr als bedenklich. Bei dem Blatt sind die moralischen und ethischen Massstäbe verrutscht, im Keller gelandet und dort vergessen gegangen.
Aber während sich Robelli noch einigermassen einbremst, kriegt sich Somm gar nicht ein vor Freude. Wie es sich halt für einen Wendehals und Renegaten gehört, der in seiner ihn bis heute verfolgenden Jugend als Trotzkist und Armeegegner vielleicht auch mal für Jassir Arafat schwärmte.
Nun aber brennen ihm sämtliche Sicherungen durch: «Demütigung für das Regime der tödlichen Maulhelden … schlagkräftig … intelligent … wenn im Westen nun die Angsthasen unter den Politikern und Journalisten auch wimmern und vor der Eskalation warnen … die sicherheitspolitisch inkompetenten Demokraten in Washington … Diktatoren bewundern den Starken und verachten den Schwachen … Kommt es zum Krieg? Das ist die falsche Frage».
So hemmungslos wie in seiner Jugend verlässt Somm in seiner besoffenen Israel-Begeisterung den Bereich der demokratischen Rechtsstaatlichkeit und einer regelbasierten Ordnung, der letzte Schutzwall gegen Willkür und Barbarei:
«Der Krieg ist längst da. Wenn der Westen ihn gewinnen will – ob im Nahen Osten, in der Ukraine oder vielleicht bald in Asien, dann helfen uns weder humanitäres Völkerrecht noch UNO, «regelbasierte Ordnung» oder gesundbetende Diplomatie, sondern allein eine hochgerüstete Armee und Politiker, die auch bereit sind, sie in Marsch zu setzen.»
Dabei unterliegt er dem gleichen Grundlagenirrtum, dem er schon als linksradikaler Trotzkist unterlag: wer – wie Somm – weiss, was das Richtige und das Gute ist, dem sind alle Mittel recht, um es gegen das Falsche und Böse zu erreichen.
Wie alle Fanatiker vor ihm und mit ihm meint er, dass da alles erlaubt ist. Und übersieht, dass damit das Gute sich nicht mehr vom Bösen unterscheidet und damit die Legitimität verliert, dagegen vorzugehen. Mit solchem fundamentalistischen Unsinn verschwimmen alle Grenzen.
Auch die Hamas, auch die Hetzbolla sind sicher, für ihre angeblich gute Sache alle bösen Mittel einsetzen zu dürfen. Wo ist da der Unterschied zu Somm?
Bei solchen Amokläufern verschwimmen eben alle Regeln, die kennen keinen Kant mehr, die sind so besoffen von der eigenen Rechtschaffenheit und Unfehlbarkeit, dass sie gar nicht merken, wie sie den Monstern immer ähnlicher werden, die sie zu bekämpfen vorgeben.
Sie regredieren in frühkindliche Muster, wo in der Märchenwirklichkeit die Monster unbezweifelbar böse sind und von den Guten genauso unbezweifelbar auch mit bösen Mitteln besiegt werden, worauf die Welt geheilt und in Ordnung ist.
Mord (wie in diesen Fällen), Folter (wie in israelischen Gefängnissen), Freiheitsberaubung über Jahre hinweg ohne Prozess (wie in Israel und auch in Guantánamo, der illegalen US-Militärbasis auf Kuba), zivile Kollateralschaden mit Tausenden von Toten (wie bei den Kriegsverbrechen der israelischen Armee im Gazastreifen), das bewusste Inkaufnehmen des Todes der verbliebenen Geiseln, eine Konfrontation der beiden Atommächte Israel und Iran (das von Pakistan beliefert wird), das alles gesteuert vom Wunsch des korrupten israelischen Ministerpräsidenten, dem Knast zu entgehen, solange er amtliche Immunität besitzt.
All das ist für Somm ein Anlass zu behaupten, dass man so siegen lernt. Vielleicht, aber nur vielleicht hat Somm in seiner Jugend mal Bertolt Brecht gelesen und erinnert sich an dessen offenen Brief an die deutschen Künstler und Schriftsteller, als Reaktion auf die Wiederbewaffnung der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg:
«Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.»
Brecht richtete sich damit gegen alle damaligen Kriegshetzer, er hatte sicherlich auch den nachgeborenen Somm im Sinn. Der verteidigt heute das ruchlose und potenziell existenzgefährdende Tun der israelischen Regierung, er hätte auch bei Diktatoren wie Stalin grosse Zustimmung gefunden: «Aussen- und Sicherheitspolitik hat etwas Barbarisches, Ruchloses.»
Das ist diese besinnungslose Begeisterung des Schreibtischtäters, des feigen Wortschnitzers an seinem Schreibtisch für die grossen Töter und ruchlosen Führer in der Geschichte und Gegenwart, am Handwerk des Tötens in Stahlgewittern und anderswo. Bei Ernst Jünger hatte das noch etwas pervers Faszinierendes, bei Somm ist es nur abscheulich abschreckend und widerwärtig.
Allerdings lehrt die Geschichte, nur nicht den Historiker Somm, dass Potentaten, Regimes oder Regierungen, die Aussenpolitik so barbarisch und ruchlos betreiben, früher oder später – untergehen. Das ging Hitler so, das passierte Stalin, das kann auch das Schicksal Israels sein, wenn es sich nicht so schnell wie möglich von dieser ruchlosen und barbarischen Regierung trennt.
Was auch endlich Tamedia mit dem Kolumnisten Somm tun sollte.
Gibt Ihnen die eklatante Kommentarabsenz auch zu denken, Herr Zeyer?
Alle mit Ihnen einverstanden – oder findet ihre Kritik-Kompetenz weder Zustimmung noch begründete Ablehnung oder wird diese einfach nicht veröffentlicht?
Interessante Fragen, Herr Fischer!
Jeder macht sich seine Welt, wie sie ihm gefällt…
Scheinheilige Epistel eines spürbar Zukurzgekommenen. Bitte weiter so – und kurzen Flug in die Bedeutungslosigkeit. Ist ja schön, ewige Ferien und so …
Bravo !
Lieber Herr Lässer: kurz und bündig und anscheinend beistimmend? Aber für was Bravo und für was nicht und wieso?
Bitte beachten Sie die Wirkung eines Kommentars (wieso, von wem, für oder gegen wen? Oder sogar eigene Gedankengänge und Schlüsse?
Danke, das nennt sich Kommunikation. Und die scheint uns mit ganzen Sätzen wertvoller.
Die «Qualitätsmedien» lieben solche Gastautoren. Dann müssen sie nicht die eigenen Leute auf den Strich schicken.
Somm war ein linksextremer Trotzkist. War er auch längere Zeit in
einem Kibbuz Hühner impfen? Seinen Zionistenfanatismus hat er
vielleich von dort.
Jetzt diesen Typen ignorieren? Wenn ja, dann bitte nur diesen Somm er!
Ab Herbst dann bitte wieder solch fantastisch satirische und
gleichzeitig himmeltraurige Beiträge über den heiligen Markus.
Der Krieg wird in Europa verloren!