Wie der Tagi die WaPo sieht

Zu spät, zu flach, zu falsch. SZ-Berichterstattung halt.

Die beiden Cracks Peter Burghardt (langjähriger Sportjournalist und Unheilverkünder «Pfeifen im Wald») und Christian Zaschke (langjähriger Sportreporter) von der «Süddeutschen Zeitung» erklären dem Tamedia-Leser, was mit der «Washington Post» los ist.

Sie haben dabei das Auge fürs Wesentliche: «Die «Washington Post» ist in einem monumentalen Bauwerk namens One Franklin Square untergebracht.» Das ist offenbar ein Brutkasten für Intriganten. So begrüsst die WaPo ihren designierten Chefredaktor: «Unveröffentlichte Buchentwürfe und andere Dokumente werfen Fragen zu Robert Winnetts journalistischen Leistungen auf, nur wenige Monate bevor er eine Spitzenposition in der Redaktion übernehmen soll.»

Der Joke dabei: könnten sich Burghardt und Zaschke vorstellen, dass ähnlich Kritisches in der SZ über das unselige Verhalten ihrer Chefredaktion in der Plagiatsaffäre inklusive Bespitzelung der eigenen Redaktion erscheinen würde? Niemals. Oder im Reich Tamedia über die Überforderung und Kritikallergie (Schreibverbot) in der Chefredaktion? Niemals.

Dann lassen die beiden Tiefdenker und Grossanalysten ein klitzekleines Detail aus. Sie beschreiben ganz richtig, dass Jeff Bezos (Amazon) Ende 2023 «den Briten Will Lewis zum neuen Geschäftsführer der Zeitung ernannt» habe. Nun graben sie etwas in der Vergangenheit des designierten Chefredaktors und von Lewis: «Beide haben in England für die «Sunday Times» gearbeitet, die dem konservativen Medienunternehmer Rupert Murdoch gehört, und beide haben für den «Daily Telegraph» gearbeitet, der zwar nicht Murdoch gehört, aber als mindestens so konservativ gilt wie dessen Blätter

Klarer Verdacht der beiden: es droht ein Rechtsruck bei der WaPo. Zudem echauffieren sie sich über die ruppigen Sitten, die im englischen Journalismus herrschen, inklusive Hacken von Mailaccounts. Das ist zum Brüllen komisch, denn genau das fand ja auch bei der SZ statt, als eine amoklaufende Chefredaktion unbedingt herausfinden wollte, wer den Inhalt von Redaktionssitzungen weitergegeben habe. Aber darüber verlieren die beiden Einäugigen kein Wort.

Die schönste Stelle in ihrer einseitigen, polemischen, verspäteten Darstellung der jüngsten Ereignisse, dem Bericht in der NZZ nachdackelnd: «Lewis hat angekündigt, er wolle die Redaktion neu strukturieren, woraufhin die erst 2021 ernannte Chefredaktorin Sally Buzbee kündigte». Ein kleines Detail lassen die beiden Recherchiergenies  allerdings aus: unter ihrer Regentschaft halbierte sich schlichtweg die Zahl der Online-User (Unique Visitors) von 100 Millionen auf 50.

Also geht es hier überhaupt nicht um einen Rechtsruck, personifiziert in zwei schlimmen Fingern aus konservativer Murdoch-Presse in England. Sondern es geht in erster Linie darum, eine Zeitung im freien Fall zu stabilisieren.

Oder in der Lesart der beiden SZ-Cracks: «In einem internen Meeting habe er (CEO Lewis, Red.) den vielmals preisgekrönten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch dies gesagt: «Wir verlieren grosse Mengen an Geld. Ihre Leserschaft hat sich in den letzten Jahren halbiert. Die Leute lesen Ihre Artikel nicht.»» Bittere Folge: «Im Jahr 2023 hat die «Washington Post» rund 77 Millionen Dollar Verlust gemacht.»

Version SZ: ein paar Millionen Verlust, das kann sich Bezos doch aus der Portokasse leisten. Und vielfach preisgekrönten Mitarbeitern vorwerfen, dass ihre Artikel nicht gelesen würden, also gohts no? Die SZ und Tamedia veröffentlichen doch auch ständig woke Wolken, die den Leser nicht interessieren, die Schreiber hingegen sehr.

Aber wenn dadurch die Auflage (und die Einnahmen) in den Keller gehen, dann ist das doch noch lange kein Grund, endlich mal das zu schreiben, was den Leser interessiert. und erst noch in einer Form, die er versteht. Da gilt doch vielmehr: ist der Leser zu blöd, muss er halt erzogen und zu seinem Glück gezwungen werden. Rennt er in Scharen davon, dann ist das Ausdruck der Ungerechtigkeit der Welt, da müssen die Besitzer der Zeitungen durch.

Denn wo kämen wir hin, wenn Schreibkräfte wie Burghardt und Zaschke nicht mehr auf Egotripp die Welt retten dürften, Trump beschimpfen und überhaupt den Amis immer wieder erklären, wie verblödet doch ein Grossteil von ihnen ist.

Der designierte Chefredaktor hat im Übrigen bekanntgegeben, dass er sein Amt nicht antreten wird. Blattschuss. Das wollte man sich mal bei der SZ oder gar bei Tamedia vorstellen. Unmöglich dort, bei diesen Duckmäusern von Redaktoren, die alles in der Chefetage schlucken. Aus der Schweiz Abgeschobenes, dem Frauenbonus Geschuldetes. Solange sie nur ungeniert ihre Bauchnabelschau fortführen dürfen.

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