Einen Tag lang Radio LoRa

Ich fordere Schmerzensgeld.

Von Stefan Millius*

Radio LoRa hat eine staatliche Konzession und bezieht Gebührengelder vom Bund. Mit diesen Mitteln wird Gewalt verherrlicht, Terrorismus unterstützt und die Demokratie bekämpft.

Die Schlagzeile: «Ein Radiosender, der Terroristen verherrlicht, darf nicht auch noch mit öffentlichen Geldern belohnt werden» (NZZ vom 29.5.24)

Der erste Gedanke: Es soll keiner sagen, ich würde als Kolumnist nicht bis an die Grenzen des Äussersten und des Erträglichen gehen. Animiert von einem wundervollen Kommentar in der NZZ, oben verlinkt, habe ich mich einen Tag lang mit dem Zürcher Radio LoRa befasst. Es war eine Grenzerfahrung. Einerseits musikalisch, wobei das Geschmacksache ist, andererseits inhaltlich. Wäre Lora der erste offizielle Satire-Radiosender der Schweiz: Es würde Preise regnen. Aber die meinen das alles völlig ernst.

Die Analyse: Im bewussten NZZ-Kommentar wird die Frage aufgeworfen, warum ein Privatsender eine Konzession hat und öffentliche Gelder erhält, wenn er gleichzeitig Terrorismus verharmlost bis verherrlicht und munter antisemitische Parolen verbreitet. Ein paar Auszüge:

«So setzt sich Radio Lora nicht für eine gewaltfreie Gesellschaft ein, sondern verliest Rechtfertigungen für Attacken auf Polizisten und für bewaffnete Terrorangriffe auf Zivilisten.»

«Die Sendungsmacher verherrlichen RAF-Mitglieder und Flugzeugentführerinnen und spielen Musik, die als antisemitisch gilt. Statt Vielfalt und kontroverse Debatten gibt es linken bis linksextremen Einheitsbrei.»

«Man stelle sich vor, in Zürich gäbe es einen staatlich finanzierten Radiosender, der tagein, tagaus ein knallhartes ultrakonservatives christliches Weltbild mit starken sektiererischen Zügen verbreitete: Abtreibungen gehören verboten, Kinder soll man züchtigen, Homosexualität ist eine Verwirrung, die korrigiert werden muss. Der Aufstand wäre gewaltig.»

So weit, so korrekt. Ich wollte es aber selbst wissen und habe mich in den Livestream geklickt. Das Problem: Viele der Gesprächsinhalte verstand ich gar nicht erst. Nicht intellektuell, sondern sprachlich. Das Zürcher Radio LoRa ist ein babylonisches Sprachgewirr im Äther.

Vermutlich wissen selbst die Senderverantwortlichen nicht immer, was da gesagt wird. Man könnte problemlos mal kurz irgendwelche islamistischen Schläfer über den Sender aktivieren, ohne dass es jemand merkt.

Aber zum Glück gibt es die Zeitung «LoRainfo», die periodisch über das Programm informiert. Da bekommt man schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was einen im Programm erwartet:

«Unser Ziel: Raus aus der patriarchalen, kolonialen und kapitalistischen Logik!»

«Unsere internationalistische Einstellung erlaubt es uns, über unsere geografischen Grenzen hinaus Kämpfe zu verbinden.»

«Unsere Handlungen gelten einem globalen Kampf, welcher aus feministischer Perspektive ausgetragen wird, denn wir sind der Überzeugung; Wenn unsere Compañeras und Compañeres nicht frei sind, werden wir es auch nicht sein.»

«Gleichzeitig werden durch dieselben Medienhäuser Neofaschist*innen lediglich als ‹rechts› eingeordnet, die Hufeisentheorie ausgepackt und Parlamente und Regierungen als demokratisch abgestempelt, die dadurch weiterhin legitimiert und institutionalisiert werden.»

Fassen wir zusammen: In unseren Parlamenten sitzen Neofaschisten, und unsere Demokratie ist gar keine. Was die Macher von Radio LoRa natürlich nicht daran hindert, jährlich rund 740’000 Franken vom Bund aus den Gebührengeldern zu erhalten. Das ist schon fast genial: Den Feind um Geld erleichtern, um ihn damit zu bekämpfen.

Nun zum Programm. Es ist ein wahrer Ohrenschmaus:

Angekündigt wird die neue Sendung «Kulturbruch». Die poetische Umschreibung des Inhalts: «Kulturbruch ist von der Bewegung für die Bewegung: Kämpferischer Widerstand muss schön, bewegend und inspirierend sein, damit er uns nachhaltig verbindet, tröstet und stark macht

Die Sendung «Rosarotz» wird eingestellt. Die «feministische Redaktion» gibt den Sendeplatz frei für Leute, die auch mal Radio machen wollen. Ausstrahlung: «Jeden 5. Mittwoch im Monat». Das wäre etwas für mich als ewiger Faulpelz, da einige Monate nicht mal fünf Mittwoche haben.

Oder wie wäre es mit «DENGÎ JINA – JINAS STIMME»? Zu hören: «Die Stimme von und für alle kurdischen Frauen (Kurdisch Sorani & Deutsch)»

Als roten Faden zwischen den Sendeformaten gibt es ganz viel «Free Palestine». Wer im Nahostkonflikt Israel unterstützt, betreibt laut Radio LoRa eine «Täter-Opfer-Umkehr». Weil die Hamas in Wahrheit natürlich aus lauter Spielgruppen-Erzieherinnen besteht.

Übrigens kann man bei LoRa auch das Radiohandwerk lernen. Es werden verschiedene Kurse angeboten. Vermutlich erfährt man in zehn Minuten die Handhabung des Mikrofons, bevor man acht Stunden lang hirngewaschen wird.

Der Ausblick: Ich verbuche meinen Ausflug als Hörer von Radio LoRa unter «neue Erfahrung». Das umschreibt die Höllenqualen positiv. Gleichzeitig bitte ich die Leute, die Konzessionen und Gebührengelder vergeben, es mir nachzumachen. Wenn sie dann immer noch finden, dieser Sender habe einen Platz und Geld verdient: Mich erstaunt mittlerweile gar nichts mehr.

PS: Wenn es um Coronakritiker oder Rechte geht, liest man dauernd von einem Paralleluniversum, in dem diese Leute leben. Man darf mir glauben: Wer ein echtes Paralleluniversum sucht, muss Radio LoRa hören.

––––––––

*Die tägliche Medienkritik von Stefan Millius «Wo Medien wieder irren» erscheint auf nebelspalter.ch, wo diese zuerst erschienen ist. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

14 Kommentare
  1. Ast
    Ast sagte:

    Ich war ein grosser Freund von linken Kleinradios und DIY, bis ich selber mal 1,2 Jahre bei einem mitgetan habe. Jetzt bin ich noch ein Freund und finde man könnte mit den Konzessionskröten auch mal eine fundierte Moderatorenschulung durchführen (damit meine ich nicht 2x4h. Kürsli durch den Praktikanten). Vor 25 Jahren war LoRa ein nettes Lokalradio wo es gaaanz viel Platz hatte, das Nieder-mit dem-Patriarchat-Geschrei ist schon seit Menschengedenken Nebengeräusch, dem 80%, über ein paar Lippenbekenntnisse hinaus, nicht allzuviel Gewicht beimassen.
    Ansonsten: Herr Millius ist nicht Zielpublikum und muss sich als aufrechter Rheintaler auch nicht angesprochen fühlen.

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  2. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    LoRa war und ist von der ersten Sendeminute an eine Zumutung. Ja, man könnte es als ungewollte Satire abtun, aber im Grunde ist das zu verharmlosend.

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  3. A. Zurbuch
    A. Zurbuch sagte:

    Ich finde vieles auf LORA voll daneben, manchmal technisch unterirdisch. Dennoch bereichert es den Alltag, manchmal mit nie zuvor gehörten Klängen, Infos aus den Anden oder wie manche Feministinnen ticken. Ich empfinde das als wertvoller, als vieles vom Käse der bei SRF angeboten wird.

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  4. Oliver Brunner
    Oliver Brunner sagte:

    Bei mir läuft ab und zu LoRa. Das ist für mich beste Satire, im deutschsprachigen Raum kommt niemand an dieses Radio heran. Meine Familie wundert sich manchmal über meine lauten Lacher. Saturday Night Live auf deutsch. Einige alte Stalinisten in der Redaktion sind durchaus noch überzeugt von ihrem Tun, für andere ist es reine Provokation aus Langweile oder der Versuch als Stand-up-Comedian gecastet zu werden.

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  5. K. Meyer
    K. Meyer sagte:

    Immer wenn ich im Auto das dringende Bedürfnis nach der Musik nicaraguanischer Landarbeiter verspüre, schalte ich auf LoRa. Unentbehrlich für die schweizerische Radio-Kultur und ganz klar zu subventionieren.

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  6. Mauro
    Mauro sagte:

    Am Sonntag höre ich ab 07:00 Uhr Radio Lora «L’ora italiana» eine wunderbare Sendung für Secondos wie mich.

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    • K. Meyer
      K. Meyer sagte:

      Wir sind im Jahr 2024. Sie können zwischen etwa 100 TV-Sendern in HD-Qualität und noch etwas mehr digitalen Radiosendern in italienischer Sprache auswählen. Dafür brauchts nun wirklich kein Radio LoRa mehr. In etwas so, als hörte man noch die „Hitparade“ um sich musikalisch auf dem Laufenden zu halten.

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    • Ruedi Rudolf
      Ruedi Rudolf sagte:

      Stellungnahme Radio LoRa, Freitag, 31. Mai 2024
      Stellungnahme zu den Anschuldigungen in der NZZ vom 29. Mai 2024

      Am 29. Mai 2024 veröffentlichte die NZZ einen polemischen und mit unwahren Behauptungen gespickten Artikel über das Radio LoRa. Zuvor hat uns der Autor ein Dokument mit Fragen geschickt. Diese Fragen waren tendenziös, suggestiv und vorverurteilend. Die Formulierung der Fragen war nicht darauf ausgelegt, die Wahrheit zu erforschen und sich fair mit dem Radio LoRa auseinanderzusetzen. Deshalb und vor dem Hintergrund dessen, dass die NZZ seit einiger Zeit gezielte negative Berichterstattung gegen den alternativen Kultur- und Begegnungsraum Zentralwäscherei führt, hat Radio LoRa verzichtet, die Fragen der NZZ zu beantworten.

      Anmerkung Rudolf:

      “Ausrede! – Radio LoRa verzichtet nicht, Lora ist zu feige um die Fragen zu beantworten. Da Radio LoRa durch die Öffentlichkeit mit Steuergeldern finanziert wird, ist Radio Lora zur Wahrheitsgetreuen Auskunft, Transparenz und Beantwortung aller Fragen gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet, auch wenn aus der Subjektiven Sicht von Radio LoRa unangenehme Fragen gestellt werden.“

      Das Radio LoRa ist ein Community Radio, welches eine wichtige Plattform für lokale Organisationen und Einzelpersonen ist, um ihre unterschiedlichen Ansichten aus einer feministischen, anti-rassistischen und nicht-kommerziellen Perspektive zu verbreiten. Im NZZ-Artikel hat der Autor aus einem vielfältigen 24 Stunden Programm einzelne Minuten von Sendungen herausgepickt. Der daraus resultierende Bericht der NZZ wird als objektive Tatsache verkauft, die wir alle zu glauben haben. Journalismus ist aber nie objektiv, sondern hängt von der Perspektive der berichtenden Person ab. Im Gegensatz zur NZZ versucht Radio LoRa seinen Journalismus nicht als «neutral» zu verkaufen.

      Anmerkung Rudolf:

      “Zitat LoRa: “Journalismus ist aber nie objektiv“ – Das sollte aber genau die Zielsetzung und Aufgabe eines guten Journalismus und Journalisten sein. Faktenbasierter, Realistischer und Objektiver Journalismus, und nicht Gesinnungs-Journalismus für Gleichgesinnte, wo man die Meinung täglich wechselt wie die Unterhosen.

      Radio LoRa ist nicht Neutral?! – Also ist Radio LoRa parteiisch – wer aber parteiisch ist, diskriminiert die nicht Partei-Angehörigen, welche aber das Radio mitfinanzieren müssen. Parteilichkeit ist die Vorstufe von Diskriminierung und auch Rassismus, welche immer mit Parteinahme und nicht Neutral sein anfängt.

      Anti-Rassistisch? – Ein Land wie die Schweiz das aus vier verschiedenen Kulturen besteht, und wo mehr wie die Hälfte der Bevölkerung, Eingebürgerte Ausländer sind, kann man ganz sicher nicht Rassismus vorwerfen. Wenn es Rassismus in der Schweiz gibt, dann wurde der von denn Ausländern importiert, in deren Heimatländern, es tatsächlich gravierenden Rassismus, Politisch und Religiös motivierten Hass gibt. Welches neben denn Wirtschaftlichen Problemen und Korruption, auch die Hauptgründe für die Flucht der Ausländer aus ihren Heimatländern in die Schweiz sind.

      Durch die Links-Sozialistische Politisch verursachte Massen-Einwanderung, auch die illegale, gibt es wenn schon, dann einen Rassismus gegen die Einheimischen Schweizer, welche das Land aufgebaut haben – und welche durch massive Überfremdung zur Minderheit im eigenen Land geworden sind. Die Eigene Kultur, Werte, Sozialisierung wird schleichend ausgelöscht. Glauben sie nicht? – Dann gehen sie einmal in eine Zürcher Schule! – Viele Ausländer integrieren sich auch nach vielen Jahren nicht, viele sind auch illegal in der Schweiz. Arbeiten nicht, und leben vom Sozialstaat, ein beachtlicher Teil dieser Gelder wird in ihre Heimatländer überwiesen. Sehr viele Ausländer dürften nach Recht und Gesetz, gar nicht in der Schweiz sein, da sie über sichere Länder in die Schweiz gekommen sind = Rechts-Staatliches und Politisches Versagen der Schweizer Regierung = Missachtung der Rechte und Interessen der Einheimischen.

      Was einem Diebstahl gegenüber denen gleichkommt – welche die Sozialen Versicherungen finanzieren, und über Generationen Aufgebaut haben. Wäre es auf Grund der Realitäten nicht angezeigt – sich mehr für die Rechte und Kultur der Einheimischen Minderheit, und gegen die Überfremdung (Invasion) einzusetzen? – LoRa = Lokal-Radio – oder nicht?

      Feministisch? – Femizide, die Tötung von Frauen gehören in vielen Heimat-Ländern, wo Ausländer herkommen zur Tagesordnung. Täglich werden mehrere Frauen ermordet, und auch sonst in Patriarchalen und Macho Kulturen Unterdrückt, ihrer Freiheit und Rechte beraubt. Rassismus, Femizide, sind Probleme die in Aufgeklärten, Entwickelten Ländern im Vergleich fast nicht vorkommen.“

      Es ist unabdingbar, dass es Medien gibt, in denen Menschen zu Wort kommen, die sonst nirgends sicht- und/oder hörbar sind. Das Radio LoRa bietet einen niederschwelligen Zugang für Personen, sich aktiv an der Produktion von Sendungen zu beteiligen. Unsere Sendungsmachenden werden mit den nötigen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgestattet. Bei Verstössen gegen das Sendestatut ergreift die Sendekommission entsprechende Massnahmen. Sie prüft auch Vorwürfe, die von aussen ans Radio LoRa herangetragen werden.

      Als komplementäres Radio werden Sendungen bei LoRa in Freiwilligenarbeit produziert. Das Radio leistet einen wichtigen Beitrag zur Medienvielfalt, vernetzt Menschen und trägt kritische Stimmen, alternative Kultur und Vielfalt in den Äther.

      Anmerkung Rudolf:

      “Freiwilligen-Arbeit? – Also die arbeiten Gratis für das Lokal Radio LoRa! – Und wie werden die von der Öffentlichkeit, von dem Steuerzahler nicht freiwillig zur Verfügung gestellten Gelder ausgegeben? – Wer Verdient wie viel? – Und arbeitet nicht Gratis für Gottes Lohn? – Und wer vermittelt die Fähigkeiten zur Befähigung der Gratis arbeitenden Sendungsmacher? – Die Sendekommission? – Der Verwaltungsrat? – Oder der Vorstand des Vereins Radio LoRa? – Gratis-Arbeit? – Ist das nicht Sklaverei?!

      Zürich, 31.05.2024
      Der Verwaltungsrat der Gemeinnützigen AG Radio LoRa
      Der Vorstand des Vereins Radio LoRa

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      LoRa ist eine Blackbox, niemand steht mit Namen hin. Weder der Verwaltungsrat noch die RadioMacherinnen. Das BAKOM hätte längst hinschauen müssen. Wer mit öffentlichen Geldern über Wasser gehalten wird muss auch öffentlich sein.
      Gezeichnend das LoRa die Fragen der NZZ nicht beantwortet hat, vermutlich gibt es einiges zu verbergen.

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