Wumms: Andreas Tobler

Der «Tages-Anzeiger» wird zur queeren Lachnummer.

Seitdem der sich als nonbinär bezeichnende Schlagersänger mit dem geklauten Namen die Freakshow ESC gewonnen hat, kriegt sich der Tagi in seiner Berichterstattung über dieses Non-Event nicht mehr ein. Mit ähnlicher Aufmerksamkeit bedenkt er höchstens noch den Eiersalat der türkischen Köchin Elif.

Aber immer, wenn man denkt, schlimmer geht nimmer, zeigt das völlig desorientierte Blatt: schlimmer geht immer. Dafür zuständig ist meistens Andreas Tobler.

Der Mann läuft so unrund, dass er eine ganze Latte von Verweisen auf ZACKBUM auf dem Kerbholz hat. Ist ihm egal. Genauso wie ihm egal ist, was den Leser eigentlich interessiert. Neben Sprachvergewaltigung ist canceln seine Lieblingsbeschäftigung. So forderte er schon mal unter Hinweis auf die Unschuldsvermutung, dass alle Auftritte von Rammstein in der Schweiz gecancelt werden sollten. Als sich dann alle Vorwürfe gegen den Sänger der Band in Luft auflöste, zeigte Tobler seine unangenehmste Eigenschaft: er schwieg feige.

Nun ergreift er aber das Wort, was er lieber gelassen hätte:

Mit Verlaub: es gibt kein drittes Geschlecht. Deshalb sollte das Nemo, Pardon, niemanden interessieren. Das interessiert vor allem den Tagi-Leser nicht, wie die meisten Kommentare unter Toblers Kommentar beweisen. Das sieht er natürlich anders: «Die Schweiz ist im Nemo-Fieber – und diskutiert über das dritte Geschlecht.» Bis hierher stimmt keine einzige Aussage.

Nicht mal die hier stimmt: «Gewiss, beim dritten Geschlecht geht es um eine Minderheit, der in der Schweiz je nach Schätzung einige Zehntausend, allenfalls etwas mehr als hunderttausend angehören.» Und das hier ist blühender Unsinn: «Noch immer leben wir in einer Gesellschaft, die stark von überkommenen Geschlechtsvorstellungen geprägt ist.»

Und die Schlussfolgerung wäre fast genialisch, wenn Tobler sich an Dadaismus versuchen würde; aber es steht zu befürchten, dass er das ernst meint: «Die Forderung von Nemo und Gleichgesinnten lädt uns daher ein, nochmals grundsätzlich zu prüfen, wo in unserer Gesellschaft Menschen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden – und wie das endlich aufhört.»

Ganz langsam zum Mitschreiben, obwohl es bei Tobler und Konsorten nutzlos ist: es gibt zwei biologische Geschlechter, die klar und einfach unterschieden werden können. Es gibt kein drittes, viertes oder fünftes.

Ein Weisser kann sich als Schwarzer fühlen, ein Dicker als schlank, ein Kleinwüchsiger als Riese. Ein Alter als jung. Es kann Männern gefallen, sich zu schminken und Frauenkleider anzuziehen. Es kann Frauen gefallen, sich nicht zu schminken und Männerkleider anzuziehen. Frauen können sich von Frauen sexuell angezogen fühlen, Männer von Männern. Es gibt unendlich viele Spiel- und Abarten, seine Sexualität auszuleben. Einige davon sind verboten, andere Minderheitenprogramme.

In einer toleranten Gesellschaft wird all das, was nicht verboten ist, geduldet. Jemand kann sich auch als nonbinär fühlen, also keinem der beiden Geschlechter ganz zugehörig. Jemand kann auch völlig asexuell leben wollen. All das ist erlaubt und wird nicht mehr diskriminiert als jede andere Abweichung von der Norm.

Aber ein Weisser, der sich als Schwarzer fühlt, kann deshalb nicht verlangen, dass ihm das rechtlich attestiert wird. Er kann sich noch viel weniger als diskriminiert bezeichnen, wenn man ihm die Anerkennung als Schwarzer verweigert. Ein Pass weist den Besitzer als Angehöriger eines bestimmten Staates aus. Der Besitzer eines Schweizerpasses kann nicht verlangen, dass er auch noch einen deutschen bekommt, weil er sich auch als Deutscher fühlt. Er kann auch nicht die Änderung seines Geburtsdatums verlangen, weil er sich viel jünger fühlt.

Das alles wäre absurd, und niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde das bestreiten. Niemand würde behaupten, dass solche persönlichen Gefühle uns alle interessieren sollten. Niemand würde behaupten, dass solche Forderungen diskutiert werden sollten und das zu begrüssen sei. Ausser, er heisst Tobler und darf solchen Unsinn im Tagi publizieren. Wie schreib einer der vielen empörten Kommentatoren so richtig: «Das Geschlecht ist eine biologische Tatsache. Gefühle haben in der Biologie nichts verloren.» Und ein anderer kommentiert trocken: ««Das dritte Geschlecht sollte uns alle interessieren» Wüsste nicht weshalb

Ein anderer beweist den nötigen Humor: «Das dritte Geschlecht? Ich bin schon froh, wenn es keinen dritten Weltkrieg gibt!» Wir alle wären auch froh, wenn beim Tagi wieder ein gewisses Mass von Vernunft einkehrt, wenn nicht ungebremst Schwachsinn publiziert werden darf, wenn endlich wieder Qualitätskontrolle kein leeres Wort mehr ist. Merkt die Chefredaktion denn nicht, wie die Sache immer mehr aus dem Ruder läuft?

Vielleicht sollten dort die Fettnäpfchen-Queen und die Selfie-Queen sich darauf besinnen, wofür sie fürstlich bezahlt werden. Aber die fragen sich hier sicherlich: und das wäre was?

Hoffnungslos.

7 Kommentare
  1. Jakob Joos
    Jakob Joos sagte:

    Ich lese Zackbum regelmässig und amüsiere mich meistens köstlich über die filigrane Schreibe des RZ. Er bringt die Sachen sehr oft genau auf den Punkt. Natürlich, wenn man verbal und auch meinungsmässig auf einem Hochseil akrobatische Küststücke vollführt, rutscht mal unweigerlich manchmal a8uch zur falschen Seite ab. Dennoch, die guten bis hin zku brilliant formulierten Artikel trösten einen dann über kleine Ausrutscher hinweg.

    Mit diesem Artikel hier, ob uns alle das dritte Geschlecht interessieren oder eben gerade nicht interessieren sollte, haben Sie allerdings ein Meisterwerk über den Unsinn von «Gefühlen» und Leuten, die daraus gesetzliche Rechte fordern, geschaffen. BRAVO

    Antworten
  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    «Die Schweiz ist im Nemo-Fieber – und diskutiert über das dritte Geschlecht», gibt der Kulturredaktor am Dienstag, 14.05.2024, 18:14, online zum besten. Da hat er lange für sein Elaborat gebraucht denn der grosse Teil der Schweiz hat sich schon anderen wichtigeren, interessanteren Dingen zugewandt. Ausser der LGBTQIA+ Community die sich über den neuen «Heilsbringer» mit dem cleveren Management und der gelungenen Marketingstrategie freut. In Berlin zeitgerecht zum ESC «nonbinär» entdeckt. Erinnert an einen Sänger namens Freddy Quinn der Seemannslieder gesungen hat aber nie zur See gefahren ist. Alles für die Show! Tobler sollte keine «Fieberprognosen» mehr machen, ihm fehlt die Kompetenz, die Unabhängigkeit und die Sicht dazu.

    Tobler kann als Ersatz sich am Eiersalat der «angesagten» Gastronomin Elif Oskan versuchen, mit Unterstützung von Nina Kobelt, Claudia Salzmann, Aline Bavier, die sich alle um die Köchin bemühen. 3 Frauen für eine Köchin, dürfte sich um ein Beschäftigungsprogramm für die 3 Frauen mit begrenzten Kompetenzen handeln.

    Antworten
  3. Beat Morf
    Beat Morf sagte:

    Aber wenn ich Chef Redaktorin bin und das Gehalt als Chef Redaktorin beziehe, mich aber als Nachrwächterin – (oder Nachtwächternde?) fühle, bin ich doch für die Kloakenschreiberei im Tagi nicht verantwortlich, oder?

    Antworten
    • Noah Fetter
      Noah Fetter sagte:

      Nein, wurde er nicht. Er wurde als Knabe und Mettler geboren. Den Vornamen Nemo erhielt er erst nach der Geburt 😉
      (Wie man sein Kind «Niemand» taufen kann, wäre noch zu analysieren.)

      Antworten
    • Gabriel
      Gabriel sagte:

      Nein, er wurde als kleiner Bub geboren, »nackt wie Gott ihn schuf» und auch namenlos.
      Ob im seine Eltern dann wirklich den Namen Nemo gaben, müsste auf der Geburtsurkunde nachgelesen werden.
      In Wikipedia und sonstwo kann Jeder hinschreiben was er will.

      Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert