Sommer mit Loch

Die NZZaS hat wirklich ein Problem.

Nur eins? Gute Frage. Sie hat eine Reihe von Problemen, und wie bei Ebbe kommen die halt zum Vorschein, wenn das Sommerloch hässlich gähnt und nichtmal die Hand vor den Mund hält.

Aber der Reihe nach. Wenn eine Redaktion, ein Chefredaktor eine solche Cover-Illustration zulässt, dann haben sie die Kontrolle über ihr Leben verloren, wie Karl Lagerfeld selig sagen würde.

Sieht aus wie von KI gepinselt; was soll eine Umarmung zwischen einem Marlboro-Cowboy und der Freiheitsstatue uns sagen? Echte Nähe von Extremen? Geknutscht wird nicht, weil er nicht mal die Kippe aus dem Mund nimmt?

Dann verliert sich der Chefredaktor Beat Balzli in aufgewärmten Überlegungen zum amerikanischen Wahlkampf, nicht ohne dem Leser am Schluss launig «I Wish you a Great Sunday» nachzurufen, Versteht zwar keiner, was das soll, «Make Sunday Great again» wäre wenigstens noch einigermassen lustig gewesen.

Aber das geht wenigstens schnell vorbei, es folgen zwei Seiten Geseier zur Frage, was «uns eigentlich noch zusammen» halte. Gemeinschaft, starke Institutionen, gemeinsame Geschichte, ist die banale Antwort, die man – ausgewalzt – in einer Spalte hätte geben können.

Werbung ist sonst nicht so das Thema von ZACKBUM, aber hier müssen wir eine Ausnahme machen, denn das ist zum Schieflachen:

Das soll «Eleganz auf höchstem Niveau» bildlich ausdrücken. Dabei ist es Idiotie auf tiefstem Niveau. Da steht ein Range Rover blöd rum. Fährt er zurück, kracht er in die elegante Mauer. Fährt er nach vorne, platscht er in den eleganten Seerosenteich. Eigentlich braucht es einen Kran, um ihm aus dieser eleganten Situation herauszuhelfen.

Ach, und wenn wir schon bei gelungenen Illustrationen sind:

Ein Sarg, aus dem Geldnoten herausquellen, offenbar funktioniert die Klimaanlage bei der NZZ nicht.

Aber dann, sonst wär’s halt nicht die alte Tante, kommt ein Stück, das mit vielem versöhnt. Ist von der Altmeisterin Margrit Sprecher, die mal wieder zeigt, dass sie Reportage besser beherrscht als all die verschwurbelten Möchtegerns, die aufpumpen und nur zeigen, dass sie weder Form noch Inhalt beherrschen.

Anders aber Sprecher.

Natürlich lebt das Stück vom Setting und den beiden Protagonisten. Aber finden muss man die auch erst mal, und gültig beschreiben können auch. Da ist Simon Bühler, einst ein gefeierter Starkoch, erfolgsverwöhnt, getrieben. Der plötzlich umschaltete und nun die Walserstuba in Avers betreibt. Mit einfachen Gerichten zu zivilen Preisen (Abendmenü 35 Franken), «Nada es perfecto», ist sein Wahlspruch, und Sprecher bringt ihn dem Leser näher. Ergänzt wird er durch Bruno Loi, dem Macher, der als «Tschinggeli» in der zweiten Generation allen zeigen muss, was er kann. Und das ist viel. Eingebettet in ein Walserdorf, wo man wohl erst so ab der fünften Generation nicht mehr als fremder Eindringling empfunden wird.

Ein wunderbares Stück, das zeigt, wie Journalismus immer noch funktioniert. Idee haben, hingehen, anschauen, aufschreiben, verdichten. Geht aber nur, wenn man’s kann, denn was so einfach daherkommt, ist die hohe Kunst.

Das trägt einen auch problemlos über die nächste Seite mit Patti Basler und Rolf Dobelli hinweg. Und in die «Wirtschaft» hinein, die so siech ist, dass man ihr gerne so ein Krankenzimmer auf dem Bürgenstock empfehlen würde. Ein Abknutsch-Interview mit Tucker York, dem Chef der globalen Vermögensverwaltung von Goldman Sachs, wie es dessen PR-Abteilung nicht besser geschnitzt hätte. Ein Stück über die Zuger Kirschtorte, bzw. den finanziellen Erfolg des Kantons, nach der Devise: kann man machen, muss man nicht machen.

Dann lässt Nicole Kopp mal wieder Nostalgie aufkommen. Denn die Kolumne «Geld & Geist» wurde mal von geistreichen Autoren bespielt. Jetzt ist es halt eine Frau, die nicht einmal geistreichelt, sondern nur langweilt: «Die meisten Sitzungen sind überflüssig. Schaffen wir sie ab!» Seit es Büros gibt, die wohl am häufigsten geäusserte Phrase.

Im «Wissen» hat man auch gemerkt, dass es angeblich «grausam heiss» sei. Wenn’s nicht kalt ist und regnet, natürlich. Dazu passend die «Verlagsserie Zeit fürs Klima». Wunderbar, «in Kooperation mit Rolex». Weiter kann man als ernsthaftes Organ die Beine eigentlich nicht spreizen.

«Kultur»? Was für Kultur? Sinfonien aus Estland («gegen Putin»), das Taormina-Filmfest (heute nur noch Sizilianern bekannt), dann noch «Die Antiromatiker von Göschenen», deren Kunst, ehrlich gesagt, ungefähr so attraktiv ist wie das Kaff selbst.

Links die Künstler ohne Kunst, rechts das Kaff, auch ohne.

Dann noch die Leserbriefe, und Fr. 7.10 sind weggerauscht. Wenn man noch 2.40 Fr. drauflegt, gäbe es ein «Big Bang Menu» von McDonald’s. Immerhin mit «saftigem Rindfleisch von der Metzgerei Bell, zarter Schmelzkäse, Zwiebeln, Essiggurken, Ketchup und Senf in einem Brötchen aus IP-Suisse-Mehl». Plus Getränk! Eine echte Alternative.

 

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