Die Birkenstock-Lachnummer

Falscher Ort, falsche Teilnehmer, alles falsch.

Das EDA will über 150 Einladungen verschickt haben. Zur grossen «Friedenskonferenz» im Luxusressort auf dem Bürgenstock. Der Ort ist grossartig gewählt; der Hotelkomplex gehört Katar, einem Staat, der so mittelalterlich wie sonst kaum einer ist, mit Scharia, Frauenverachtung und Diktatur. Westliche Werte, Freiheit, Toleranz? Da lachen die Scheichs. Ausserdem lassen es sich hier einige Führer der Hamas in ihren Luxussuiten gutgehen.

Das schreckt schon mal ab.

Dann nehmen Russland, China, Indien, Brasilien, Indonesien und viele andere nicht teil. Die USA schicken ihre zweite Garnitur, während der Präsident selbst aus Europa in die USA zurückreist; wichtiger Termin mit George Clooney und Julia Roberts. Verständlich.

Was für eine Friedenskonferenz, bei der eine der beiden Konfliktparteien nicht mal eingeladen wird. Mit der hanebüchenen Begründung, dass man Russland so die Unhöflichkeit einer Absage habe ersparen wollen.

Inzwischen hätten aber, je nach Quelle, über 80 oder gar über 100 Länder ihre Teilnahme zugesagt. Die definitive Liste werde aber erst kurz vor dem Gipfel veröffentlicht, sagt das EDA, das über 160 Länder und Organisationen eingeladen habe. Echt jetzt? Die Welt hat rund 200 Staaten, braucht’s da wirklich die Teilnahme von Mikronesien, des Tschad oder Paraguay? Und was könnte wohl Andorra zum Frieden beitragen?

ZACKBUM ist gespannt, welche Weltmächte neben Cabo Verde sonst noch an der Wichtigtuerei teilnehmen werden. Dass diverse europäische Staaten und natürlich die EU mit ihren Spitzen vertreten sein werden, zeugt davon, dass die offenbar nichts Besseres zu tun haben – und einfach gerne am Schaulaufen vor Kameras mit gewichtiger Miene teilnehmen wollen.

Denn nichts macht ein Politiker lieber, als vor einem möglichst grossen Strauss von Mikrophonen aufzutreten, verantwortungsbewusst und friedensbewegt dreinzuschauen und Sottisen abzusondern. Dass hier ernsthaft um den Frieden gerungen werde, dass die freie Welt hinter der Ukraine stünde (dabei nimmt nur eine Handvoll Staaten, wenn man nicht jedes EU-Land einzeln zählt, an den Sanktionen teil), dass es unbedingt ein Ende der Kampfhandlungen brauche, dass sich doch Russland bitteschön zurückziehen möge.

Der ukrainische Präsidentendarsteller wird derweil sein übliches «ich bin zu allem entschlossen»-Gesicht aufsetzen und auf Shoppingtour für mehr Waffen und finanzielle Unterstützung gehen. Und alle werden den wahrhaftigen Satz von Adolf Muschg verdrängen: In der Ukraine gibt es keinen Sieg, nur jeden Tag mehr Tote.

Inzwischen werden grosse Teile des Staatshaushalts des Landes vom Westen bestritten. Die Ukraine würde keine Woche aus eigenen militärischen Kräften überleben. Versager Putin ist in einen Stellvertreterkrieg hineingetrampelt und im Schwitzkasten des Westens.

Um sein Gesicht zu wahren, braucht er etwas, was sich intern einigermassen als Sieg verkaufen lässt, nach dermassen vielen Opfern. Das wollen ihm die Westmächte aber nicht zugestehen. Auch Selenskyj braucht so etwas wie einen Sieg, um nicht aus dem Amt gejagt und wie der israelische Präsident wegen Korruption angeklagt zu werden. Das will ihm aber Putin nicht zugestehen.

Also wird der Krieg unter verantwortungslosem Kriegsgegurgel und Forderungen nach einer Eskalation um die andere weitergehen.

Nachdem der Westen (fast) alles liefert, was er so hat, darf die Ukraine damit nun auch Ziele innerhalb Russlands angreifen. Das droht seinerseits mit Konsequenzen, und vielleicht sollte man den Todeswunsch des kleinen Mannes mit Napoleonkomplex im Kreml nicht unterschätzen.

Schon viele Diktatoren wollten wenn schon mit einem grossen Knall abtreten. Putin ist der Erste, der auch über die dazu nötigen Mittel verfügt …

Aber solche Themen werden auf den Birkenstock nichtmal gestreift werden. Dort wird solidaritätsbesoffen konferiert, getafelt, wichtiggetan, ein nichtssägendes Schlusscommuniqué veröffentlicht – und dann reisen alle unter Hinterlassung viel dreckiger Bettwäsche wieder nach Hause.

What a joke, wie der Ami ganz richtig sagt.

 

14 Kommentare
  1. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Ehrlich gesagt, habe ich im Augenblick mehr Vetrtauen in die Weitsicht und Weisheit auf russischer Seite als auf in die der anderen. Traurig, aber wahr.

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    • Beo B. Achter
      Beo B. Achter sagte:

      Warum traurig? Es ist, wie es ist. Auch Russland hat sich nach dem Zerfall der UDSSR weiter entwickelt. Während der exzellente Turn-around-Manager Wladimir Putin das Land den westlichen Plünderer entrissen und zu neuer Stärke geführt hat, wirtschaften die tollen «FührerInnen» der EU ihre Länder in den Ruin und sind darüber noch stolz. Millionen Russen entkommen der Armut, derweil die Europäer in die Armut rutschen. Zum Beispiel leben 30% der Deutschen, 20% der britischen Kinder in Armut – und das in Borrell’s Garten, wo tausende Erntearbeiter ausgebeutet und in jämmerlichen Unterkünften hausen. Usw, usf . . .

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  2. H.v.Atzigen
    H.v.Atzigen sagte:

    Jetzt ist es so weit.
    Die Schweiz hat sich final zum Seldwyla der sog. Internationalen—„Gemeinschafft„— durchgestochen.
    Das sich auch noch die SVP-Fraktion, mit ihrer Russlandeinladung auf den letzten Drücker lächerlich machte, rundet das Bild ab.
    Entweder man ist neutral oder eben nicht, alles gleichzeitig zu wollen ist Schwachsinn.
    Ob die zu Schanden gefahrene sehr hohe Reputation der Eidgenossenschaft widerbelebbar ist?
    Absehbar, nur mit enormer Anstrengung und viel Glück.Was noch bleibt ist ein erdrückend eindeutiger Volksentscheid, oder zu gegebener Zeit, im Rahmen einer Neuordnung der Welt, nach einem weiteren Grossdesaster.

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  3. Felix Abt
    Felix Abt sagte:

    «Katar, ein Staat, der so mittelalterlich wie sonst kaum einer ist, mit Scharia, Frauenverachtung und Diktatur.»
    Aus diesem Schablonensatz glaube ich schliessen zu können, dass der liebe René Zeyer noch nie dort gewesen ist. Warum nicht einmal hinfliegen und durch Katar marschieren, mit den Einheimischen reden und einfach beobachten?

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      • Victor Brunner
        Victor Brunner sagte:

        Zwecklos, Abt ist mit seiner Fähigkeit wegzuschauen nicht zu überbieten. Zu präzisieren ist noch das die Scharia in Katar wie anderen Ländern nur für das Fussvolk gilt, für die Herrschenden, Wohlhabenden nicht.

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      • Felix Abt
        Felix Abt sagte:

        Done.
        Der Islam ist die offizielle Religion, und die Verfassung sieht die Freiheit der Religionsausübung vor.
        Das katarische Strafgesetzbuch definiert die folgenden Straftaten:
        Diebstahl und Raub:
        Diebstahl, einschließlich Einbruch, Unterschlagung und Betrug, ist ein strafbares Vergehen.
        Das Strafmaß richtet sich nach dem Wert des gestohlenen Eigentums.
        Körperverletzung und Gewaltanwendung:
        Überfall, Körperverletzung und die Verursachung von Körperverletzungen sind Straftatbestände.
        Schwere Körperverletzung oder Gewalt kann zu schwereren Strafen führen.
        Ehebruch und unerlaubte Beziehungen:
        Ehebruch gilt nach islamischem Recht als Verbrechen.
        Die Aufnahme unerlaubter sexueller Beziehungen außerhalb der Ehe ist strafbar.
        Alkoholbedingte Vergehen:
        Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist verboten.
        Betrunkenes Verhalten und öffentliche Trunkenheit sind strafbar.
        Cyberkriminalität:
        Cyberdelikte, einschließlich Hacking, Identitätsdiebstahl und Online-Betrug, werden strafrechtlich verfolgt.
        Verleumdung und Beleidigung:
        Die Beleidigung einer Person in der Öffentlichkeit wird als strafbare Handlung betrachtet.
        Verkehrsverstöße:
        Rücksichtsloses Fahren, Geschwindigkeitsübertretungen und andere Verkehrsverstöße werden mit Geldbußen und Strafen geahndet.
        Drogendelikte:
        Drogenbesitz, -handel und -vertrieb sind Straftaten.
        Öffentliche Ordnung und Anstand:
        Öffentliche Unanständigkeit, ordnungswidriges Verhalten und Ruhestörung sind strafbar.
        Sonstige Straftaten:
        Fälschung, Nachahmung und Wirtschaftskriminalität fallen ebenfalls unter das Strafgesetzbuch.

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        • René Zeyer
          René Zeyer sagte:

          Vielleicht sollte man noch einige Strafmasse ergänzen:
          Sexuelle Handlungen zwischen Männern oder Frauen: das heisst «Sodomie» und kann bei Muslimen mit dem Tod bestraft werden.
          Aussereheliche Beziehungen: Peitschenhiebe.
          Ehebruch: Steinigung.
          Poligamie: ein Mann kann bis zu 4 Ehefrauen haben.
          Geschlechterunterschied: eine Frau, die einen Ausländer heiratet, kann an ihre Kinder nicht die katarische Staatsbürgerschaft weitergeben, im Gegensatz zu Männern.
          Nebenbei: 90 Prozent aller einheimischen Frauen sind vollverschleiert.
          Übrigens gilt hier die Todesstrafe für viele «Verbrechen» nach der Scharia, auch wenn seit 2000 ein gewisses Moratorium herrscht. Die Todesstrafe kann alleine vom herrschenden Potentaten durch Gnadenerlass abgemildert werden.
          Q.e.d.

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          • Victor Brunner
            Victor Brunner sagte:

            Danke Zeyer, Abt ist Weltmeister im wegschauen und sortieren bis es in sein queres Weltbild passt!

          • Felix Abt
            Felix Abt sagte:

            Victor Brunner, nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, übt sich immer noch als Troll, um irgendwie aufzufallen.

          • Felix Abt
            Felix Abt sagte:

            Alles gut und recht. Aber:

            ‘‘Sodomie» kann bei Muslimen mit dem Tod bestraft werden.“
            Wie oft werden denn Kataris wegen Sodomie mit dem Tod bestraft?

            ‘‘Aussereheliche Beziehungen: Peitschenhiebe.‘‘
            Wieviele aussereheliche Beziehungen werden mit Peitschenhieben bestraft?

            „Ehebruch: Steinigung.“
            Ehebruch mag oft vorkommen, wie oft werden Steinigungen durchgeführt?

            „Poligamie: ein Mann kann bis zu 4 Ehefrauen haben.“
            Wie viele katarische Männer haben 4 Ehefrauen?

            „90 Prozent aller einheimischen Frauen sind vollverschleiert.“
            Die Verschleierungspraktiken in Katar sind heute sehr unterschiedlich: Einige Frauen tragen den traditionellen Niqab (Gesichtsschleier) zusammen mit der Abaya. Andere entscheiden sich für einen Hijab (Kopftuch), ohne das Gesicht zu bedecken. Einige entscheiden sich dafür, sich überhaupt nicht zu verschleiern.

            Ich werde den Verdacht nicht los, dass hier zumindest eine gewisse unterschwellige Islamophobie mitschwingt, die zu Leuten passt, die wie Victor Brunner Vorurteile pflegen.

          • René Zeyer
            René Zeyer sagte:

            Das Zitieren von in der Scharia vorgesehenen Strafen als Islamophobie zu denunzieren, das ist wirklich ärmlich und zeugt davon, dass jegliches Argument fehlt. Das gilt übrigens auch für Beschimpfungen wie Troll. Womit diese Debatte hier beendet ist.

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