Ellexx ist frauenfeindlich

Gleich aus mehreren Gründen.

Ellexx will eine «Finanzplattform für Frauen» sein. Sie will einen Beitrag dazu leisten, die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen zu beenden. Ausserdem will sie Frauen dabei helfen, selbst Investitionsentscheide zu treffen. Man schreibe es Himmels willen mit zwei xx, bitte.

Alles edle Ziele, leider ist der Slogan «close the gaps» (die Lücken schliessen) eher umgekehrt zu verstehen: open gaps.

Denn der erste frauenfeindliche Akt von Ellexx besteht darin, dass die Plattform zeigt, dass Frauen nicht sonderlich gut mit Geld umgehen können. Mittels Crowdinvesting hat das Dreifrauen-Unternehmen vor rund einem Jahr knapp 1,5 Millionen Franken neues Kapital aufgenommen. Das wurde mit Pauken und Trompeten gefeiert, of course. Der Firmenwert liege nun schon bei sagenhaften 16 Millionen.

Seither ist es allerdings eher ruhig geworden; einzig Patrizia Laeri wurde etwas verhaltensauffällig, indem sie sich an eine zwei Jahrzehnte zurückliegende sexuelle Belästigung erinnern wollte und die schlagzeilenträchtig bekanntgab. Dass die anschliessende Untersuchung des Gutmenschensenders SRF ergab, dass da nichts dran war, das war dann schon blöd.

Neulich schaffte es Laeri in «Glückspost», «Blick» und sogar den Tagi, indem sie öffentlich den Tod ihres Mannes betrauerte. Nachdem das in der «Glückspost» nicht wirklich für Aufsehen gesorgt hatte, schob sie noch nach, dass sie als Feministin allen Frauen empfehle, zu heiraten. Das sorgte dann für den gewünschten, aber kleinen Wirbel.

Laeri trauert.

Gar nicht öffentlichkeitsgeil (Pardon für den sexistischen Ausdruck) ist Ellexx allerdings, wenn es um die Ergebnisse der Geschäftstätigkeit geht. Denn das Geld wurde mit der Prognose eingeworben, dass das Startup 2023 einen Umsatz von 1 Million erreichen werde, 2026 sollte der raketengleich auf 26,3 Millionen hochschiessen. Eine Steigerung von 15’000 Prozent, im Vergleich zu 2022 (trübselige 180’000 Franken).

So viel zu Illusionen (feminin). Der tatsächliche Zustand (maskulin) sieht aber ernüchternd aus. 2023 erreichte Ellexx einen Umsatz von schlappen 300’000 Franken. Hoppla.

Die Handelszeitung fragte nach, und bekam die verblüffende Auskunft, dass die Prognose von einer Million gestützt auf einen Businessplan erfolgt sei, der annahm, dass «Ellexx mit dem Crowdinvesting 3 Millionen Franken erreicht». Nochmal hoppla, also war die Kapitalerhöhung gar nicht so toll wie erwartet.

Ellexx trauert.

Mann kann sich nun schwer zurückhalten, etwas von Frauen und Zahlen zu murmeln. Denn bei halben Einnahmen bedeutet halber Umsatz nach Adam Riese (ein Mann!) 500’000 Franken, nicht 300’000. Da klafft ein Gap von 40 Prozent … Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass dem bescheidenen Umsatz Personalkosten von über einer Million Franken gegenüberstehen.

Das ist doch ziemlich frauenfeindlich, weil es diverse männliche Vorurteile über die Geschäftstüchtigkeit von Frauen bestätigt.

Aber damit nicht genug. Denn auch die Renditen der angebotenen Produkte entwickelten sich unterdurchschnittlich. Der «Ellexx Gender Basket» liegt heute 14 Prozent Prozent unter seinem Ausgabekurs. Dann bietet Ellexx noch ein 3a-Produkt an. Am jährlichen Vergleich der «Handelszeitung» solcher Produkte mochte aber Ellexx nicht teilnehmen. Weil es DER Vergleich ist?

Hier geben die happigen Gebühren von 0,74 Prozent (Total Expense Ratio) zu reden.

Ein wichtiges Element des angekündigten Erfolgs ist die Zahl der AbonnentInnen*_ . Hier bietet Ellexx drei «Membership-Pakete» an. Von 169 Franken pro Jahr (Basic) bis 499 Franken (Supporter).  Aber offensichtlich konnte auch dieses Tool noch nicht so richtig überzeugen; abgesehen davon, dass andere Anbieter ähnliche Dienstleistungen grösstenteils gratis abgeben.

Denn obwohl Ellexx fünfstellige Zahlen von Followern verzeichnet, mochten sich erst genau 1337 Personen (männlich, weiblich, divers, hybrid, trans, whatever) dazu durchringen, ein Abo abzuschliessen.

An Hätscheleien in der woken Gesinnungsblase fehlt es dabei nicht. Laeri tut alles, um immer wieder in die Medien zu kommen. Nadine Jürgensen führt eine Kolumne im «Magazin», wo sie ungebremst Selbstbeweihräucherungen und Massagen des feministisch-genderwahnsinnigen Zeitgeistes veranstalten darf.

Und was fällt Ellexx als Reaktion ein? Der intelligente Leser (auch die Leserin and everybody beyond) muss nicht lange nachdenken: «Gerade der Wirtschaftsjournalismus ist fest in Männerhand. Und es ist nicht so, dass ich viele Sympathiepunkte geniessen würde bei meinen ehemaligen Kollegen. Oft genug habe ich die Ausrichtung des Wirtschaftsjournalismus auf männliche Protagonisten kritisiert. Auch die abgehobene, lösungsferne und nörgelnde Berichterstattung.»

Aha, reiner Sexismus, was denn sonst. Dagegen die bodenständige, lösungsorientierte und faktenbasierte Auskunft auf LinkedIn: «Aber eigentlich wollte ich nur sagen: Läuft bei uns. Besser, als wir uns das je erträumt hätten.» Ähm, Businessplan weit verfehlt, kaum mehr Sprit im Tank, magerer Umsatz, horrende Payroll, flaue Abozahlen? Hallo, Erde an die Mondenden, Rücksturz in die Realität?

Vielleicht bräuchte es da die lenkende Hand eines Spezialisten (männlich). Nein, Scherz, pfuibäh, ZACKBUM schämt sich und ist froh, dass wir vom Gender her neutral sind.

5 Kommentare
    • Beth Sager
      Beth Sager sagte:

      Sehr beschämend, dass Patrizia Laeri den Todesfall ihres (namenlosen) Ehepartners ausschlachtet. Ihre Verliererimage wird sie offenbar nie los. Ihre bizarre Selbstwahrnehmung kommt einer Tragödie gleich.

      Vielleicht sollte sie eine echt unabhängige Person haben, die ihr zum Wohle ihrer Kinder die Leviten liest.

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  1. Mäse
    Mäse sagte:

    Trotz der überwiegend wohlwollenden Medienberichterstattung (sprich: Gratiswerbung) und der grosszügigen Finanzspritze(n) verfehlen sie ihre hochgesteckten Ziele meilenweit. Der Umsatz ist ein Witz, das Zertifikat ist eine Geldvernichtungsmaschine (Close the Gaps! – dass ich nicht lache). Und natürlich ist „das Patriarchat“ daran schuld. Sogar wenn eine andere Frau etwas Negatives über die Bude schreibt, ist ein Mann schuld… entwickelt sich das Ganze am Ende aber doch noch zum Erfolg, dann wird die ganze Welt hören, wie viel besser (empathischer, nachhaltiger,…) die Frauen doch geschäften und dass die Zukunft female sei. Das Leben kann so einfach sein. Früher oder später holt aber auch sie die Realität ein. Dann wird halt geheiratet.

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