Zensurhauptquartier Tagi

Forumszeitung, Pluralismus. Verantwortung. Blabla.

Tamedia ist in vielen Regionen der Deutschschweiz die Monopoltageszeitung. Im Kopfblattsalat wird überall die Einheitssauce aus Zürich abgefüllt; die lokale Redaktion, eingeschrumpft und skelettiert, darf noch ein wenig Lokalkolorit drüberstäuben.

Es gibt immerhin ein Gefäss, wo der Leser mitreden darf. Seine freie Meinung äussern. Das Wort hat. Die Kommentare. Da wäre es besonders wichtig, gegen die grün-woke und genderkorrekte Gesinnungsblase Gegenstimmen zuzulassen.

Natürlich müssen diese Gefässe moderiert werden, denn das Publikationsorgan haftet für den Inhalt von Kommentaren genauso wie der Kommentarschreiber. Deshalb werden auch bei ZACKBUM Äusserungen, die in den strafrechtlichen Bereich ragen, persönliche Beleidigungen oder ruppige Verbalinjurien nicht zugelassen. Aber Kritiken am Inhalt der Artikel – oder am Autor – immer. Das gehört sich nicht nur so, das ist auch Ausdruck des Respekts dem Leser gegenüber.

ZACKBUM hat eine – natürlich nicht-repräsentative – Umfrage unter seinen Lesern durchgeführt, wie deren Erfahrungen mit der Publikation von Kommentaren bei Tamedia sind. Das Resultat ist nicht überraschend, aber erschreckend. Es ist offenkundig, dass selbst unanständige Kommentare, die aber in der Gesinnungsblase des Tagi blubbern, gerne und freizügig publiziert werden. Kritische Äusserungen hingegen werden – mit der immergleichen, fadenscheinigen Begründung – abgelehnt. Meckert der Kommentator, wird er gleich mal gesperrt.

Das sind keine Einzelfälle, es steckt System dahinter.

Die Begründung ist immer die gleiche, langfädig und aus dem Stehsatz:

«Vielen Dank für Ihren Kommentar. Leider müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass Ihr Kommentar nicht veröffentlich werden kann.
Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehört die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken. Ebenso persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer sowie Dritte oder auch ein grundsätzlicher Ton «unter der Gürtellinie». Als beleidigend gelten auch Verunstaltungen von Namen, entweder von anderen Diskussionsteilnehmern, aber auch von dritten Personen oder Einrichtungen.»

Hübsch ist auch dieser hier: «Ihr Kommentar wurde abgelehnt. Ihr Username verstösst gegen unsere Kommentarrichtlinien.» Der Username lautete Anders Sanders.

ZACKBUM-Leser haben Dutzende von nicht-publizierten Kommentaren eingereicht, in denen weder polemische, noch beleidigende Ausdrücke vorkommen, auch keine persönlichen Angriffe oder gar ein Ton «unter der Gürtellinie». Was all diese zensierten Kommentare gemeinsam haben: sie widersprechen dem Inhalt des Artikels.

Es gibt sogar Leser, die sich so beklagen:

«Da ich sporadisch schon jahrelang (unter div. Pseudonymen) Artikel im Tagi kommentiere und dies gerne zu den Themen Gesundheit / Geschlechterfragen / Gendern, Politik, Geheimdienste und Islam tue, bemerkte ich, dass für mich ab März 2020 bis am 31.08.22 kein Durchkommen mehr möglich war. Sämtliche Kommentare meinerseits zum Thema Corona wurden geblockt, dies obwohl oder gerade weil ich mich (vorsichtig) als Involvierter geoutet habe. Auch sonst wurden in diesem Zeitraum kaum Kommentare von Pflegefachpersonen zu Corona-Artikeln im Tagi veröffentlicht (was bei zehntausenden Pflegefachkräften in der Deutschschweiz bemerkenswert ist).»

Ein Beispiel unter vielen, wie menschenverachtende Kommentare, die aber ins Weltbild des Tagi passen, publiziert werden: «In Krisensituationen taugen die meisten Männer nichts und verlassen überproportional oft eine alte kranke Ehefrau oder bringen sie gleich um. Gewalt im Alter gegen gesundheitlich beeinträchtigte Frauen ist allgegenwärtig. Kein Wunder blühen die meisten Witwen auf.»

Ein Gegenkommentar wurde dann zensiert …

Eine unvollständige Liste von Beispielen von zensierten Beiträgen:

«Die unklaren Formulierungen in diesem Beitrag entlarven die Voreingenommenheit des Autors: In Ungarn ist es nicht gesetzlich verboten, mit Minderjährigen über Homosexualität zu reden.»

«Grundsätzlich wird bei Hospitalisierungen leider nie erhoben, ob geimpft oder ungeimpft. Das will man offenbar nicht wissen.»

«Komme ebenfalls auf 142848 Lösungen. Man könnte aber verlangen, dass die Multiplikation mit 2, 3 und 7 jeweils eine Permutation der Ziffern 0..9 ergibt, die nicht auf 0 endet oder mit 0 beginnt. Dann bleibt nur noch 1052748693 übrig.»
Abgelehnt wegen «im Ton vergriffen».
Oder: «Es gibt keine Klimakrise. Nur Klima.»
«Gegen diese Personen ist ein Strafverfahren zu eröffnen. Dessen Resultat interessiert mich.»
«Nicht alle Covid-Impfgegner sind prinzipielle Impfgegner. Ich finde eine Reihe von Impfungen sehr sinnvoll. Dass die Covid-Impfung ein negatives Nutzen-Nebenwirkungsprofil hat, ist aber belegbar. Und Covid-Impfgegner zu sein heisst nicht, zu behaupten, dass es Long Covid nicht gibt, obwohl es auch mit Impfnebenwirkungen zu tun haben kann. Gerade Covid-impfkritische Ärzte, die ich kenne, haben sich zum Teil sehr engagiert wenn es um Hilfe für Long-Covid-Patienten geht
«Russland wird also in Kennnis gesetzt wenn ein hochrangiger Politiker vor Ort ist. Sobald er abgereist ist, darf die Zivilbevölkerung wieder beschossen werden. Mir kommt gerade das Frühstück hoch. Was haben ausländische Politiker in einem Kriegsgebiet zu suchen, welchen Erfolg haben solche Besuche, abgesehen von der kurzzeitigen Waffenruhe?»
«Offenbar ist Ogi bisher der Einzige, der Einsicht öffentlich zeigt?»
«Wer glaubte jemals an die politische Unabhängigkeit der Gerichte???»
«OMG da müssen wir unbedingt auch unsere eigenen Militärausgaben steigern, sonst steht nicht nur Putin plötzlich an der Grenze…»
«Und wer rettet Deutschland? – Und wer die Schweiz? – Und wer ist die wahre Bedrohung? – Rette sich wer kann!»
«Wenn hier bemängelt wird, dass zuwenige «kritische» Fragen gestellt wurden, bzw. der Interviewte nicht ständig à la Schawinski unterbrochen wurde, möchte ich mal die Frage stellen, wie unsere Qualitätsmedien denn das jeweils bei Selenski gehandhabt haben? Ich kann mich jedenfalls an keine einzige kritische Frage and den vom Wertewesten Heiliggesprochene erinnern.»
«Wenn diese Brücke auf russischen Staatsgebiet durch deutsche Waffen mit Hilfe deutscher Generäle und deutscher Experten zerstört wird, kommt es zur Katastrophe. Dazu fällt mir nur noch James Dean ein: «Denn sie wissen nicht, was sie tun.»»
Und so weiter, und so fort. Man könnte die Reihe von Beispielen noch beliebig weiterführen.
Alle diese unterdrückten Kommentare haben zwei Dinge gemeinsam. Sie verstossen in keiner Form gegen irgendwelche Richtlinien bei Tamedia. Aber sie widersprechen den dort geäusserten Ansichten der Redaktion.
Das ist ein Skandal erster Güte. Denn das sind keine Zufälle, dahinter steckt üble Methode. Hier zeigt sich die Kleingeistigkeit, die Verunsicherung und die Rechthaberei der dafür Verantwortlichen.
Zudem kneifen sie vor jeder inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem apodiktischen Wort, dass über solche Entscheidungen keine Korrespondenz geführt werde.
Bleibt noch nachzutragen, dass der Autor dieser Zeilen bei Tamedia Schreibverbot hat. Ausgesprochen wurde es von den beleidigten Leberwürstinnen in der Chefredaktion, angeführt von Raphaela Birrer; sie fühlen sich «wiederholt diffamiert». Ohne aber dafür ein einziges Beispiel anführen zu können. Der Oberboss Pietro Supino kneift auf Anfrage, was er von diesem unsäglichen Gebaren halte. Er habe volles Vertrauen in seine Chefredaktion.
Wenn der Mann sich nicht auch da täuscht …
3 Kommentare
  1. Karl Warth
    Karl Warth sagte:

    Nun, Chefredaktorin Birrer weilt gerade in den Ferien. Man erhält eine Abwesenheitsnachricht auf Mail mit dem Verweis auf die Stellvertretung. Schreibt man der Stellvertretung: Ebenfalls Abwesenheitsnachricht, ebenfalls Ferien. Nicht einmal Ferienplanung klappt da noch. Man hatte sich schon gewundert, bei dem dürftigen Output von einem Artikel in der Rubrik „Schweiz“ pro Tag.
    Forum-Framing läuft indes zündftig weiter. Es fällt allerdings auf, dass die Foren auch bei den Likes vergeistert scheinen und zum Teil nur noch Up-Votes in der Echo-Kammer zeigen. Entweder hat es nun wirklich allen abgelöscht oder sie haben wie ich ebenfalls damit begonnen, in den Foren ein Zerrbild zu zeichnen und das Tagi-Narrativ zu pushen. Damit sie etwas härter auf dem Boden der Realität aufknallen. Hatte schon 2016 hervorragend funktioniert.

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  2. Ast
    Ast sagte:

    Nomen est omen und die Moral von der Geschicht:
    «Darum machet’s anders als de Sanders –
    Nämlich machet’s anders, wird’s nid anders!
    Darum machet’s anders als de Sanders –
    Nämlech machet’s anders, wird’s nid anders!»

    Aus der «Ballade vom Nationalrat Hugo Sanders» von Mani Matter

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  3. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Huch, Frau Birrer ist beleidigt weiss aber nicht warum. Vielleicht weil jemand wirklichen Diskurs fordert nicht Schalmeiklänge wie von ihren Untergebenen. Vielleicht hilft Frau Birrers Biografie, die Ochsentour gemacht von der Appenzeller Zeitung (daher auch ihr beschränkter Blick auf die Welt) bis zur Chefredaktorin des TA. Immer loyal, nie besonders auffällig, genügsam, willig und immer offen für Sparmassnahmen. Abbau von Journalismus und Qualität, dafür mehr BLICK, Glückspost, Apothekerrundschau, mehr jammern von Communitys aller Arten, von Vätern, Müttern, Kinderfreien, LGBTQIA+. Bei so einen aussergewöhnlichen Leistungsausweis ist Kritik und Fragen nicht vorgesehen, zu schwach ist das Werk auf dem sie sitzt! Und immer behaupten von nichts gewusst haben wie bei den Vorgängen beim Magazin geht auch nicht!

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