«Blick», reloaded
Das enteierte Bunt-Blatt hat doch seine Sternstunden und labt den Leser mit Oasen.
ZACKBUM vermutet, dass einzelne Leistungen gegen den Widerstand des Head-, Chief- und Führungssalats auf oberster Leitungsebene stattfinden, wo man sich gegenseitig auf der Leitung steht.
So ist es Raphael Rauch offenbar gelungen, einige Vorfassungen des Schlusscommuniqués der Birkenstock-Konferenz zu behändigen.
Und sie zeigen, dass auch hier kräftig enteiert wurde:
«Blick liegt eine Entwurfsfassung des Abschlusskommuniqués vor. Demnach sollten künftig «Vertreter der Russischen Föderation einbezogen werden». Und weiter: «Wir kamen überein, den zweiten hochrangigen Friedensgipfel in [***] abzuhalten.» Doch der Abschnitt musste umgeschrieben werden. Statt von Russland war nun von «allen Parteien» die Rede; der Ort für die Nachfolge-Konferenz fiel ganz weg.»
Gnadenlos zählt Rauch dann nochmal die Absagen auf – und den Ersatz. So sprang Kolumbien kurzfristig ab, dafür kam Mauretanien. Im letzten Moment liessen sich Jordanien, Irak und Ruanda (nach allen BRICS-Staaten) von der Unterzeichnerliste streichen.
«Hinzu kamen dafür das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, Antigua und Barbuda, die Organisation Amerikanischer Staaten, Sambia, die Republik der Marshallinseln und Barbados. «Lauter Schwergewichte, die Einfluss auf Putin nehmen könnten», lästert ein erfahrener EDA-Diplomat.»
Schliesslich habe es sogar eine «Operation Desperados» (Verzweifelte) gegeben, also verzweifelte Versuche in letzter Minute, Schwergewichte zur Teilnahme zu bewegen – vergeblich.
Und Chef Reza Rafi kam auf die originelle Idee, den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz zu interviewen. Der sich allerdings sicherlich alle Fragen zu seinem Rücktritt und laufenden Verfahren gegen ihn verbat.
Aber das wird überstrahl von einem Editorial Rafis, das sich wohltuend vom Gesülze in anderen Mainstreammedien abhebt, nicht zum ersten Mal.
Rafi nimmt sich vor, dass Selenskyj verkündete, dass die EU bereits diese Woche Beitrittsgespräche mit Kiew beginnen werde. Ha, ein Schlag in die Fresse für den Kremlherrscher. Oder nicht?
«Ist sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der Risiken bewusst, wenn sich die Union dereinst bis zum Kaukasus erstreckt? Wenn ein Flächenstaat mit 38 Millionen Einwohnern und einem gravierenden Korruptionsproblem, der bis an den Osten des Schwarzen Meers reicht, zum Gebilde gehören wird?»
Das zudem mit einer Unzahl von Problemen zu kämpfen hat, auch ohne die Ukraine. Rafi vermutet, dass sich Beton-Uschi damit ein Denkmal setzen will. «Die negativen Auswirkungen einer solchen Übung werden jeweils den nächsten Generationen überlassen.»
Ach, und Frank A. Meyer echauffiert sich darüber, wo der Gipfel stattfand. Der Bürgenstock sei die «Freiheitskanzel im Herzen der Eidgenossenschaft». Allerdings: «im Besitz Katars». Grimmige Schlussfolgerung: «Geld hat auf dem Bürgenstock den Geist gekauft – Schweizer Geist!»
Und das bittere Fazit Meyers: «Hätten die sonst so tapferen Vaterlandsverteidiger da nicht sagen müssen: «Katar auf dem Bürgenstock? Kommt gar nicht infrage! Das Resort dort oben machen wir selbst. Das gehört zur Eidgenossenschaft – das i s t die Eidgenossenschaft.» Leider, leider steht der Bürgenstock für die Käuflichkeit der Schweiz.»
ZACKBUM ist flexibel, gerecht und lernfähig. Offenbar gibt es doch Leben in der Wüstenlandschaft «Blick». Kleine Oasen mit Quellen der Erbauung und Leserbefriedigung.
Wir werden ihn selektiv wieder in unser Lektüreprogramm aufnehmen; es gibt andere Organe, bei denen wir dafür weniger quälen lassen werden.
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