Schrei, schrei, Schreibverbot

ZACKBUM watet durch die Feucht- und Sumpfgebiete von Tamedia.

Täglich überprüfen hier Scharen von Redaktoren (generisches Maskulin) das Einhalten von Benimmregeln. In der Schweiz und weltweit. Unablässig geben sie Ratschläge und erklären den Weltenlenkern, was die alles falsch und gelegentlich auch richtig machen.

Besonderes Augenmerk richten sie auf ihre eigene Befindlichkeit, so kritisch sie in die Welt schauen, so angelegentlich beschreiben sie den Zustand des eigenen Bauchnabels. Gerne auch ihr Unwohlsein, ihre Betroffenheit, ihre Verdauung und Auffälligkeiten im Stuhlgang oder bei der Menstruation.

Zudem widmen sie sich mit höchster Energie Genderfragen, räumen dem dritten, vierten und x-ten Geschlecht grossen Raum ein, kümmern sich um die Belange der LBGTQ-Community, ohne Rücksicht darauf, dass das die Leser in Scharen in die Flucht treibt, genauso wie das besserwisserische Bestehen auf Sprachvergewaltigungen im Genderwahn-Stil mit Stachelstern und Binnen-I. Zumindest der Missbrauch des Partizips Präsens und die den Lesefluss hemmende Verwendung von weiblichen und männlichen Formen aller Personengruppen (Bedenkenträger und Bedenkenträgerinnen).

Eine gewisse Einäugigkeit kann man ihnen dabei nicht absprechen. Fällt das Wort SVP, gar AfD, von Trump und Köppel ganz zu schweigen, reagieren sie als perfekte Beispiele des Pavlowschen Reflexes. Sie beginnen sofort zu geifern und zu belfern.

Gegenüber Obrigkeiten, solange links, woke, fortschrittlich oder nonbinär, schmeicheln sie sich hingegen ein. Die Bildstrecke über den Birkenstock, das hätte die nordkoreanische Parteizeitung auch nicht besser hingekriegt, wenn Kim der Dickere mal wieder was angeglotzt hat.

Nur wenige Ausnahmen bestätigen dieses Dumpfen in der Gesinnungsblase. Aber würden wir hier Namen dieser Damen und Herren nennen, wäre es mit dem Kuschelkurs in der Redaktion schnell vorbei, denn Gutmenschen können ganz hässlich rabiat werden, wenn sie das personifizierte Böse vor sich sehen. Und wer von ZACKBUM lobend erwähnt wird, muss böse sein.

Das könnte man nun belustigt als Äusserungen der Mitglieder einer Therapie- und Spielgruppe zwecks Verbesserung des seelischen Gleichgewichts und Erreichen der inneren Mitte abtun, wenn dieses Gelaber nicht über eine Million Leser beschallen würde. In vielen Gebieten ist Tamedia mit seinem Kopfblattsalat, angerichtet mit Zürcher Einheitssauce, zudem Monopolist im Tageszeitungsbereich.

Doppelmoral, Heuchelei, belehrende Kolumnen mit erhobenem Zeigefinger, geschrieben mit dem flackernden Blick eines Fanatikers, der den richtigen Weg zum allgemeinen Seelenheil weiss, aber daran verzweifelt, dass ihm viel zu wenige zuhören oder gar folgen.

Es gibt den guten Satz, dass man Sektierer nicht daran erkennt, dass sie klein sind, sondern dass sie klein bleiben wollen. Die Redaktion von Tamedia scheint den Vorsatz gefasst zu haben, sowohl sich selbst wie auch ihre Leserzahl zu schrumpfen. Denn hier gilt: nach der Sparrunde ist vor der Sparrunde. Und mit verzweifelten Aufrufen werden Abonnenten gesucht, die für angeblichen «Qualitätsjournalismus» etwas zu zahlen bereit wären.

Das Missverständnis: natürlich gibt es diese Zielgruppe. Nur müsste die auch Qualitätsjournalismus bekommen. Das ist ungefähr so, wie wenn ein gehobenes Restaurant trockenes Fast Food serviert, das aber zu saftigen Preisen – und sich dann wundert, wieso dieses Geschäftsmodell nicht funktioniert. Was fällt ihm als Rettung ein? Kleinere Portionen, zu höheren Preisen.

Bevor der Leser fragt: ist das eine Reaktion auf das Schreibverbot, das die Chefredaktion der Forumszeitung Tamedia dem ZACKBUM-Redaktor René Zeyer wegen angeblicher «wiederholter persönlicher Diffamierung» erteilt hat? Nicht direkt; es ist eher eine Reaktion darauf, dass weder der oberste Chef Pietro Supino, noch die Chefredaktorin Raphaela Birrer geruhten, auf journalistische Anfragen um Erläuterung dieser Verleumdung zu reagieren.

Wo soll der medienkritische Blog ZACKBUM die Chefredaktion nicht nur kritisiert haben (wie es seine Aufgabe ist), sondern «persönlich diffamiert», was ein ruppiger Vorwurf ist? Wenn ZACKBUM etwas behauptet, dann unterfüttern wir das jeweils mit Belegen und Argumenten. Sonst würde man uns zu recht nicht ernst nehmen. Oder unablässig zu Tode klagen.

Dass sich Tamedia selbst ins Elend schreibt, das ist eine Sache. Dass der schmaler werdende Platz mit schmalbrüstigem Blasenjournalismus gefüllt wird, die andere. Dass aber jegliche Souveränität fehlt, mit Kritik umzugehen, das ist erbärmlich.

Ohne uns vergleichen zu wollen: der Letzte, der beim damaligen «Tages-Anzeiger» Schreibverbot kriegte, war Niklaus Meienberg. Aber unser Streitgenosse selig hatte den Liechtensteiner Fürsten mit einer Glosse erzürnt, worauf Otto Coninx höchstpersönlich einen Bannstrahl niederfahren liess. Wogegen sich damals die Redaktion lautstark, aber vergeblich wehrte. Und heute? Zwei Mimosinnen in der Chefredaktion fühlen sich auf den nicht vorhandenen Schlips getreten und sind sogar zu feige, das Schreibverbot selbst auszusprechen oder auf Anfrage zu begründen. Und ihr oberster Boss schaut ungerührt zu.

Gibt es ein hässlicheres und treffenderes Bild für den Niedergang?

 

5 Kommentare
  1. Erich Angst
    Erich Angst sagte:

    Bei aller Wertschätzung für Ihren Blog – für einmal habe ich volles Verständnis für die TA-Oberen, mit Ihnen nicht in Dialog treten bzw. das Schreibverbot nicht einlässlich begründen zu wollen. Was sollen sie denn sagen? Mit jeder weiteren Äusserung reiten sie sich nur weiter in den Sumpf.
    Es ist wie am Stammtisch oder in der Bar. Immer wieder treffen Sie auf jemanden, der ihnen argumentativ, rhetorisch und überhaupt intellektuell gänzlich überlegen ist und Sie Mal für Mal wie einen Deppen aussehen lässt. Wenn solche Gespräche nur zu zweit (d. h. ohne Zuhörer) stattfinden, so findet sich der eine oder andere Wissbegierige/Lernfähige, der sich gerne wieder auf eine Diskussion einlässt; dies weil er merkt, davon letztlich zu profitieren und den Disput an sich vielleicht sogar geniesst.
    Wenn Dritte dabei sind, hört indes der Spass auf, da niemand gerne auf Dauer den geistig minderbemittelten Hanswurst geben will.

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