Wenn Gutmenschen empört sind

Dann keilen sie ohne Rücksicht auf Verluste aus.

Fabian Renz ist entsetzt. Das ist er häufiger. Dann wird er jeweils ziemlich demagogisch und primitiv. Nun muss ihn besonders getroffen haben, dass nicht nur eine grüne Ex-Bundesrichterin, sondern auch der Rechtsprofessor Daniel Jositsch das Klima-Urteil von Strassburg für übergriffig hält.

Das hat die Rechtskommission des Ständerats mit breitem Mehr bekundet, aber das hätten sie besser nicht getan. Denn Renz in seinem Zorn ist fürchterlich. Der «Leiter Analyse und Meinungen» hat’s nicht so sehr mit Analyse, dafür ausgesprochen mit Meinung.

Zunächst holt er nostalgisch Anlauf, früher sei auch im Stöckli alles besser gewesen. Aber: «Dieses Goldene Zeitalter ist lange vorüber, das Niveau seither merklich gesunken. Für einen vorläufigen Tiefpunkt hat diesen Dienstag nun die ständerätliche Rechtskommission gesorgt.»

Ihre «Erklärung» – Achtung, Nase zuhalten – «schöpft kräftig aus den populistischen Sickergruben». Da fragt man sich zunächst, ob Renz weiss, was eine Sickergrube ist. Eher nicht, aber macht nichts.

Renz ist nicht nur entsetzt, sondern auch fassungslos: «Nun ist man zunächst einmal versucht, die «Erklärung» der Kommission als Jux abzutun.» Wenn man das liest, ist man versucht, diesen Holzhammerkommentar als schlechten Jux abzutun. Aber bei einer Verbreitung von über einer Million? Langsam hat Renz nun Betriebstemperatur erreicht – und überschritten:

«Leider ist das Papier aber doch mehr als ein Jux … Botschaft mit maximalem Schadenspotenzial … dass man Entscheide demokratisch legitimierter Institutionen fallweise ignorieren darf … leichten Angriffszielen für Populisten aller Couleur, die sich nicht an den Rechtsstaat gebunden fühlen … Alternative ist das Faustrecht … sondern diese Renitenz sogar lauthals in die Welt hinausposaunen will: Es ist einfach nur beschämend.»

Der arme Jositsch wird zum «agilen Zeitgeistsurfer», der dazu beitrage, «die Legitimität des EGMR zu untergraben».

Renz profitiert davon, dass er offensichtlich keine Ahnung von Rechtssprechung hat. Und vom EGMR. Aber auch das macht ja nix. Es ist müssig, ihm die wohldurchdachten Argumente der Kritiker dieser absurden Entscheidung zu wiederholen, das interessiert Renz null. Er galoppiert lieber mit dem Denkfehler weiter, dass die kompetenten Kritiker die Legitimität dieses Gremiums untergrüben. In Wirklichkeit ist es der Gerichtshof selbst, der sich selbst ermächtigt, in ungehöriger und inakzeptabler Form in die Rechtssprechung souveräner Staaten einzugreifen; nicht mehr rechtlich abgestützte Urteile fällt, sondern damit Politik machen will. Nicht zum ersten Mal.

Darauf reagiert dann die Politik. Nicht die Politiker sind übergriffig, das Richtergremium ist’s.

Selbstverständlich hat auch Renz das Recht, sich öffentlich zum Deppen zu machen. Aber es ist schon auffällig, dass sogar die «Süddeutsche», deren Inhalte ja von Tamedia fleissig übernommen werden, zu einem besonnenen Kommentar fähig ist, was das Beantragen von Haftbefehlen für mutmassliche Kriegsverbrecher betrifft.

Dagegen schreibt Renz aus der Jauchegrube der rechthaberischen Arroganz. Dass er jeden Anstand vermissen lässt, geschenkt, so sind halt Gutmenschen, wenn sie auf dem Kriegspfad unterwegs sind. Aber dass eine solche Primitivpolemik eines Wutbürgers an allen Kontrollinstanzen vorbei ins Blatt kommt, verstärkt die Zweifel an der Kompetenz der Chefredaktion von Tamedia, das Organ einigermassen auf Kurs zu halten.

6 Kommentare
  1. Karl Warth
    Karl Warth sagte:

    Oh herrlich, ich hatte schon geahnt, dass es dieser „Kommentar“ von diesen Unflat Fabian Renz hier rein schafft. Wer ist dieser Typ und gehört er nicht ans Licht gezerrt, wenn er auf so dümmliche Art Politik machen will?
    „Kommentärlis spile“: Wie Kindergärtner grosse, starke Erwachsene imitieren.
    An Jositsch hat der Tragi und seine latent militant-linksradikalen Foristen eh einen Narren gefressen: Der kann machen was er will – niemals werden sie ihm vergeben, dass er gegen das Politbüro gehandelt hat und – Todsünde – gegen eine Frau angetreten ist.
    Renz, samstäglicher Loser und andere Verlierer beim Tagi: Absoluter Schund inzwischen.

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  2. Roland
    Roland sagte:

    Hat sich der Gute eigentlich auch so eifrig für Rechtsstaat und Unfehlbarkeit der Justiz ins Zeug gelegt nach der Kritik am Urteil des Supreme Courts zum Abtreibungsrecht?

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    Fragen an den semantisch gewandten Chef:
    könnten Sie mal die Verbiegung des Wortes Gutmensch erörtern?
    Denn ein guter Mensch versuchen noch viele zu sein – zumindest als Schreiberling erfüllt der Tiefflieger und Hetzer Renz das immer wieder nicht. Da ist zu Vieles rechthaberische Ignoranz – die Arroganz kommt von weiter oben, solche (und es hat mehr davon in dieser Truppe) weiter agitieren zu lassen.

    Und Wutbürger bin ich (der Chef manchmal auch……), ob dem was die Regierenden, Gerichte, Experten, Medien und andern Gutbürger da draussen auch in unserem Land im Abwärtsstrudel abziehen.
    ICH VERBITTE MIR, DIE RENZ & CO ALS WUTBüRGER ZU BEZEICHNEN.

    Als Vorschlag werfe ich Bimbo-Burger ins Feld. Ob das zur Trademark reicht?

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  4. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    «Leider ist das Papier aber doch mehr als ein Jux … Botschaft mit maximalem Schadenspotenzial … dass man Entscheide demokratisch legitimierter Institutionen fallweise ignorieren darf … leichten Angriffszielen für Populisten aller Couleur, die sich nicht an den Rechtsstaat gebunden fühlen … Alternative ist das Faustrecht … sondern diese Renitenz sogar lauthals in die Welt hinausposaunen will: Es ist einfach nur beschämend.»

    Ob man nun bloss diese Samples liest oder den ganzen Artikel: Argumentativ kann man gar nicht auf einen solchen Schwachsinn eingehen.

    Macht sich ein Renz damit öffentlich zum Deppen? Das interessiert solch einen prinzipienlosen Opportunisten nicht. Denen geht es darum, sich in ihrer Journalisten-Bubble ideologisch Gleichgesinnter zu beweisen, alles «richtig» zu machen. Zuerst wird die Gesellschaft in gut und böse gespaltet, dann die einzelnen Gruppen aufeinander aufgehetzt.

    Und indem diese Linken ihre angewandten Schweinereien dem Gegner offensiv vorwerfen, zeigen sie erst recht, wer und was sie sind.

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  5. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Die Klima-Seniorinnen haben auf sanfte Weise einen Volltreffer lanciert.
    Mögen sie noch lange unter uns weilen und Vorbild für unsere Jugend sein.
    Leider sind das ja die meisten Juristen nicht!

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