AC/DC

Auf der Suche nach Positivem sind wir schon mit wenig zufrieden.

Die beiden Jungs sind unkapputbar. Gut, die Bandkollegen von Sänger Brian Johnson (76) und Gitarrero Angus Young (69) nicht. Aber AC/DC versucht seit 1976, die edle Kunst der Vereinfachung, der Reduzierung auf das Notwenige, zur Perfektion zu treiben. Gelungen.

Da laufen immerhin auch die Rezensenten zu Höchstformen auf. «Es ist, als wären sie nie weg gewesen», schwärmt Michael Marti in Tamedia. Dann wird er echt witzig: «Das Hardrock-Business ist wohl eine der letzten Branchen, in der alten Menschen nicht diskriminiert werden.»

Und wirbelt Vergangenheit und Gegenwart ineinander: «Schon als zweiter Song ein Hammer-Hit, «Back in Black» (1980), mit einem der bekanntesten Gitarrenriffs der Rockgeschichte. Veröffentlicht damals nur einige Monate nach dem Tod von Frontmann Bon Scott; der Mann starb, Berufsrisiko!, an einer Alkoholvergiftung.»

Ziemlich gut auch die Beschreibung der Musik: «Schnell, direkt, mitreissend. Killerriffs und Powerfills. Das ist die Essenz des AC/DC-Sounds, so perfekt verlässlich, wie von einem Tiktok-Algorithmus angerührt.» Gut, das mit TikTok ist vielleicht etwas gesucht.

Dafür aber ein hübscher Schluss: «Womöglich ist die Hölle ein viel angenehmerer Ort, als man es sich bisher vorstellte – wenn dort unten tatsächlich AC/DC  den Soundtrack liefert.»

Auch CH Media lässt es krachen: «Der alterslose Gitarrist, 69, mit der roten Schulbubenuniform und der grossen Liebe zum Blues bleibt der optische und akustische Dreh- und Angelpunkt des Quintetts. Johnson hingegen ist der Strippenzieher, der den Draht zum Publikum aufbaut, während Young in der Musik zu versinken scheint.»

Stefan Strittmatter kann auch witzig sein: «Die Gitarren sägen, schnarren, schmatzen. Zuweilen scheppert es, und man weiss nicht, ob es die Wand an Marshalls ist, die die Stromgitarren so klingen lässt oder doch das eigene Innenohr, das unter den Druckwellen einknickt.»

Der «SonntagsBlick» setzt es hingegen in den Sand, indem er das Trachtenfest in Zürich und AC/DC zusammenmixt. Bringt für beide Events nix.

Nur Florian Bissig von der NZZ muss mäkeln, das gehört sich bei dem Blatt wohl so: «Brian geht unter, Angus liefert», titelt er. Aber auch er kommt in Stimmung: «Die Hörer bekamen offensichtlich, was sie begehrten: grelle Gitarrenriffs, stampfende Basslinien, ekstatische Solos und natürlich die eingängigen Refrains der Hits dieser Rockband der Superlative.»

Allerdings geht ihm dann zum Schluss, im Gegensatz zur Band, die voller Dampf alles durchspielt, etwas der Strom aus, da reicht’s nur zu einem müden Ende: «Es ist Rock’n’Roll unter Starkstrom, es ist «High Voltage»-Rock’n’Roll.»

Eigentlich sollte man den Mainstreammedien zurufen: nehmt euch ein Beispiel. Denn auch Journalismus ist Rock’n’Roll. Ein Ereignis, einer geht hin, schreibt auf, kommt zurück, bringt seine Notizen in Form, einfach, aber mit Wucht und Dampf, und unterhält damit den Leser aufs Beste. Könnte gar nicht so schwer sein. Man muss nicht mal so virtuos wie Angus Young auf der Gitarre sein.

Aber das Handwerk müsste man schon beherrschen, nicht sich selbst und seine Ingroup bespassen wollen, sondern den Leser. Ach, und Intelligenz kann auch nicht schaden. Da wird’s dann aber ganz, ganz dünn, nicht nur bei den Kindersoldaten in der Produktionshölle des Newsrooms.

 

2 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Leiden Journis kollektiv an Schizophrenie? Denn alles, was AC/DC sind und wofür sie stehen, wird von der linken Spiesser-Clique mit Freude und Häme routiniert niedergemacht und diskreditiert. Hier scheinen sie völlig aus dem Häuschen zu sein ab der Performance dieser alten, weissen Cis-Männer.

    Dieselbe Dynamik 2018 am WEF, als Donald Trump im Kongresszentrum auftauchte. Die sonst Trump hassenden Medienschaffenden benahmen sich wie Teenies. Jetzt wollten sie der Macht, der Grösse, ganz nahe sein. Inständig hoffend, wenigstens ein ganz kleines Bisschen davon für sich abzubekommen. Es war ein peinliches Schauspiel. Und ein trauriges Beispiel für die abgrundtiefe Verlogenheit dieser Schleimer.

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Damals besonders verhaltensauffällig Gümperli Dorer wie er einen Blick schwenkend hinter Trump hechelte.

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