Wimmel-Wumms bei Tamedia
Es ist ein Graus. Das kann man visualisieren.
Internet für Anfänger ist: wir lassen uns die Werbebutter von Google, Facebook & Co. vom Contentbrot nehmen. Wir präsentieren auf unserer Homepage kunterbunte Content-Wimmelbilder, nach der Devise: wird’s dir ganz blümerant, hast du dich beim Tagi verrannt.
Das fängt oben an (nur eine Momentaufnahme, da wechselt der Content alle Minuten):
Für jeden etwas, für alle nichts. Längst Überholtes («Wo ist Melania?», man ist sexistisch mit Trumps Frau per du), LGBTQ-News («Coming-out von Ralf Schumacher») oder «Analyse» («Europas Rechte wollen als dem Attentat auf Trump Kapital schlagen», ein ganz tiefer Gedankengang).
So wimmelt es weiter:
Das ist nun der Versuch, aus aktuellen Heulern eine eigene Rubrik zu machen. Kleines Problem hier: Rezycling («Wo ist Melania?»), Pipifax, den man schon überall gesehen hat («Schnappschuss während Attentat»), Doppelmoppel («Dieses Bild wird den US-Wahlkampf verändern», «Vom Opfer zum Helden – mehr Medienprofi geht nicht»). Zusätzliches Problem: zurzeit ist zum Attentat ziemlich alles gesagt …
Nächstes Wimmelchaos. Blitzhochzeiten in Stäfa, Badran und Tonga wollen was, eine Frau macht einen Kleiderladen auf, Darmkrebs. Auch diese Empfehlungen wechseln ständig, je nach Klickrate. Weil es dem Leser meistens eher an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, was für Pipifax die Redaktion (nach welchen Kriterien?) empfiehlt.
Dann der «Ratgeber» auf einem Niveau, wo sich selbst «Blick+» schämen würde. Richtiges Zahlungsmittel im Ausland, darf mich der Chef anrufen, Reisegadgets. Vorteil: lässt sich jedes Jahr rezyklieren. Ist wahrscheinlich auch aus dem Stehsatz.
Dann der «Zürich»-Teil, eigentlich die Paradedisziplin vom Tagi, denn hier ist er zu Hause. Aber das Porträt einer «Zürcher Künstlerin», von denen es viele, ach so viele gibt? Aber es gibt nur eine «Teamleiterin im Ressort Zürich», das erklärt einiges. Immerhin, «Mauch zu Bührle im Kunsthaus Zürich». Endlich mal eine eigene Leistung, die Teflon-Stadtpräsidentin wird mit einem Interview genagelt (Pardon, also keine Missverständnisse hier). Leider nein, das schaffte CH Media, der Tagi klappert nur nach. Peinlich. Und schliesslich «Schlauchbootfahrer tot geborgen», «Festbesucher verletzt Sicherheitsmitarbeiter schwer», für diese News muss man den Tagi haben.
Nach dieser Gewaltsanstrengung muss der Tagi etwas verschnaufen. Das mit den Sommerferien hatten wir zwar schon, und viel weiter unten droht dann noch die Rubrik «Reisen». Aber wieso nicht in der Mitte das Mittelmeer? Passt doch, nach der Devise: einer geht noch.
Ein besonderer Leckerbissen im Wimmelwumms. Multichannel. Video. Plus Audio. Wow, den Leser dort abholen, wo er sich langweilt. Mit Brüllern. «Erfolgreiches Anbaggern». Mit echten Flirt-Tipps von «Dr. Love». Wieso unternimmt da die hauseigene Genderpolizei nichts? Das «Hawk Tuah»-Girl. Was das ist, wollen Sie nicht wissen. «Drei Menschen reden offen über ihre Trennungen». Wenn das Sommerloch bis zur Kieferstarre gähnt.
Nein, sorry wir sind noch nicht fertig (doch eigentlich schon, aber da müssen wir gemeinsam durch). Claudia Schumacher, meine Güte. Markus Somm versteht nichts von nichts, das aber mit aller Schreibkraft, Gülsha Adilji darf tatsächlich immer noch, und der Autor der «Süddeutschen Zeitung» Christoph Koopmann darf seinem Lieblingszeitvertreib frönen: reine Gerüchte zu hübschen Titeln aufblasen («Putin, der Pate»). Reimt sich zwar, ist aber schon ziemlich abgelutscht. Sein Gekeife basiert Koopmann auf «Erkenntnissen westlicher Nachrichtendienste». Darüber lacht nicht mal die Mainzer Karnevalsgesellschaft.
Nach all diesem Graus nun noch etwas zum Lachen. Für einmal kein Wimmelwimmel, sondern sozusagen ein Doppelwumms:
Nein, liebe ZACKBUM-Leser, Ihr seht nicht doppelt, weil Ihr Euch vielleicht in den Alkohol geflüchtet habt. Das ist nicht nur das gleiche Foto, es ist auch die gleiche Story. Unterschied? Nun, einmal erzählt sie Fabian Fellmann, das andere Mal ist’s ein Zusammenschrieb von AFP/DPA durch einen gewissen «ij». Der mündige Leser hat die freie Wahl.
Wir könnten nun noch fortfahren. Aber während der Tagi gnadenlos ist und diese Wimmelsammlungen fortsetzt und fortsetzt, haben wir ein Einsehen mit unseren Lesern und hören auf.
Nicht ohne Resümee: Wer sich bis heute online abzocken lässt, wer null Komma null Digitalstrategie hat (trotz ständigen anderslautenden Behauptungen), wer diesen ungeordneten Wildwuchs auf der Homepage zulässt, wer leitende Mitarbeiter ohne Begründung feuert, wer sich dabei dumm und krumm verdient, ist nicht die Lösung, sondern das Problem.
Nicht nur, dass mit einer Massenentlassung hier ungeheuerlich Geld gespart werden könnte. Jeder Praktikant könnte das Erscheinungsbild vom Tagi besser hinkriegen.
Aber wer ein Widerwort gegen all diese Peinlichkeiten wagt, die überwiegend von peinlichen Frauen verantwortet werden, kriegt eins aufs Dach. Intern. Oder Schreibverbot (extern). Kann nicht ewig gut gehen. Wird nicht ewig gut gehen. Man stelle sich nur vor, was man Sinnvolles anfangen könnte, wenn man zum Beispiel ein Gehalt von 700’000 Franken einsparen würde. Das hätte zwei Effekte. Niemandem würde etwas fehlen (ausser der Amtsinhaberin, natürlich). Und man könnte ein sinnvolles Aufräumen der Homepage finanzieren. Weil das keine Cracks aus London oder Deutschland bräuchte. Sondern nur einen Blick auf die NZZ online.
Die Journalierenden beim Tagesanzeiger scheinen primär einen Erziehungsauftrag zu haben. Man fragt sich, wie das ein einträgliches Geschäftsmodell sein kann. Wahrscheinlich spielt das aber gar keine Rolle und wird bei den steinreichen Besitzern als noble Zuwendung an die Globalisten abgebucht.
Bei der WoZ weiss der Leser wenigstens woran er ist. Der Tages-Anzeiger schwindelt eine nicht vorhandene „Unabhängigkeit“ vor. Der Auslandteil wird tatsächlich von der extrem linken „Süddeutschen“ übernommen. Diese Zeitung, welche einen Hubert Aiwanger wegen einer angeblichen Jugendsünde übelst durch den Dreck gezogen hat. Trotzdem leistet sich der Tagi einen lächerlichen „Auslandschef“, dessen Kompetenz im Setzen der fetten Titel und des Leads besteht. Kann man ihm nur gratulieren! Einst hatte Esther Girsberger beim Tagi kräftig aufgeräumt. Doch heute ist das Blatt wieder zum rot-grünen Narrenhaus geworden. Mit sogenannten Journalistinnen, welche sich durch Beleidigtsein á la Spiess-Hegglin zu profilieren versuchen.