Wumms: Oswald Egger
Wie Georg Büchner Jahr für Jahr geschändet wird.
Schwurbelalarm:
«Es heißt: Ein Leben leben, sein Spiel spielen, Tänze tanzen, Tode sterben, und Wort für Wort, Ton in Ton, von Zeit zu Zeit, von Klippe zu Klippe, gleichem gleichkommen, wie in einer Welt in der Welt (noch einmal), Hölderlins «Hyperbel der Hyperbel»: Der Gegensatz des Gleichen und Verschiedenen ist gleichfalls, ein fließender. Ich suche – allenthalben – Unbedingtes, und finde überall nur Dinge (und diese sie umringenden Bedingungen). Nur – sind die Dinge, wie sie sind? Könnte ich mir von unmöglichen Dingen eine Vorstellung machen? Sind die Dinge, wie sie sind, in Worten, irgendwie in den Worten, ich meine, erinnert darin?»
So eiert Oswald Egger auf Wunsch (oder auch ohne Wunsch) vor sich hin. Das darf und soll er. Was aber verboten gehört: «Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert. Er arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt.»
Büchner ist das viel zu früh verstorbene Genie der deutschen Literatur. Er hinterliess ein Monument von Werk, das zu einer alle überstrahlenden Kathedrale geworden wäre, hätte er nur die Zeit dafür gehabt. Zu recht trägt der bedeutendste deutsche Literaturpreis seinen Namen.
In der inzwischen langen Reihe der Preisträger gibt es würdige Persönlichkeiten wie Max Frisch, Günter Grass, Hans Magnus Enzensberger, Peter Weiss oder Heinrich Böll. Aber seit einigen Jahren ist die Jury auf Abwegen, tritt sie das Erbe Büchners mit Füssen, kürt Preisträger, die nicht einmal durch eine Gesinnungsbrille gesehen auch nur ansatzweise das Format haben, mit Büchner in einem Atemzug erwähnt zu werden.
Sternschnuppen sind’s, an die sich sehr schnell niemand mehr erinnert. Wem sagen die Namen Jan Wagner, Teréza Nora, Elke Erb, Clemens J. Setz, Ermine Sevgi Özdamar oder Lutz Seiler etwas? Allesamt Büchner-Preisträger. Lukas Bärfuss ist hierzulande eine Ausnahme; der Sprachholperer, der keinen graden Satz (oder Gedanken) zu Stande bringt, bekam den Büchnerpreis 2019. Keiner dieser Karikaturen hatte den Anstand, den Preis abzulehnen.
Diesen Preis mit diesem Namen an solche Nulpen zu vergeben, das zeugt von einer Kulturlosigkeit, die leider dem aktuellen Zeitgeist entspricht.
Bei Literatur kann, darf ich nicht mitreden.
‹Jan Wagner, Teréza Nora, Elke Erb, Clemens J. Setz, Ermine Sevgi Özdamar oder Lutz Seiler› – ???
Hab vielleicht nicht allzu viel verpasst, das spannendste und schwierigste Buch ist wohl die Gegenwart.
Immerhin ist tröstlich, wie radikal sich der Chef über ‹unmögliche Ding›-Beackerer auslässt.
Vielleicht lässt er uns darum etwas Freilauf,
wenn wir die realen Welt-Bekackerer mit Worten ins Land der Nulpen schreiben.