Linke Genossenschaft = Pleite

Nun ist auch noch das Zürcher Café Boy am Ende.

Für Nicht-Zürcher mal kurz erklärt. Es gab lange Jahre die linke Institution «Cooperativo». Das Restaurant, wohin man nicht unbedingt wegen des Essens ging, verkörperte die beste Tradition einer linken Kooperative. Die Wände waren mit Werken von Mario Comensoli geschmückt, es gehörte zum guten Ton der Linken, der linken Schickeria, der Tagi-Belegschaft und vielen anderen, hier regelmässig zu verkehren. Dann ging das Restaurant Pleite.

Das «Kulturzentrum» Kosmos war eine Installation, in der mit grosser Kelle angerichtet wurde. Dass die überdimensionierten Kinosäle dank idiotischer Programmierung leer blieben, dass die meisten Angebote nur Zuspruch in der Gesinnungsblase fanden, dass Einnahmen in einem dramatischen Missverhältnis zu den Ausgaben standen – na und, wollen wir uns solchen bürgerlichen Normen unterwerfen?

Als die Kacke richtig am Dampfen war, verkauften die cleveren Erblinken und Teilhaber ihre Shares noch schnell an einen blauäugigen Gutmenschen. Der liess Kassensturz machen – worauf der von ihm eingesetzte neue Verwaltungsrat blitzschnell zum Konkursrichter eilte, aus Schiss vor Konkursverschleppung. Die Initianten jammerten über sich selbst und die Ungerechtigkeit der Welt. Das Schicksal der über 70 Angestellten, die von einem Tag auf den anderen wegen ihres Versagens auf der Strasse standen, war ihnen scheissegal.

Diese Katastrophe wurde von üblen Beschimpfungen einer schreibenden Schmachtlocke begleitet, dass dieser Bankrott doch wohl übereilt und vermeidbar gewesen sei. Dass Daniel Binswanger selbst einem Organ vorsteht, dass nur dank ständigen Bettelaktionen und der Drohung mit Selbstmord bis heute vor sich hinsiecht, was soll’s. Auch die «Republik» muss doch nicht spiessbürgerlichen Vorstellungen von Wirtschaftlichkeit gehorchen.

Dann hätten wir die Rote Fabrik, wie der Name schon sagt Spielplatz für alles Linke, Woke, Bewegte, Antikapitalistische. Allerdings nimmt das Haus gerne ein paar Millionen Subventionen mit. Nur: nicht mal so reicht das Geld. Nach einem Putsch im Führungsgremium wurde die Kulturinstallation gegen die Wand gefahren. Dank Steuersubventionen nicht Pleite, aber es mussten ziemlich ruppig Mitarbeiter entlassen und Freiräume geschlossen werden.

Das Zürcher Schauspielhaus, ein wokes Multimillionengrab von Steuergeldern, dem das zahlende Publikum in Scharen wegläuft.

Dann gibt es eine einzige Ausnahme von der Regel: das Zürcher Kunsthaus. Hier zeigt die bürgerliche Schickeria, angeführt vom Ex-SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand, dass telegen aussehen kein Garant dafür ist, die Finanzen im Griff zu haben.

Und nun das Café Boy. Es trägt diesen etwas merkwürdigen Namen, weil es 1934 von der Proletarischen Jugend Zürich erbaut wurde, als Treffpunkt für junge Arbeiter. Dann ging alles so seinen Gang und auch den Bach runter.

2019 dann der Neustart. Eine Genossenschaft übernahm das Ruder. Ihr Name liess allerdings schon damals Übles ahnen: «Genossenschaft Wirtschaft zum Guten Menschen». Da steckte (hoffentlich) eine Prise Selbstironie drin.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, schrieb der Präsident der Genossenschaft, der SP-Gemeinderat Marco Denoth, den übrigen Mitgliedern, «die Türen sind ab 21. Juni für immer geschlossen». Das habe man gemeinsam mit den Angestellten beschlossen. Denoth fiel bislang eigentlich nur dadurch auf, dass er herausgefunden hatte, dass das Ampelmännchen (!) nun einwandfrei diskriminierend sei und dringend gegendert werden müsse.

Die Angestellten haben das aber noch nicht so ganz mitgekriegt; das Lokal sei jeweils im Sommer samstags geschlossen, steht auf der Webseite, Reservationen kann man noch zu einem beliebigen Datum eingeben. Allerdings ist diese Ankündigung schon verräterisch. Samstag ist einer der stärksten Besuchstage für Restaurants. Nur kein Stress, sagte sich offenbar die Mannschaft.

Was ist denn passiert? Covid natürlich, die Allerweltsausrede. Das übliche Gequengel: «Unser Team war super, das Konzept sehr gut, aber es hat einfach nicht gereicht. Der Start mit der Pandemie lastete zu stark auf uns, sodass wir keine Reserven für die letzten schlechten Monate mehr hatten

Die Pandemie ist scheint’s schon länger vorbei, und wenn Team und Konzept und überhaupt super waren, wieso waren dann die letzten Monate schlecht? War das Lokal zu gut für diese Welt? War vielleicht der «Siedfleisch Boy» für stolze 42 Franken zu teuer? Oder ein währschafter Hackbraten für exorbitante 38.50? Oder wurde zu wenig Terra Cupa Montefalco für 98 Franken gebechert? Mundete ein mittelmässiger Chateauneuf du Pape für 105 Franken nicht richtig? Gab es zu wenig Gelegenheit, mit «Zürischaum» für 96 Franken anzustossen? Das Flascherl ist im Einzeleinkauf für 34 Franken zu haben. Hier wird offenbar das gesunde kapitalistische Prinzip, Einkauf mal drei, angewendet.

Von der ursprünglichen Idee, ein Treff für weniger Kaufkraftstarke zu sein, ist schon lange nichts mehr übriggeblieben.

Immerhin, dem Personal wolle die Genossenschaft bei der Stellensuche beistehen. Kleiner Tipp für die Entlassenen: wenn eine Genossenschaft den Laden führt, in weitem Bogen umfahren …

3 Kommentare
  1. Oliver Brunner
    Oliver Brunner sagte:

    Köstlich – nicht der Konkurs, sondern der Text. Über die schreibende Schmachtlocke gäbe es noch einiges zu stänkern, der Herr ist ein hinterhältiger Zeitgenosse. Aber das wäre wahrscheinlich zu viel der Ehre für ein Bettelblatt, das nur im Kreis 4 und in linken Erbgemeinschaften in Basel und Bern gelesen wird.

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  2. Robert Müller
    Robert Müller sagte:

    Dass die Linken wirtschaftlich nichts auf die Reihe bekommen ist nun nicht wirklich neu. Deshalb auch der ewige Neid und die Missgunst gegenüber allen erfolgreichen und ausbeuterischen „Kapitalisten“. Mark Twain sah das schon klar; die Linken lieben nicht die Armen, sie hassen die Reichen. Aber deren Kohle nehmen sie gern. Man iss/ass übrigens nirgends schlechter und überteuerter als in sogenannten Genossenschaftbeizen.

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  3. Noah Fetter
    Noah Fetter sagte:

    Am Samstag fand die Generalversammlung der Genossenschaft Bonlieu statt. Das ist die Eigentümerin der Liegenschaft, in der sich das Cafe Boy befindet. In diese Generalversammlung platzte die Generalsekretärin der SP Zürich und verkündete den perplexen Bonlieu-Genossenschaftern, dass man am Montag bekanntgebe, dass Schluss sei; die Mieterin, also die von der SP geführte Genossenschaft «Wirtschaft zum guten Menschen» gehe in Konkurs. Die überrumpelten Bonlieu-Genossenschafter sassen da wie begossene Pudel und die Frau Generalsekretärin verabschiedete sich flott. – So geht das; fast wie im richtigen Kapitalismus.

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